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041 - Der Schwarze Tod

041 - Der Schwarze Tod

Titel: 041 - Der Schwarze Tod
Autoren: G.J. Arnaud
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gewesen, teils durch seine Abgelegenheit, teils durch die Ungeselligkeit seiner Einwohner. 1943 gab es nicht mehr viele Transportmöglichkeiten, und nur einzelne Gaswagen waren auf den großen Straßen zu sehen. Es gab lediglich Fahrräder und Viehwagen, von Pferden oder Mulis gezogen, und einige Esel. Aber das Dorf lebte trotzdem glücklich dahin, unbeeinflußt von den tragischen Geschehnissen des Zweiten Weltkrieges. Man hatte ein wenig Geflügelzucht, Schweine und Schafe, Kühe und einige Kornfelder, Gemüse, Weinstöcke und Holz. Damit hatte man das Lebensnotwendige hier, trotz der Rationierung.
    In dem Dorf wohnte meine Tante, die nur zu glücklich war, mich eine Zeitlang bei sich zu haben, denn sie war sehr einsam gewesen. Ich kam von Paris, wo meine Eltern zurückgeblieben waren. Ich arbeitete auf den Feldern, an den Weinstöcken, ich hütete Schafe und Ziegen und schnitt Holz.
    Collin reicht mir die Ziegenhautflasche, und ich trinke hastig. Es ist heiß in dem alten Backhaus, und abgesehen davon, ich kann es ruhig zugeben, trinke ich jetzt ziemlich viel. Collin übrigens auch. Abends passiert es uns manchmal, daß wir zu betrunken sind, um zu reden oder auch nur in unsere Zimmer zurückzufinden. Dann schlafen wir in der Küche.
    „Es ist fertig.“
    Er blickte durch das kleine Guckloch in das Innere des Ofens und kratzt sich den feisten Brustkorb.
    „Ich öffne, Herr.“
    Im selben Augenblick verbreitet sich ein wunderbarer Duft goldbraun gebackenen Brotes in der Backstube. Wir beginnen die heißen Laibe aus dem Ofen zu ziehen und legen sie auf die ausgebreitete Sackleinwand. Damit sind wir wieder für eine Woche versorgt, denn wir essen viel Brot, besonders Collin, für den es den Hauptbestandteil seiner Nahrung ausmacht.
    Wir nehmen nur zwei Laibe mit und lassen die anderen in der Backstube. Es gibt keine Diebe in Burach. Ich und Collin sind die einzigen Einwohner. Ich brauchte nicht einmal die anderen Häuser aufzukaufen, denn es gab niemanden, der sich dafür interessiert hätte. Ich besitze sie alle, und das Land dazu.
    Collin geht unsicher im Schnee. Er hat sich niemals an seine Nagelschuhe gewöhnen können, und zieht immer noch die Holzschuhe vor. Aber es wird zunehmend schwieriger, sie in dieser Gegend aufzutreiben, und die, die er momentan trägt, sind schon ziemlich schäbig.
    Wir tragen den Duft hinein in unsere Küche. Ich gehe hinten wieder hinaus, um die Heizung zu kontrollieren, die in einem ehemaligen Stall untergebracht ist. Sie wird von einem großen Öltank gespeist, der nur einmal im Jahr nachgefüllt werden muß. Leider gibt es in Burach keinen elektrischen Strom mehr. Es kam zu teuer, die Leitung aufrechtzuerhalten, und da ich nicht mehr zahlen kann, ließ man sie einfach verfallen, ohne sie zu reparieren. Ich mußte Gasbeleuchtung installieren in den Räumen, in denen wir uns am meisten aufhalten.
    Auf dem Rückweg hole ich ein Kaninchen aus dem Stall. Collin wird es schlachten und zubereiten, „mit allerlei Spezereien“, wie er sagt. Der Zwerg ist begeistert von den vielen Gewürzen, über die er verfügen kann. Zu seiner Zeit war man knausrig mit Pfeffer, Zimt, Muskat und Nelken. Sie waren den reichen Bürgern und den Herrschaften vorbehalten.
    Trotz des Windes schneit es weiter. Die Arbeit von heute früh war wohl umsonst. In wenigen Minuten wird man keine Spur mehr davon sehen.
    Collin bringt das ab gehäutete und ausgenommene Kaninchen vom Spülstein und schneidet es in Stücke. Dann holt er die große Tonterrine hervor und legt die Fleischstücke hinein.
    Ich sitze am großen Tisch und sehe ihm zu. Ich fühle mich behaglich. Nach dreißig Jahren Wartens beginnt das Leben für mich endlich ein wenig süßer zu werden, denn ich flüchte mich in die Freuden des guten Essens, des Weines, des Tabaks. So versuche ich dem großen Kummer zu entfliehen, der mich immer noch verzehrt.
    Aber manchmal, des Nachts, wenn ich nicht zu viel getrunken habe, öffne ich das Fenster meines Zimmers, um in die Stille des verlassenen Dorfes zu lauschen. Denn alles begann eines Nachts.
    „Gib Knoblauch und Zwiebel hinein, und vergiß nicht auf das Tomatenmark und ein wenig Weißwein!“
    „Jawohl, Herr. Ihr werdet Euch die Finger lecken!“
    Collin hat seine kleinen Angewohnheiten. Er holt den Topf mit dem ranzigen Schweinefett, um das Kaninchen damit zu bestreichen. Das hebt den Geschmack.
    Collin versteht etwas vom Kochen. Er war Küchenjunge in der Herberge seines Dorfes, einer großen Herberge,
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