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0410 - Tödliche Perücken

0410 - Tödliche Perücken

Titel: 0410 - Tödliche Perücken
Autoren: Jason Dark
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Schminktöpfen und Tigeln, Puderdosen und feinen Pinseln, Hautcremes und Sprays, aber all die Dinge beachtete er nicht, nur die Perücke mit den Schlangen.
    Vorsichtig hob er sie an. Zwei Lampen brannten. Die eine warf ihr Licht über den Tisch, die andere stand hinter ihm. Ihr Schein leuchtete die Köpfe aus Styropor aus, die in einer Reihe nebeneinander standen. Köpfe für Perücken.
    Lucien Sabre hatte seine Perücke aufgenommen und ging dorthin, wo ein kahler Kunstkopf stand. Er drapierte sein magisches Kunstwerk vorsichtig über den Schädel und strich die Körper der Schlangen so glatt, dass diese nach unten hingen.
    Dabei verzog er die Lippen zu einem Grinsen und blickte nach rechts, wo fünf weitere Köpfe standen.
    Auch sie waren bedeckt.
    Fünf Köpfe – fünf Perücken.
    Jede war anders. Zunächst einmal die rabenschwarze Stachelperücke. Bei ihr hatte er die Haare so gekämmt, dass sie in die Höhe standen. Man konnte die Haarspitzen schon mit kleinen Messern vergleichen, so gefährlich waren sie. Haare, die durch seine Spezialbehandlung hart wie Stahl geworden waren.
    Die Perücke daneben zeigte grünes Stachelhaar, als hätte man einen gefärbten Draht ineinander gedrückt und gerollt. Sie wirkte im ersten Moment wie eine Kopfbedeckung fürden Karneval, doch wer sie trug, wurde nicht fröhlich, sondern zu einer reißenden Bestie, da das Haar aus den Schuppen eines Dämons bestand.
    Völlig harmlos sah die dritte Perücke aus. Glatte, blonde Haare waren nach unten gekämmt und wellten sich an ihren Spitzen nach außen. Wer dieses Haar jedoch anfasste, erlitt einen Schlag, von dem er sich nie wieder erholte.
    Die vierte Perücke fiel besonders auf. Ihr Wuschelhaar zeigte eine rostrote Farbe. Nur der Künstler wusste, dass es von einer Hexe stammte. Wer die Zweitfrisur trug, übernahm viel von der Kraft der Hexe, denn ihr schlimmer Geist fuhr dann in den Körper der Trägerin.
    Die fünfte Perücke bestand aus grauen, verfilzten Haaren. Sabre hatte einem Toten die Haare einfach abgeschnitten und sie wieder kunstvoll zusammengeknüpft.
    Sabre hatte sich mit Geschick eine Existenz aufgebaut, die er als Tarnung benutzte. Nun lag die große Zeit des Wartens hinter ihm, endlich konnte er darangehen, seine Pläne zu verwirklichen.
    Noch einmal warf er einen Blick auf die sechs Perücken, dann drehte er sich um und blieb dicht vor der Zimmertür stehen, auf deren Innenseite ein türhoher Spiegel befestigt war.
    Lucien Sabre musterte sich.
    Der Stylist gehörte zu den weibischen Typen. Er war ziemlich schmal, hatte die Taille einer Frau, auch weiche Gesichtszüge und tief in den Höhlen liegende braune Augen. Sein aschgraues, dünnes Haar war geföhnt worden. Die gleiche Farbe wie das Haar zeigte die Haut in seinem Gesicht. Ebenfalls einen grauen Ton, der allerdings auf beiden Wangen von einer Spur Rose überdeckt wurde, sodass ein künstlicher Hauch von Frische gezaubert wurde.
    Lucien Sabres Hände waren sehr lang und wirkten seltsam aufgequollen.
    Bekleidet war er mit einer engen, schwarz-weiß gestreiften Hose, deren Beine in den roten Lederstiefeln steckten. Siehatten die gleiche Farbe wie das Seidenhemd mit den weit geschnittenen Ärmeln, das an der Brust vier Knöpfe weit offen stand, sodass jeder den Talisman sehen konnte.
    Es war ein kleiner, goldener Teufelskopf, und er hing an einer schwarzen Schnur aus Leder.
    Es gab wohl keinen Menschen auf der Welt, der Lucien Sabre in puncto Eitelkeit übertroffen hätte. Da war der Stylist einsame Spitze.
    Das bewies er jetzt auch wieder, denn er blieb nicht nur vor dem Spiegel stehen, sondern stellte sich auf die Zehenspitzen, drehte sich dabei wie ein Tänzer, verdrehte die Augen und öffnete den Mund, wobei eine gelbe Flüssigkeit an seinem Kinn entlangrann und zu Boden tropfte. Sie verbreitete einen widerlichen Geruch, der an Grab und Leichen erinnerte. Das machte ihm nichts, das war er gewohnt.
    Im Geschäft wusste niemand davon, da benutzte er besondere Sprays, sehr intensiv riechende Parfüms und Duftwässerchen, die alles andere überlagerten.
    Mit beiden Händen drückte er gegen seine Brust. Mit den Fingern knetete er das Fleisch, das sehr weich war.
    Kuhlen blieben zurück, in denen sich eine gelbliche Flüssigkeit sammelte, die ebenfalls widerlich roch, sodass sich der Modergestank ausbreitete.
    Lucien Sabre lachte nur. Er drehte sich um und griff zu einer Sprayflasche.
    Der feine Nebel sprühte auf seine nackte Brust und überdeckte den Geruch nach
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