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0418 - Die Waldhexe

0418 - Die Waldhexe

Titel: 0418 - Die Waldhexe
Autoren: Werner Kurt Giesa
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errichten?
    Oder, was noch viel schlimmer war, ihren Wald verbrennen?
    Sie dachte an Garifo. Er war der einzige, der ihr jetzt vielleicht hätte helfen können. Aber nachdem sie zweimal getötet hatte, hatte Garifo sich von ihr losgesagt, und er würde nicht wieder an ihre Seite zurückkehren, nachdem sie ein drittes Mal getötet hatte.
    Garifo…
    ***
    Der Mann, an den Silvana in ihrer Gefängniszelle dachte, war sich seiner Sache unsicher.
    Er befand sich in einer Konfliktsituation. Einerseits verstand er Silvana nur zu gut. Er wußte, daß sie um ihr Überleben kämpfte - ganz abgesehen davon, daß er selbst recht einseitig Partei zu ergreifen gewillt war gegen jene, die den Regenwald vernichteten.
    Geschöpfe seiner Art waren der Pflanzenwelt schon immer sehr innig verbunden gewesen. Und den Bäumen erst recht, den Trägern des uralten Lebens.
    Aber die Wahl der Mittel war falsch.
    Und so hatte er beschlossen, noch einmal mit der Hexe zu reden.
    Er war zwar sicher, daß er sie nicht dazu bringen konnte, sich der weltlichen Gerichtsbarkeit zu stellen und die Verantwortung für ihr zweimaliges Töten zu übernehmen. Er würde es zwar verlangen, aber er war sicher, daß er es nicht durchsetzen konnte, ohne gegen sie kämpfen zu müssen. Und das wollte er nicht.
    Aber vielleicht konnte er einfach mit ihr reden und sie dazu bewegen, künftig den Weg des Geistes und nicht den der Gewalt zu gehen.
    Die Morde durften nicht ungesühnt bleiben, auch wenn zumindest Hernando Zoro in Silvanas Augen den Tod redlich verdient hatte. Er war ein Mensch, und Silvana war schließlich auch ein Mensch. Menschen durften nicht selbstherrlich den Tod anderer Menschen beschließen. Es gab immer eine andere Lösung. Man mußte sie nur finden.
    Vielleicht würde es auch hier eine Lösung geben.
    Auf jeden Fall half es niemanden, wenn er sich jetzt einfach in seinen Schmollwinkel zurückzog. Er mußte mit Silvana reden. Deshalb hatte er ihre Hütte wieder aufgesucht, entgegen seinem ursprünglichen Vorsatz, den Kontakt abzubrechen.
    Silvana war nicht da.
    Also beschloß er, auf sie zu warten, und machte es sich in ihrer Hütte bequem. Der Wolf lag vor dem Herdfeuer und wärmte sich den Pelz, als sei es ihm, der die Kälte Sibiriens gewohnt gewesen war, noch nicht warm genug in dieser tropischen Hölle.
    Und dann geschah etwas, mit dem sie beide nicht einmal im Traum gerechnet hatten…
    ***
    Nicole öffnete die Tür. Rasch trat sie ein, weil sie keine Falle spürte. Aber als sie die Tür hinter sich zuzog, sah sie, daß die Hütte nicht leer war.
    Es hätte ihr auffallen müssen.
    Die Annäherung Silvanas hatte sie drüben im Dorf, in der Bodega bemerkt. Aber jetzt war sie so sehr in ihren Gedanken versunken und mit ihren Problemen beschäftigt gewesen, daß sie sämtliche Vorsichtsmaßnahmen außer acht gelassen hatte.
    Aber wer wollte auch schon in dieser Hütte auf sie warten außer Silvana selbst? Im ersten Moment glaubte sie in der Gestalt im dunklen Hintergrund Silvana zu sehen, die vielleicht einen kürzeren und schnelleren Weg gefunden hatte, aber damit unter Beweis gestellt hätte, der Teleportation fähig zu sein.
    Dann sah Nicole, daß ihre Vermutung nicht stimmte.
    Ein Mann saß da in der Dämmerung, mit dem Rücken zur Tür. Jetzt erhob er sich langsam, und sie sah ihn und glaubte ihren Augen nicht zu trauen. Und da sah sie auch den Wolf, der sich vor dem Herd ausgestreckt hatte, jetzt den Kopf hob und sie aus seinen klugen Augen ansah.
    »Nicole«, stieß der Mann überrascht hervor. »Was, bei Merlins Bart, machst denn du hier?«
    »Gryf«, keuchte sie überrascht. »Gryf… du?«
    Und da sah er ihre Vampirzähne…
    ***
    Das Dröhnen des Hubschraubers verstummte. Fluppend und pfeifend lief der Rotorkreisel aus. Zamorra schwang sich wieder aus der Maschine.
    Er sah Menschen, die in einiger Entfernung vor einem Haus standen, diskutierten und riefen. Als der Hubschrauber landete, wandten sie der Maschine einen Teil ihrer Aufmerksamkeit zu, was nur verständlich war.
    Zamora glaubte das Wort ›Hexe‹ zu verstehen.
    Das elektrisierte ihn.
    Hexen und Vampire waren zwar zwei verschiedene Paar Schuhe, aber trotzdem hatte er das Gefühl, daß Nicole irgendwie in diese Sache verwickelt war. Hatte man sie als Hexe eingestuft, weil sie mit ihrem vampirischen Habit aus der Menge normaler Menschen herausragte?
    Zamorra näherte sich der Menschengruppe. »Was ist hier geschehen?« erkundigte er sich. Sein Englisch wurde hier besser
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