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0401 - Das Vampir-Internat

0401 - Das Vampir-Internat

Titel: 0401 - Das Vampir-Internat
Autoren: Jason Dark
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er den Tritt voll nehmen musste. Die Sohle traf sein Gesicht.
    Er spürte den bösen Schmerz, und einen Augenblick später lief Blut aus dem rechten Nasenloch.
    Bobby aber kletterte weiter. Seine Augen leuchteten wild, das Gesicht war entstellt. Es glich einer Maske, über die man dünne Haut gezogen hatte.
    »Ihr kriegt mich nicht, ihr Verdammten!«
    Margret lief auf ihn zu. Auch nach ihr trat er, aber sie hatte sich nicht so weit herangetraut wie ihr Mann, deshalb fehlte der Tritt.
    »Hau ab, du Hexe!«
    Die Frau erschrak. So etwas hatte Bobby noch nie gesagt. Der kannte Schimpfworte, die waren einfach grauenhaft, und er spie sogar in das Zimmer. Dann verschwand er.
    Geschickt turnte er weiter. Es war risikoreich, über das Dach zu gehen, denn es hatte noch vor zwei Stunden stark geregnet. Das Dach war nass! Trotz seiner Turnschuhe lief Bobby Gefahr, abzurutschen und mit gebrochenen Knochen im Garten zu landen.
    Auch Harry Belmont hatte sich wieder gefangen. Das blutgefärbte Taschentuch presste er vor seine misshandelte Nase, legte den Kopf in den Nacken und schielte in die Höhe.
    Er sah Bobby nicht mehr.
    Dafür hörte er ihn. Trotz der Isolierung drangen seine Schritte durch. Beide Eltern konnten den Weg genau verfolgen, der zunächst zum First führte.
    »Du musst ihm nach«, flüsterte Margret.
    »Nein, ich breche mir dort oben den Hals.«
    »Was willst du dann tun?«
    »Ich fange ihn unten ab, wenn er gesprungen ist. Irgendwas muss er doch tun. Auf dem Dach kann er nicht bleiben!«
    »Ja, das stimmt.«
    Sie konzentrierten sich wieder auf die Schritte ihres Sohnes, die langsamer gesetzt wurden, weil sie sich der anderen Seite des Dachrands näherten.
    »Jetzt geht er dorthin!« hauchte Margret.
    »Ich weiß.« Harry reagierte schnell. Er huschte aus dem Zimmer, doch bevor er die Treppe erreicht hatte, hörten er und seine Frau den gellenden Schrei.
    »Acroooonnnn!«
    »Gott, er ist gefallen!« schrie Margret.
    Ihr Mann jagte die Treppe hinunter. Dass dabei seine Nase wieder anfing zu bluten, störte ihn nicht. Er musste es so schnell wie möglich hinter sich bringen. Vielleicht war dem Jungen noch zu helfen.
    Wild riss er die Haustür auf, taumelte ins Freie, schaute in den Vorgarten und brauchte nicht lange zu suchen. Die Gestalt in der hellen Kleidung hob sich deutlich vom dunklen Untergrund ab. Sie lag in einem Brombeerstrauch, der den Aufprall gedämpft haben musste.
    Noch bestand eine Chance.
    Dass er durch die Astern lief, die Margret angepflanzt hatte, bemerkte er nicht. Auch nicht den vorbeifahrenden Wagen, dessen Scheinwerferlicht den Vorgarten für einen kurzen Moment in einen hellen Schein tauchte. Belmont wollte nur zu seinem Sohn, der auf dem Boden lag und sich nicht rührte.
    Harry Belmont bahnte sich einen Weg durch das stachelige Gewirr der Brombeerbüsche. Die Dornen zerrissen seine Kleidung und zerkratzten ganze Hautpartien. Neben Bobby ließ er sich auf die Knie fallen. Sein Atem ging schnell. Er stand als Dampfwolke vor den Lippen. Verdammt, der Kleine sah so bleich aus. Wie eine Leiche wirkte er und rührte sich nicht. In seiner Panik hob der Mann den rechten Arm des Jungen an, fühlte nach dem Puls und stöhnte ein wenig erleichtert auf.
    Bobby war nicht tot. Der Brombeerstrauch hatte seinen Fall stark abgebremst und ihm das Leben gerettet.
    Auch Margret Belmont eilte herbei. Das Streulicht der Außenlampe erfasste ihr Gesicht und ließ die Haut blass und unnatürlich erscheinen. »Ist er…?«
    Harry drehte den Kopf. »Nein, Maggy, er ist nicht tot. Unser Sohn hat überlebt.«
    Sie wankte zurück, presste die Hände gegen ihr Gesicht und begann zu weinen. Es waren Tränen der Erleichterung. Alles, was zuvor geschehen war, schien sie vergessen zu haben, im Gegensatz zu Harry Belmont, dessen Gesicht starrwie ein Betonklotz wirkte, als er seinen Sohn mit ausgebreiteten Armen hochhob.
    Er wusste mehr, nur hatte er es seiner Frau nicht gesagt. In dieser Umgebung ging etwas vor, das man mit dem normalen Verstand nicht mehr erfassen konnte.
    Harry drehte sich um. Er begegnete dem Blick der Frau und las darin die Frage.
    »Ich bringe ihn ins Wohnzimmer«, sagte Belmont.
    Margret nickte. Sie hatte eine Hand zur Faust geballt und gegen ihr Kinn gepresst. »Soll ich einen Arzt rufen?« hauchte sie.
    »Nein, noch nicht.«
    Mehr als diese knappe Antwort gab er ihr nicht. Keine weitere Erklärung, das wunderte sie. Überhaupt machte ihr Mann nicht den Eindruck eines Menschen, der unsagbar froh war,
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