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0410 - Tödliche Perücken

0410 - Tödliche Perücken

Titel: 0410 - Tödliche Perücken
Autoren: Jason Dark
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sehe ich es auch.«
    »Kanntest du die Frau?«
    »Nein.«
    »Sie hieß Lisa Brookman.«
    »Sorry, John, mit dem Namen kann ich nichts anfangen. Ich bin heilfroh, dass ich noch lebe.«
    »Was könnte dich gerettet haben?«
    »Darüber habe ich auch sinniert. Vielleicht das Eintreffen der Polizei. Die haben mich ja praktisch gesucht. Irgendjemand hat mich durch die Station laufen sehen.«
    »Sei froh.«
    »Darauf kannst du dich verlassen.« Bill qualmte den Wagen voll.
    Ich dachte weiter über einen Fall nach, von dem ich bisher nur wusste, dass es sich um eine mordende Perücke handelte.
    »Medusa!«
    »Daran habe ich auch gedacht, Bill.«
    »Aber das war sie nicht. Keiner ist zu Stein geworden. Dahinter steckt etwas anderes. Keine griechische Mythologie. Außerdem frage ich mich, wer sich schon eine Schlange auf den Schädel setzt. Oder eine Perücke aus Schlangen. Der muss doch einen Knall haben.«
    »So kann man es sehen,« erwiderte ich nachdenklich. »Wobei ich davon überzeugt bin, dass wir hier den Anfang eines langen Fadens in der Hand halten.«
    »Und wie willst du ihn aufrollen?«
    »Über die Tote. Wir werden ihr Leben genau durchleuchten. Sie wird Freunde, Verwandte und Bekannte gehabt haben. Unter Umständen finden wir dort die erste Spur.«
    »Eine bessere Idee habe ich auch nicht.« Bill drückte die Zigarette aus. »Willst du dir den Tatort noch einmal ansehen?«
    »Nein, der Regen hat die Spuren verwischt.«
    »Dann können wir fahren?«
    »Ja.«
    »Soll ich dich nach Hause bringen?«
    »Dann musst du quer durch London. Das Fahren mit der U-Bahn ist mir vergangen. Bring mich zum nächsten Taxistand.«
    Ich war einverstanden.
    Unterwegs dachte ich über die Neuigkeiten nach. Mit vielen Dingen waren wir schon konfrontiert worden, aber mordende Perücken gehörten wirklich zu den außergewöhnlichen Sachen.
    Was kam da auf uns zu?
    ***
    Er hatte die Perücke auf die linke Handfläche gelegt und strich mit der Rechten behutsam über die sich windenden, zusammengezogenen Schlangenkörper.
    »Dummheit!« flüsterte er und brachte die Schlangen näher in den Lichtschein der Lampe. »Dummheit muss bestraft werden. Sie hätte sich nicht erwischen lassen sollen, das war alles. Aber ihr, habt eure Pflicht getan, das war gut.« Nocheinmal strich er über die Schlangen, als wollte er sie mit dieser Geste belohnen.
    Es war stickig in der Bude, und der Geruch setzte sich aus hehreren Duftkomponenten zusammen.
    Nach Schweiß, Puder, Pasten, Kosmetik, Spray – und süßlichem Blut oder Moder roch es.
    Die Umgebung passte dazu. Eine flurartig lange Theatergarderobe mit vergilbten Plakaten an den Wänden, die von besseren Zeiten berichteten. Die auf den Postern abgebildeten Künstler hatten zum größten Teil schon das Zeitliche gesegnet. Es waren die Hollywood-Größen von einst, heute meist vergessen und nur wieder hervorgeholt, wenn sich ein Geburts- oder Todestag jährte.
    Auch die Garderobentische hatten ihre Jahre auf dem Buckel.
    Einige waren wurmstichig, bei anderen zeigten die Holzplatten breite Risse, und die Spiegel zwischen den Plakaten wirkten blind.
    Eine Umgebung, die dem Verfall preisgegeben war, genau die Welt, die der Mann brauchte.
    Wer ihn nach seinem Namen fragte, erhielt eine leise, dennoch stolze Antwort.
    Lucien Sabre!
    Ein Name, den nicht viele kannten, aber unter Eingeweihten war er ein Begriff.
    Wer Lucien Sabre als Friseur bezeichnet hätte, dem hätte er einen vernichtenden Blick zugeworfen. Er war kein Friseur, er nannte sich Stylist!
    Die Damen der Gesellschaft kamen zu ihm, aber auch bekannte Popkünstler. Natürlich war auch die Londoner Schwulenszene bei ihm vertreten, vor allem die, die Geld hatten. Und er frisierte auch Leichen, wenn die reichen Verwandten eines Toten es wollten.
    Wenn Sabre Zeit hatte, beschäftigte er sich so intensiv mit dem Toten, dass der Tote besser aussah, als es je zu seinen Lebzeiten der Fall gewesen war.
    Die Branche kannte Sabre von München bis Hollywood.
    Er hatte in diesen Städten auch schon gelebt, war schließlich nach London gezogen und hatte dort sein Hauptquartier errichtet.
    Hier arbeitete er.
    Offiziell in einem sehr vornehmen Salon an der King’s Road. Sein eigentliches Atelier lag außerhalb der City, im Norden von London, versteckt in einem kleinen Haus, in dem früher einmal ein Lebensmittelladen gewesen war.
    Lucien Sabre hatte die Räume übernommen und natürlich auch den dazugehörigen Keller.
    In ihm saß er jetzt. Umgeben von
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