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0410 - Tödliche Perücken

0410 - Tödliche Perücken

Titel: 0410 - Tödliche Perücken
Autoren: Jason Dark
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löste er den Verschluss und ließ den Naturkorken springen.
    Der weiße Schaum ergoss sich in die bereitstehenden Gläser. Als Untersatz diente ein silbernes Tablett. Er balancierte es zu den Mädchen. Jede nahm ein Glas, auch Sabre nahm eines. »Auf euch.«
    »Auf Sie, Chef,« sagte die dunkelhaarige Lydia, die ihre lange Mähne zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden hatte.
    »Ja, auf Sie!« wiederholten die anderen.
    Dann erst tranken sie.
    Für Lucien Sabre war der Champagner mit das Größte. Bei jedem Schluck, den er trank, beglückwünschte er innerlich den Erfinder dieses Getränks, den Mönch Perignon.
    »Wer rauchen oder knabbern möchte, bitte, es steht alles bereit!«
    Er deutete auf die kleinen Dinge. Zwei Mädchen griffen nach Zigaretten, während sich Sabre zurücklehnte und dem Teufelsbild einen Blick zuwarf. Dabei hatte er das Gefühl, als würde ihm der Satan zublinzeln. Sabre hatte wohl bemerkt, mit welch einer Unbehaglichkeit die Mädchen das Gemälde betrachtet hatten, aber er ging nicht darauf ein. Ebenso wenig stellten seine Mitarbeiter Fragen.
    »Ich habe euch eingeladen,« begann er, »weil mir etwas am Herzen liegt. Ich möchte mit euch in den Keller!«
    Nach dieser Eröffnung wusste keine, was sie sagen sollte. Nur Kim fing an zu kichern und presste rasch ihre Hand gegen die Lippen.
    »In den Keller?« fragte Harriet.
    »Ja, meine Teure. Ihr seid die Auserwählten.«
    »Das hört sich ja richtig mystisch an,« meinte Eve und rutschte unbehaglich auf ihrer Sitzfläche hin und her. »Ein Keller ist ja immer etwas Geheimnisvolles.«
    »Das soll er auch bleiben!« erklärte Sabre. »Aber er ist gleichzeitig mein Reich. Ich möchte, dass ihr alles vergesst, was ihr bisher über Keller gehört habt. Mein Keller ist eine Werkstatt, dort sitze und erfinde ich. Dort mache ich Trends und Mode. Er ist mein Ideenreservoir, und ihr sollt daran teilhaben.« Jede Einzelne schaute er an und forschte nach Zustimmung in ihren Gesichtern.
    Die Angst war aus den Blicken der Mädchen verschwunden. Sie nickten, waren neugierig geworden, Dora sogar erwartungsvoll. Sie leerte als Erste ihr Glas.
    »Sollen wir jetzt schon gehen?« fragte sie.
    »Natürlich.«
    »Und was werden wir dort erleben?« wollte Lydia wissen.
    »Eine Sternstunde,« erklärte der Stylist im Brustton der Überzeugung. »Eine wahre Sternstunde, das kann ich euch versichern. Es ist wunderbar, mit mir zu arbeiten. Das ist kein Eigenlob, sondern eine Tatsache. Ihr werdet es erleben, und ihr werdet diejenigen sein, die einen Trend bestimmen.«
    So etwas kam bei den Mädchen natürlich an. Sie waren für äußerliche Dinge sehr empfänglich. Alles, was mit Mode und deren Auswirkungen zu tun hatte, traf bei ihnen auf eine ungeheure Bereitschaft.
    Jede leerte ihr Glas. Als die Letzte es wegstellte, erhob sich Lucien Sabre mit geschmeidigen Bewegungen. »Es ist bereit,« sagte er. »Es ist alles vorbereitet.« Er lächelte. »Wenn ich die Damen jetzt bitten dürfte.«
    »Aber gern.«
    Sie hatten sich verändert. Ihre Gesichter zeigten Spuren von Röte.
    Der schnell genossene Alkohol sorgte dafür, und er schwemmte auch ihre Bedenken fort.
    »Ich darf vorgehen, meine Damen?«
    »Wir bitten darum.«
    Alles wirkte einstudiert. Sabre war ein Mensch, der aus allem eine große Schau machte. Kleinigkeiten, die für andere selbstverständlich waren, bauschte er wirkungsvoll auf. Das gehörte zu seinem Job.
    Auch jetzt fühlte er sich wie auf einer Bühne. Er steuerte die Treppe zum Keller an.
    »Ihr dürft nicht erschrecken, meine Lieben. Der Weg in den Keller wird euch fremd vorkommen, aber das haben Keller nun mal so an sich. Gebt Acht, dass ihr nicht stolpert.«
    »Klar, Chef!« Dora kicherte. Sie konnte von allen am wenigsten vertragen.
    Lucien Sabre ging vor. Niemand sah das Lächeln auf seinem Gesicht. Es wirkte schleimig und gleichzeitig triumphierend. Auch er war nicht völlig ruhig. In seinem Innern kochte es. Die Nervosität hatte ihn überfallen. Er dachte daran, dass auch etwas schief gehen konnte.
    Langsam stiegen sie die Treppe hinab. Das erhöhte nur noch die Spannung. Die Mädchen hatten zunächst noch gekichert. Mit jeder Stufe, die sie hinter sich ließen, wurdendie kichernden Geräusche leiser, bis sie völlig verstummten, weil die Atmosphäre des Kellers dafür nicht eben geeignet war.
    Sie hatten das Gefühl, eine andere Welt zu betreten. Keine sprach darüber, aber jede fühlte es. Sie schauten sich gegenseitig an. Die so locker
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