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04 - Wohin die Zeit uns treibt

Titel: 04 - Wohin die Zeit uns treibt
Autoren: Nora Roberts
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Die wachsende Spannung machte sich seit Wochen als Reizbarkeit bemerkbar. „Wir sind alle etwas müde."
    „Ich kann für mich selbst sprechen, Alana. Und niemand hockt eingeschnappt vor den Tasten."
    „Ha!" Frank stieß Mollys zurückhaltende Hand weg. Himmel, der Junge ist groß, dachte Frank.
    Groß und aufrecht und fast ein Fremder. Aber Frank O'Hara hatte immer noch das Sagen, und es war Zeit, dass sein Sohn sich daran erinnerte. „Du bist in mieser Laune, seit ich dir gesagt habe, dass ein O'Hara nicht einfach nach Hongkong abhaut oder der Himmel weiß wohin, wie ein Zigeuner. Dein Platz ist hier, bei deiner Familie. Deine Verantwortung gehört der Truppe."
    „Das ist nicht meine verdammte Verantwortung."
    Frank zog die Augen zusammen. „Achte auf deinen Ton, Junge, du bist nicht so groß, dass ich dir nicht den Kopf waschen kann."
    „Es wird Zeit, dass jemand dir gegenüber diesen Ton anschlägt." Jetzt brach aus Terence hervor, was er zu lange zurückgehalten hatte. „Jahr für Jahr spielen wir zweitklassige Songs in zweitklassigen Clubs."
    „Terence." Maddy sprach ruhig und fügte einen bittenden Blick hinzu. „Nicht."
    „Nicht was? Ihm nicht die Wahrheit sagen? Er hört sowieso nicht zu, aber ich habe es wenigstens ausgesprochen. Ihr drei und Ma habt sie lange genug vor ihm verschleiert."
    „Anfälle von schlechter Laune sind so langweilig", meinte Carrie blasiert, obwohl ihre Nerven straff angespannt waren. „Verdrücken wir uns doch einfach jeder in seine Ecke."
    „Nein." Vor Wut zitternd, trat Frank von seinen Töchtern weg. „Dann mach weiter, sag, was du zu sagen hast."
    „Ich habe es satt, mit dem Bus ins Nirgendwo zu fahren und sich vorzumachen, der nächste Halt sei die goldene Leiter. Du schleppst uns von Stadt zu Stadt, Jahr für Jahr."
    „Euch schleppen?" Franks Gesicht lief rot an. „Ist es wirklich das, was ich tue?"
    „Nein." Molly trat vor, den Blick fest auf ihren Sohn gerichtet. „Nein, wir fahren alle freiwillig, weil es das ist, was wir wollen. Wenn es einer von uns nicht will, hat er ein Recht, es zu sagen, aber nicht, grausam zu sein."
    „Er hört nicht zu!", schrie Terence. „Es ist ihm egal, was ich will oder nicht. Ich habe es dir gesagt, ich habe es dir gesagt." Er fiel förmlich über seinen Vater her. „Jedes Mal, wenn ich versuche, mit dir zu reden, höre ich nur, wie wir die Familie zusammenhalten müssen, wie der große
    Durchbruch direkt hinter der Ecke liegt, obwohl da nichts anderes liegt als wieder ein lausiger Abendauftritt in einem dreckigen Club."
    Es war der Wahrheit zu nahe, dem zu nahe, was ihm ein Gefühl des Versagens geben würde. Wo er doch seiner Familie nur das Beste und Glänzendste geben wollte. Erregung war die einzige Waffe, die Frank hatte. Und er benutzte sie.
    „Du bist undankbar und selbstsüchtig und dumm.
    Ich habe mein ganzes Leben gearbeitet, um dir den Weg zu pflastern. Um dir Türen zu öffnen, damit du hindurchtreten kannst. Nun ist das nicht gut genug."
    Terence spürte, wie die Tränen der Frustration in seinen Augen brannten, aber er wich nicht zurück.
    „Nein, es ist nicht gut genug, weil ich nicht durch deine Türen treten will. Ich will etwas anderes, ich will mehr, aber du bist so in deinen eigenen hoffnungslosen Träumen gefangen, dass du nicht merkst, wie ich sie hasse. Und je mehr du mich bedrängst, deinen Träumen zu folgen statt meinen eigenen, desto näher komme ich dazu, dich zu hassen."
    Terence hatte das nicht sagen wollen, und er erschrak selbst über seine bitteren Worte. Sein Vater erblasste, wurde alt, schien zu verfallen. Wenn Terence die Worte hätte zurücknehmen können, er hätte es versucht. Aber es war zu spät.
    „Dann folge deinen Träumen", sagte Frank mit einer vor Gefühlen rauen Stimme. „Geh, wohin sie dich führen. Aber komm nicht zurück, Terence O'Hara. Komm nicht zu mir zurück, wenn sie dich kaltlassen. Für dich wird kein gemästetes Kalb geschlachtet."
    Er marschierte links von der Bühne ab.
    „Er hat es nicht so gemeint", sagte Alana hastig und nahm Ter- ences Arm. „Du weißt, er hat es nicht so gemeint."
    „Beide haben es bestimmt nicht so gemeint."
    Hilflos blickte Ma- ddy zu ihrer Mutter.
    „Sie müssen sich nur abkühlen." Trotz ihres Hangs zum Dramatischen war Carrie erschüttert.
    „Komm schon, Terence, wir machen einen
    Spaziergang."
    „Nein." Mit einem kleinen Seufzer schüttelte Molly den Kopf. „Ihr Mädchen geht jetzt, lasst mich mit Terence reden." Sie
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