Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0420 - Sie holten sich den grauen Joe

0420 - Sie holten sich den grauen Joe

Titel: 0420 - Sie holten sich den grauen Joe
Autoren:
Vom Netzwerk:
erschien eine andere Gestalt am Ende des schmalen Ganges und hob eine kleinkalibrige Pistole. Ohne zu überlegen, hechtete ich zwei Schritt nach vorn und landete auf allen vieren. Keine Sekunde zu früh, denn die Waffe bellte einmal kurz auf, und zischend jagte die Kugel durch die Luft, wo noch vor Kurzem mein Kopf gewesen war. Ich befand mich direkt vor einer Tür, die in den Raum führte, der an mein unfreiwilliges Gefängnis anstieß. Liegend rollte ich mich hinein und warf die Brettertür ins Schloss. Der Riegel war hier an der Innenseite angebracht.
    Ich schob ihn vor. Lange würde das die Verfolger nicht abhalten, und ich sah mich hastig nach einer weiteren Fluchtmöglichkeit um. Es gab ein Bullauge in der Kabine, davor ein Feldbett und daneben ein eiserner Spind. Zunächst rückte ich das Möbelstück von der Wand weg und stellte es so zwischen Tür und Bullauge, dass es mich deckte, falls die Verbrecher durch das Holz schossen. Die Vorsicht war begründet, wie ich zwei Minuten später feststellte. Ich hatte das Fenster aufgemacht und schätzte den Durchmesser ab.
    Das Jackett flog in die Ecke, nachdem ich noch die Brieftasche in die Hose gesteckt hatte. Mit dem Kopf zuerst zwängte ich mich jetzt durch das enge Loch, während die Kugeln durch das Holz der Tür jagten. Mit zusammengebissenen Zähnen und abgeschürften Hautstellen zwängte ich mich durch die Öffnung. Es war ein Wettlauf mit der Zeit. Würde die Tür nachgeben, bevor ich draußen war, hatte ich zum letzten Mal die Sonne aufgehen sehen.
    Halt suchend glitten die Hände über das nasse und geteerte Holz der Außenwand. Mit einer letzten Kraftanstrengung kam ich durch und ließ mich fallen. Im selben Augenblick hörte ich einen Wutschrei. Die Tür hatte nachgegeben.
    Neben dem Schrank saß der Pistolenschütze. Er schoss in dem Augenblick, in dem ich mich fallen ließ, aber die Kugel riss mir nur den Absatz von den Schuhen. Ich fühlte den Schlag und tauchte fast gleichzeitig in das schwarze Wasser ein. Es wurde eiskalt. Verzweifelt arbeitete ich mich noch einen Yard tiefer. Mit kräftigen Stößen schwamm ich weiter geradeaus. Meiner Schätzung nach musste ich jetzt unter dem Kiel des Kutters hindurch sein. Die Luft wurde schon knapp, und ich ließ mich nach'oben treiben. Mit den Händen fühlte ich vor. Endlich hatte ich die Oberfläche erreicht und tauchte auf.
    Ein starker Scheinwerfer war ans Fenster gebracht worden und beleuchtete 60 die Wasserfläche auf der anderen Seite. Ich konnte mir vorstellen, wie gern mich die Gangster mit Blei vollpumpen wollten, doch ich blieb erst mal verschwunden. Es fragte sich, wann ihnen ein Licht aufging und sie auch auf der anderen Seite suchten. Deshalb atmete ich ein paar Mal kräftig durch und tauchte unter. An der Bordwand entlang tastete ich mich nach hinten zum Heck.
    Dicht neben dem Ruderblatt steckte ich den Kopf wieder heraus. Das Blatt stand schräg zum Boot und ragte an seinem höchsten Ende etwa zwei Handbreit aus dem Wasser. So befand ich mich im toten Winkel, wenn ich mich dicht anpresste.
    Dabei kam mir die Ruderkette in die Finger, und blitzartig fasste ich einen neuen Plan. Über ein paar Ösen lief die Kette nach oben. Am Ruder war sie mit zwei Karabinerhaken befestigt. Ich musste zweimal untertauchen, bis ich die Haken ausgeklinkt hatte.
    Das Blatt war jetzt lose. Um den Trick nicht gleich zu verraten, zog ich das längere Kettenende über die Schraube und hakte es wieder ein. Die Kette war jetzt wieder gespannt und gehorchte dem Rudergänger, solange der Motor nicht angestellt wurde.
    In diesem Fall aber würde sich die Kette wie ein Wollknäuel aufwickeln und das Schiff vollkommen manövrierunfähig machen. Und mit einem derart seeuntüchtigen Boot kamen die Verbrecher keine hundert Yards weit. Sie waren Gefangene ihres eigenen Verstecks.
    ***
    Es wurde immer kälter, und ich fühlte die Arme steif werden. Dazu brannte das Salzwasser in den Augen. Es wurde langsam ungemütlich, aber ich konnte meinen Platz noch nicht verlassen. Einmal musste ich sogar ganz unter Wasser, weil der Scheinwerfer genau mein Versteck absuchte. Doch danach schienen die Verfolger endgültig überzeugt zu sein, dass ich untergegangen sei. Das Licht erlosch schlagartig, und ich konnte an den Rückweg denken.
    Drei Längen vor mir schaukelte das Ruderboot an seiner Laufleine. Daneben hatte ich noch ein schnittiges Motorboot gesehen, das schon vorher da gewesen sein musste. Ich konnte jedoch nicht riskieren, da
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher