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0403 - Die Straße der Container

Titel: 0403 - Die Straße der Container
Autoren: Unbekannt
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verstümmelter, missbrauchter und psychisch zerstörter Menschen.
    Aber die Entscheidung gegen den Bruderkrieg und für den Frieden ist eine Sache - die Hinnahme der damit verbundenen Einschränkungen eine andere.
    Dinge, die so selbstverständlich gewesen waren, dass niemand auf den Gedanken gekommen wäre, darüber zu diskutieren, wie Freizügigkeit im interstellaren Reiseverkehr, reibungslos funktionierende interstellare Kommunikation, freie Wahl des Arbeitsplatzes innerhalb Tausender besiedelter Systeme und was der Dinge mehr waren, das alles gab es plötzlich nicht mehr. Niemand durfte mehr ohne weiteres das Versteck in der Zukunft verlassen. Niemand durfte von draußen herein. Es gab keine Hyperkomaverbindung mehr zu anderen von Menschen besiedelten Sonnensystemen.
    Kurzum: Die Menschheit hatte sich gegen den interstellaren Bruderkrieg entschieden und für die Isolation; die Konsequenzen aber wurden ihr erst allmählich klar.
    Der Mann, für dessen persönliche Sicherheit Oberst Hubert Maurice verantwortlich war, hatte das alles seit mehr als fünfhundert Jahren vorausgesehen.
    Selbstverständlich nicht er allein. Generationen hatten an der Planung gearbeitet: Generationen von Wissenschaftlern und Generationen von Positronengehirnen. Allen war klar gewesen, dass nach der positiven Entscheidung der Ernüchterungsschock kommen musste. Menschliche und positronische Psychologen hatten ebenfalls errechnet, dass dieser Schock nicht verdrängt werden durfte, sollte die Menschheit ihre psychische Gesundheit behalten. Im Gegenteil: Er musste gezielt beschleunigt - und danach in die richtigen Bahnen geleitet werden.
    Das war geschehen.
    Psychische Spannungen waren aufgebaut, gelenkt und gelöst worden. Dokumentarberichte aus der Normalzeit gaben den fünfundzwanzig Milliarden Bewohnern des Solsystems die Gewissheit, dass ihre Entscheidung richtig gewesen war, dass sie sich zum Segen aller vernunftbegabten humanoiden Lebewesen der Galaxis auswirkte. Noch mehr: Die drei größten Tochterimperien der Menschheit, der Carsualsche Bund, das Imperium Dabrifa und die Zentralgalaktische Union gerieten mehr und mehr in einen Entwicklungssog, den ihre Machthaber indirekt selber ausgelöst hatten, als sie den Krieg und die Liquidierung der solaren Mutterwelten beschlossen.
    Drei gänzlich vom Militarismus beherrschte Imperien hatten plötzlich keinen gemeinsamen Gegner mehr.
    Damit entfielen die Faktoren, die sie bisher - in typisch imperialistisch-militaristischer Scheinlogik - zur Zusammenarbeit gezwungen hatten.
    Was tun drei hungrige Wölfe, vor deren geifernden Rachen plötzlich der Bär verschwindet?
    Langsam, aber stetig, begann das Bündnis zu zerbröckeln, sichtbar nur für diejenigen, die hinter die Kulissen zu schauen vermochten - und der Solare Abwehrdienst schaute hinter die Kulissen.
    Die gesamte solare Menschheit wurde Zeuge, wie ihre Entscheidung Früchte trug, wie die Entwicklung zuungunsten der Diktatoren und zugunsten der Unterdrückten lief.
    Das, was nur wenige geglaubt hatten, erfüllte sich: Die solare Menschheit fühlte sich durch eine Verschwörung miteinander verbunden: einer Verschwörung für die Freiheit und gegen die Unfreiheit, für den Frieden und gegen den Krieg, für den „Mann auf der Straße" überall, wo Menschen existierten, und gegen die Diktatoren.
    Natürlich blieben die Menschen auf den solaren Planeten im Grunde die gleichen Menschen wie zuvor. Sie waren nicht plötzlich besser, edler oder reifer als die Menschen der extrasolaren Welten.
    Doch sie besaßen nun etwas, was die anderen Menschen nicht besaßen: das Kollektivbewusstsein einer gemeinsamen Verschwörung ungeheuren Ausmaßes.
    Als Folge davon entwickelte sich ein Ehrenkodex.
    Es war eine Ehre, im „GHOST-System" zu leben, und es wäre unehrenhaft gewesen, durch unbedachte oder egoistische Handlungen das große Geheimnis der solaren Menschheit zu gefährden.
    So - oder so ähnlich - dachte jedenfalls die überwiegende Mehrheit der solaren Menschheit.
    Dennoch gab es natürlich, wie überall, Minderheiten, die nicht tolerant genug waren, Mehrheitsbeschlüsse zu akzeptieren und die demokratische Regel zu beachten, dass nach einer Abstimmung der Unterlegene seine Kräfte zur Verwirklichung der Mehrheitsbeschlüsse einzusetzen hat.
    Nur wenige Menschen wussten das besser als Oberst Hubert S. Maurice. Er wusste, dass es genügend Fanatiker und Verschwörergruppen auch im Solsystem gab und dass das ihm anvertraute Leben Perry Rhodans
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