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0399 - Totentanz im Urnengrab

0399 - Totentanz im Urnengrab

Titel: 0399 - Totentanz im Urnengrab
Autoren: Jason Dark
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vorbei, spürte lange, lianenartige Fäden wie Schlangen über meinen Nacken gleiten und besaß von diesem Moment an einen schrägen Blickwinkel, so daß ich wenigstens den Raum vor der Seitentür anpeilen konnte.
    Ich ging davon aus, daß auch mein Gegner dorthin schaute, denn ein feiner, sehr schwacher Lichtstreifen fiel nach draußen.
    Und er wurde plötzlich unterbrochen.
    Der erste Zombie kam!
    Ich sah den kahlen Kopf, der im Licht der Gestirne glänzte, als hätte man ihn eingerieben. Unter den Arm hatte sich der lebende Tote die Glasurne geklemmt, lief die nächsten Schritte und geriet somit vor meine Beretta-Mündung.
    Bevor ich feuerte, warf ich zwei rasche Blicke nach rechts und links. Dort rührte sich nichts, die Schatten lagen fugendicht und umschlossen auch das Gelände.
    Der Zombie ging noch einen schwankenden Schritt vor. Weiter durfte ich ihn nicht kommen lassen, dann hätte er den schwachen Lichtschein verlassen.
    Ich drückte ab!
    ***
    Der peitschende Klang des Abschusses rollte hell über den Friedhof.
    Ich konnte nicht erkennen, wo den anderen das geweihte Silbergeschoß erwischt hatte, wichtig war nur, daß er getroffen worden war, und er zuckte unter dem Einschlag der Kugel zusammen, wobei er sich gleichzeitig auch drehte und es nicht mehr schaffte, die Urne festzuhalten. Sein Arm fiel nach unten, die Urne rutschte weiter, zum Nachfassen kam der Zombie nicht. Sie prallte zu Boden und traf unglücklicherweise einen Stein, auf dem sie zerschellte.
    Der Zombie blieb noch stehen. Er war nur mehr eine äußere Hülle, ohne Muskeln, Sehnen, Fleisch und Knochen. Dennoch hatte ihn die geweihte Kugel geschafft. Sie besaß die Kraft, alles Untote auszulöschen. Auch dieses Wesen an der Tür.
    Er explodierte.
    Fetzen flogen nach allen Seiten davon, vermischt mit einem grauen Staub, der sich zu einer Wolke verdichtete, die vom Wind erfaßt wurde und träge über die Mauer hinwegglitt.
    Dies alles hatte sich innerhalb weniger Sekunden abgespielt. Ich war nicht so dumm gewesen und stehengeblieben, sondern hatte gedankenschnell meinen Platz gewechselt. Jeder Schuß bringt ein blasses Mündungsfeuer mit, und das hätte von meinem Gegner leicht erkannt werden können.
    Ich rollte mich über den Boden, kroch durch ein Gebüsch und sah einen Grabstein vor mir, hinter dem ich mich kniete. Vorsichtig schob ich den Kopf in die Höhe und war zufrieden.
    Die Tür, durch die der Schein fiel, lag weiterhin in meinem Sichtfeld. Jetzt brauchte nur noch der zweite Zombie zu kommen.
    Er kam nicht.
    Statt dessen huschte ein Schatten in der Nähe vorbei. Wenn mich nicht alles täuschte, mußte dieser Schatten der Häuptling gewesen sein. Weshalb er sich gelöst hatte, erfuhr ich wenig später, denn ein überraschter Schrei drang an meine Ohren, der aber blitzschnell von einer Hand oder einem anderen Gegenstand erstickt wurde.
    Ich sah nichts, aber mir war klar, wer das geschrien hatte. Sehr schnell bekam ich die Bestätigung für meinen Verdacht, denn die Stimme des Geistlichen drang über den einsam liegenden Friedhof.
    »Senhor Sinclair, er hat mich als Geisel genommen!« Kurz nach diesem Satz brüllte der Mann so markerschütternd auf, daß mir fast das Blut in den Adern gefror…
    ***
    Dies genau war die Minute der Wahrheit. Ich mußte mich entscheiden, ob ich es tatsächlich wagen konnte, trotz dieser Lage meinen Plan durchzuführen. War er es tatsächlich wert, daß ich einen Menschen opferte, nur um die Zombies zu killen?
    Nein!
    Aber ich hatte auch an den letzten Schrei gedacht. Er war verdammt laut und schrill gewesen, so brüllte jemand, der unter Todesqualen litt, und ich fragte mich, ob der Häuptling aus dem Dschungel seine Geisel nicht schon getötet hatte.
    Darauf wollte ich eine Antwort haben. »Ich warte, Padre. Aber geben Sie ein Lebenszeichen!«
    Zuerst geschah nichts. Dann hörte ich seine gepreßt klingende Stimme. »Ich bin okay. Oder fast.«
    Sehr genau hatte ich hingehört. Die Stimme war links vom Eingang der Urnenhalle aufgeklungen. Dort wuchs auch der Schatten eines halbkreisförmig angelegten Buschgürtels in die Höhe. Irgendwo dazwischen mußten die beiden stecken und den Eingang genau beobachten können.
    »Was geschieht weiter?« rief ich.
    »Er will die Zombies rauslassen!«
    »Hat er Ihnen das gesagt, Padre?«
    »Nein. Ich spüre es nur. Dieser Häuptling hat einen besonderen Instinkt, gerade das Richtige zu tun.«
    »Und dann?«
    »Ich weiß es nicht!«
    »Hören Sie, Padre. Wenn er die
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