Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0403 - Das Auge des Jägers

0403 - Das Auge des Jägers

Titel: 0403 - Das Auge des Jägers
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
gesehen haben, der seinen schwarzen Schattenschirm abgeschaltet, sich vollständig zu erkennen gab, und darüber den Verstand eingebüßt haben?
    Da leuchtete es schockgrün und grell in den Augen des Jägers auf. »Ja!« schrie er Gryf an. »So war es! Du hast recht, Normaler! Ich sah das verfluchte Spinnenschiff, und ich starb tausend Tode! Sieh, das hier ist aus mir geworden! Das hier! Ja, schau mich an!« Er verfiel wieder in sein sabberndes Kichern. Der Anflug von Normalität, der kurz aufgeblitzt war, war wieder wie weggewischt. »Darf ich wieder jagen, ihr Leute? Ich weiß, wo die Schatten sind. Darf ich sie jagen? Ich habe lange nicht mehr gejagt.«
    »Ein Druide, der sich auch körperlich verändert… eigenartig«, murmelte Gryf. »Aber es muß so sein. Er hat nicht nur die Druiden-Augen, sondern da ist auch eindeutig eine Druiden-Aura um ihn herum. Aber sie flackert. Der Anblick des Meegh-Raumschiffs hat ihn viel mehr als nur den Verstand gekostet…«
    »Ich hasse sie.« Der Jäger begann auf einem Bein zu tanzen und fiel Teri um den Hals. Sie hatte Mühe, sich seiner zu erwehren. »Ich hasse, ich hasse. Wo sind die Schatten? Ich zeige sie euch. Die Zeit der Ruhe ist vorbei. Ich jage sie wieder, hört ihr? Ich jage sie.«
    Gryf und Teri sahen sich an. Merlin nickte dazu.
    »Er muß gemerkt haben, was mit ihm los war, und hat sich hierher zurückgezogen, losgelöst von der Gesellschaft der Druiden. Ein Eremit. Ein Wahnsinniger, der sich verkrochen hat…«
    »Ja!« brüllte der Jäger. »Ja, Merlin von Avalon. Genauso war es. Kann ich mich mit dieser Gestalt unter euresgleichen sehen lassen? Nein! Und ich werde das Aussehen nicht mehr los!«
    Gryf schnipste mit den Fingern.
    »Sobald man Spekulationen über ihn und seine Vergangenheit anstellt und er hört es mit, erwacht sein Verstand kurzzeitig wieder«, sagte er. »Vielleicht ist noch nicht alles verloren…«
    »Verloren sind sie, die Schatten, wenn ich komme! Ah, ich finde sie! Schnell, folgt mir.«
    »He, der springt uns davon!« schrie Merlin auf.
    Aber der Jäger sprang nicht. Er verschwand nicht im zeitlosen Sprung. Denn diese Fähigkeit hatte er verloren…
    »Folgt mir! Ich muß die Schatten jagen«, kicherte der Jäger wieder. Er blieb vor Gryf stehen, duckte sich und sah von unten zu ihm herauf. »Großer Herr, lieber Herr, ich zeige dir, wo sie sind. Bringst du mich auf dem kurzen Weg dorthin? Dann geht es schneller! Schau, ich habe so kurze Beine, und ich wird’ so schnell müde…«
    »Vor allem, wenn du hier wie ein Verrückter herumtanzt und brüllst«, sagte Gryf sarkastisch. »Natürlich bringen wir dich hin.« Er warf einen Blick zu Merlin. »Vielleicht solltest du dich aber vorher anständig anziehen, was meinst du? Wenn du weiter so nackt herumläufst, erschreckst du noch die armen kleinen Meeghs und stehst morgen als Exhibitionist in der Zeitung.« Er grinste von einem Ohr zum anderen.
    Merlin warf ihm einen Drohblick zu.
    »Ehe du weiter dumme Sprüche von dir gibst: Die Meeghs beliebten meine Gewandung zu zerstrahlen. Und einen schönen Menschen entstellt nichts.«
    »Stimmt«, warf Teri ein und sah bezeichnend an sich herunter.
    »Schluß mit dem Geplänkel«, sagte Merlin. »Laßt uns mit unserem Freund, dem Jäger, die Meeghs aufstöbern. Vielleicht schaffen wir es sogar, Morgana noch zu befreien…«
    »Wen?« stießen Gryf und Teri gleichzeitig hervor.
    »Morgana leFay natürlich, die Zeitlose!«
    Und dann kamen sie erst einmal doch noch nicht vom Fleck, weil Merlin ausgiebig erzählen musste…
    ***
    Reglos schwebten Kugel und Nadel über dem eiförmigen Behälter, und ihre Rivalität wuchs, je weiter sich alles nach Plan entwickelte. Der eine gönnte dem anderen den Erfolg nicht, der andere wünschte, der eine hätte erst gar nicht versucht, sich einzumischen und fürchtete, um die Früchte des Erfolges gebracht zu werden.
    Die Luft knisterte.
    Und in dem Behälter ging CRAAHN seiner Vollendung entgegen. Nicht mehr lange…
    ***
    Im Innern der Kuppel sahen sie sich um. Die Glocke überspannte eine große Fläche des Seegrundes.
    »Ich habe gar nicht gemerkt, wie wir hindurchgelangt sind«, flüsterte Nicole. Sie wagte nicht mehr, laut zu sprechen. Ein seltsamer Zauber erfaßte sie. Sie begriff nun, warum die Druiden hier weder kämpfen konnten noch wollten. Wer führte schon Schlachten auf einem Friedhof? Eine Aura der Ruhe und des Friedens ging von hier aus.
    Und dieser Platz war von den Meeghs entweiht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher