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0418 - Die Waldhexe

0418 - Die Waldhexe

Titel: 0418 - Die Waldhexe
Autoren: Werner Kurt Giesa
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verstanden als spanisch, obgleich das dem Portugiesischen doch näher verwandt war.
    Einer, der sich am besten verständlich machen konnte, radebrechte: »Polizist hat verhaftet Hexe, wo mordete drei Männer Valdez, Bastiano, Zoro.«
    Die Namen sagten Zamorra nichts, der sich überhaupt erst einmal vorstellte und dann eine nähere Beschreibung der Hexe erbat. Ihr Aussehen paßte nicht auf Nicole, was ihn erleichterte. Als er die Todesursache erfuhr, war ihm klar, daß es sich bei dieser Hexe tatsächlich um eine Unbekannte handeln mußte. Wenn Vampire zubissen, machten sie ihre Opfer im Normalfall ebenfalls zu Blutsaugern, ließen sie aber nicht so einfach zu Staub zerfallen.
    Aber die Existenz einer mordenden Hexe interessierte ihn.
    Er hatte sich schon damals, als er das Amulett erbte, dem Kampf gegen die Schwarze Magie und die Höllenwesen verschrieben. Schwarzmagische Hexen gehörten zu seinen Gegnern. Er war Experte; mit Sicherheit würde er mehr ausrichten können als diese Leute, die sicher waren, eine Hexe in Gewahrsam zu haben, die sie hinrichten und verbrennen wollten, weil sie ihnen unheimlich war.
    Er erfuhr, daß das Haus, vor dem sie alle standen, dem Dorfpolizisten gehörte. Die Funkantenne auf dem Dach war Zamorra schon beim Anflug mit dem Hubschrauber aufgefallen. Der stand jetzt still geparkt auf dem Dorfplatz, und Húlú vertrat sich neben der Maschine die Beine und hatte beschlossen, sich zu langweilen, bis es weiter ging oder sein Auftraggeber ihn heim schickte.
    Zamorra ging zum Haus, klopfte an und ließ sich hereinbitten.
    Er kam direkt zur Sache.
    Er wollte die Hexe sehen. Lopez, der Polizist, sah ihn stirnrunzelnd an und musterte ihn mißtrauisch und skeptisch von oben bis unten. Daß Professor Zamorra, der Mann aus Frankreich, Parapsychologe war, wollte Lopez ihm gern glauben, nicht aber, daß er nur wegen der Hexe gekommen sei. Überhaupt fand der Polizist es schon erstaunlich, daß Zamorra vorbehaltlos die Existenz der Hexe akzeptieren wollte.
    »Ich befasse mich eben im Rahmen meines Berufes mit diesen Erscheinungen«, sagte Zamorra.
    »Aber wieso haben Sie in Frankreich davon erfahren, daß es hier bei uns eine Hexe geben soll? Das ist unmöglich, Professor. Selbst in diesem Dorf raunt man es sich nur hinter vorgehaltener Hand zu.«
    »Dafür schreien die Leute da draußen aber ziemlich laut«, widersprach Zamorra und deutete auf das Fenster, durch das die Versammmlung deutlich zu sehen war. Die Menschen wurden immer mutiger und rückten langsam vor. Sie forderten die Hexe, um mit ihr abzurechnen.
    »Von denen habe ich diese Information, aber diesen Menschen scheint nicht klar zu sein, daß Hexen nicht immer böse sein müssen, sondern daß die Bösen eine Ausnahmeerscheinung sind. Deshalb möchte ich diese Silvana sehen, um sie einschätzen zu können.«
    »Und was dann, Professor?« wollte Lopez wissen. »Was stellen Sie sich danach vor?«
    »Ich weiß es noch nicht«, sagte Zamorra ehrlich. »Vielleicht gibt es eine Möglichkeit, das Problem zu lösen.«
    »Es gibt kein Problem«, widersprach Lopez. »Ich war Zeuge, als sie Vasco Valdez tötete. Ob sie eine Hexe ist oder nicht, spielt fast keine Rolle, aber Valdez’ Aussage nach hat sie ihm am Abend zuvor eine schriftliche Warnung überbringen lassen. Daraus ist zu schließen, daß es sich bei der Tötung um einen eiskalten, vorsätzlichen Mord handelt. Jetzt muß ich nur noch den Überbringer jenes Briefes, der verschwand, finden…«
    Die Formulierung ließ offen, ob er mit dem Verschwinden den Brief oder den Boten meinte. Zamorra fragte auch nicht danach.
    »Aber weshalb sind Sie überhaupt hier, Professor?« wollte Lopez wissen.
    »Ich suche eine andere Frau. Sie muß hier sein, denn ich glaube ihren Wagen, mit dem sie unterwegs sein muß, am Ortsrand gefunden zu haben.«
    »Ziemlich viel Aufwand, mit einem Hubschrauber von Frankreich bis hierher zu fliegen…«
    Zamorra grinste. Lopez entwickelte eine seltsame Art von Humor. Zamorra beschrieb Nicole.
    Der Polizist zuckte zusammen.
    »Die ist hier, Professor, oder Sie war es. Ich bin ihr begegnet, in der Bodega. Ich halte es für möglich, daß sie mit der Hexe zusammen war. Valdez, den die Hexe ermordete, hielt erst die von Ihnen gesuchte Frau für Silvana und schoß auf sie. Die Frau floh, ich mußte die Verfolgung abbrechen. Dann tötete Silvana Valdez, und ich nahm die Hexe fest.«
    »Na, prachtvoll«, murmelte Zamorra. »Wissen Sie auch, in welche Richtung die Frau im
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