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04 - Wohin die Zeit uns treibt

Titel: 04 - Wohin die Zeit uns treibt
Autoren: Nora Roberts
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wartete, bis sie allein waren, dann setzte sie sich auf die Klavierbank. Sie fühlte sich alt und müde. „Ich weiß, du bist unglücklich", begann sie ruhig. „Und du verschließt vieles in dir.
    Ich hätte deswegen etwas tun müssen."
    „Es ist nicht deine Schuld."
    „Meine so sehr wie seine, Terence. Das, was du gesagt hast, hat ihn tief getroffen. Und die Narbe wird so schnell nicht verheilen. Ich weiß, einiges wurde in der Erregung gesagt, aber anderes war wahr." Sie blickte auf und musterte ihren erstgeborenen und einzigen Sohn. „Ich glaube, es war wahr, als du gesagt hast, du wirst ihn hassen, wenn er dich nicht gehen lässt." „Ma..."
    „Nein. Es war eine harte Bemerkung, es ist aber noch härter, wenn sie sich erfüllt. Du willst gehen?"
    Er öffnete den Mund, bereit, wieder nachzugeben.
    Aber die Wut, die er für seinen Vater empfunden hatte, war noch zu frisch, und sie machte ihm Angst.
    „Ich muss gehen."
    „Dann geh." Sie stand auf und legte die Hände auf seine Schultern. „Und mach es schnell und sauber, ansonsten wird er dich durch Charme oder Beschämung dazu bringen zu bleiben, und du wirst ihm das nie vergeben. Schlag deinen eigenen Weg ein. Wir sind da, wenn du zurückkommst."
    „Ich liebe dich."
    „Ich weiß. Und ich will, dass es so bleibt." Sie küsste ihn, dann eilte sie weg, da sie wusste, sie musste ihre Tränen zurückhalten, bis sie ihren Mann getröstet hatte.
    In der Nacht packte Terence seine Sachen -
    Kleider, eine Flöte und Dutzende von Broschüren. Er hinterließ eine Nachricht, auf der nur stand: „ Ich schreibe."
    Er hatte ein paar Dollar in der Tasche, als er das Motel verließ und den Daumen ausstreckte.

1. KAPITEL
    fS]er Whisky war billig und hatte den Biss einer wütenden J Frau. Terence zog die Luft durch die Zähne ein und wartete darauf, zu sterben. Als er es nicht tat, goss er sich ein zweites Glas aus der Flasche ein, kippte zurück auf seinem Stuhl und sah hinaus auf die offene Weite des Golfs von Mexiko.
    Die kleine Cantina bereitete sich aufs
    Abendgeschäft vor. In der Küche wurde gebrutzelt, und der starke Duft von Zwiebeln wetteiferte mit den Gerüchen von Alkohol und abgestandenem Tabak.
    Die Unterhaltungen wurden in rasend schnellem Spanisch geführt, was Terence verstand und ignorierte.
    Er wollte keine Gesellschaft. Er wollte den Whisky und das Wasser.
    Die Sonne war ein roter Ball über dem Golf. Die Wolken hingen tief und schimmerten in Pink- und Goldtönen. Das Feuer des Whiskys breitete sich angenehm heiß in seinem Körper aus. Terence O'Hara war im Urlaub, und den wollte er genießen.
    Amerika war nur einen kurzen Flug entfernt. Vor Jahren schon hatte er aufgehört, es als Heimat zu empfinden - zumindest hatte er es sich eingeredet.

    Es war zwölf Jahre her, seit er weggegangen war, ein junger, idealistischer Mann, von Schuldgefühlen bedrängt, getrieben von seinen Träumen. Er hatte Hongkong und Singapur gesehen. Ein Jahr lang war er durch den Orient gereist, hatte sich mit Witz und Verstand und dem Talent durchgeschlagen, das er von seinen Eltern geerbt hatte. Er spielte in Hotelhallen und nachts in Stripspelunken und saugte die fremden Eindrücke regelrecht auf.
    Dann kam Tokio. Er spielte amerikanische Musik in einem miesen kleinen Club und hatte das Ziel, durch ganz Asien zu reisen.
    Alles hing immer davon ab, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Oder, dachte Terence, wenn er sich schlecht fühlte, am falschen Ort zur falschen Zeit. Eine Kneipenrauferei war mittlerweile gewöhnliche Begebenheit. Frank O'Hara hatte seinem Sohn mehr beigebracht, als musikalisch das Tempo zu halten. Terence wusste, wann er zuschlagen und wann er sich zurückziehen musste.
    Er hatte sich nicht in der Absicht eingemischt, das Leben von Charlie Forrester zu retten. Und ganz bestimmt hatte er keine Ahnung gehabt, dass Forrester ein amerikanischer Agent war.
    Schicksal, dachte Terence, während er die rote Sonne betrachtete, die dichter an den Horizont sank.
    Es war Schicksal gewesen, dass er das Messer abwehrte, das für Charlies Herz bestimmt war. Und es waren die verwinkelten Wege des Schicksals, die ihn ins erbarmungslose Spiel der Spionage führten.
    Terence war tatsächlich durch Asien gekommen und weiter. Finanziert wurden die Reisen aber vom International Security System, dem ISS.
    Jetzt war Charlie tot. Terence kippte das Glas auf seinen Freund und Ratgeber. Er war nicht durch die Kugel eines hinterhältigen Mörders gestorben oder durch
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