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0399 - Totentanz im Urnengrab

0399 - Totentanz im Urnengrab

Titel: 0399 - Totentanz im Urnengrab
Autoren: Jason Dark
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auch damit, jeden Augenblick erwischt zu werden.
    Ein dritter Pfeil flog nicht heran, so daß ich unangefochten einen von Buschwerk umsäumten Grabstein erreichte und hinter diesem hüfthohen Stein Deckung fand.
    Ich spürte heftiges Herzklopfen wie ein junger Mann, der seine Freundin zum erstenmal in seine sturmfreie Wohnung gelockt hat.
    Nur allmählich beruhigten sich meine Nerven, und auch der Schweiß trocknete langsam auf meiner Stirn. Hinzu kam der kühlere Wind, der mich traf und mir sogar einen angenehmen Schauer auf die Haut zauberte.
    Es war praktisch unmöglich, den Standort meines Gegners auszumachen. Der konnte sich überall in der Finsternis des Friedhofs versteckt halten. Möglichkeiten gab es ja genug, und da er besonders gute Augen zu haben schien, würde er auch jede Deckung erkennen.
    Ein lautloser Killer!
    So konnte man ihn bezeichnen, aber es wollte mir einfach nicht gelingen, ihn so zu verdammen, obwohl er gemordet hatte.
    Verteidigte dieser einsame Häuptling eigentlich nicht sein Recht, das wieder einmal von überheblichen Weißen gebrochen worden war?
    Jedes Ding hat eben zwei Seiten. Ich stand auf der anderen und mußte ihn deshalb stoppen.
    Die Wolkendecke riß auf, und über meinem Kopf breitete sich ein herrlicher Sternenhimmel aus, dessen Weite ein wenig von der Unendlichkeit des Alls erzählte. Der Mond glotzte blaß auf die Stadt mit ihren Hügeln nieder, und das Licht der Gestirne schimmerte wie hochgeschleuderter Goldstaub.
    Ich konnte jetzt einiges erkennen. Da waren die schmalen Wege, die Grabsteine und Buschinseln, dann der düstere Schatten des Urnenhauses, der wuchtig und breit einen Teil des Friedhofs bedeckte, und natürlich die hohen Bäume an der Mauer.
    Wo steckte der Mörder?
    Ihn sah ich ebenso wenig wie den Pfarrer. Zudem wollte ich nicht eine ganze Nacht warten. Sicherlich besaß der andere mehr Geduld als ich, denn was interessierte ihn schon die Zeit? Er lebte nach anderen Regeln als ein Europäer.
    Und trotzdem mußte er etwas unternehmen. Wenn die drei Zombies die Urnen an sich genommen hatten, würden sie den Bau auch verlassen. Dieser Zeitpunkt konnte dann zu meiner großen Stunde werden, wobei ich, wenn es soweit war, nicht an dieser jetzigen Stelle hockenbleiben durfte und mich näher an den Bau heranwagen mußte.
    Den gleichen Weg, den ich gekommen war, wollte ich nicht nehmen. An der linken Seite schob ich mich außen am Gebüsch vorbei. Meine Füße sanken nach dem nächsten Schritt tiefer ein, weil ich auf eine weiche Erde getreten war. Ich stand auf einem Grab. Es zeigte sich so aufgewühlt, als hätte es ein Zombie verlassen.
    Der Grabstein stand auch schon schief. Er zeigte einen Engel mit halb ausgebreiteten Flügeln, der segnend seine Hände über das Grab hinwegstreckte.
    Kitschig, denn der Engel schimmerte noch weiß. Ich huschte weiter. Unter meinen Füßen zerknackte etwas. Ob es ein kleiner Ast oder ein Käfer gewesen war, konnte ich nicht erkennen, und so schlich ich weiter. Geduckt und möglichst lautlos.
    Bis ich den Schrei hörte.
    Sofort blieb ich stehen und hockte mich nieder. Es war ein schriller Ruf gewesen, der auch von einem Tier hätte stammen können, obwohl ich daran nicht glauben wollte. Dieser Schrei war mir zudem bekannt vorgekommen. Ich hatte ihn während der Filmvorführung schon gehört.
    Er schwang als Echo über den Friedhof, bevor er in der Ferne verhallte. Nicht einmal die Richtung, aus der er aufgeklungen war, hatte ich feststellen können. So blieb mir nichts weiteres übrig, als auf den nächsten Laut zu warten.
    Ich lauerte vergebens.
    Es blieb still, der Nervenkrieg zwischen mir und dem Häuptling setzte sich fort.
    Im nächsten Moment drang ein hohes Quietschen an meine Ohren. Zuerst wußte ich nicht, wie ich es einordnen sollte, bis ich das Geräusch erkannte.
    So meldete sich zumeist eine Tür, wenn sie geölt oder geschmiert werden wollte.
    Aber hier gab es nur eine.
    Es war die zur Urnenhalle!
    Kamen die Zombies zurück, oder ging der Killer hinein? Beide Möglichkeiten standen zur Wahl. Leider befand ich mich in einer schlechten Ausgangsposition, denn es war mir unmöglich, die Tür unter Beobachtung zu halten. Ich mußte einen Ortswechsel vornehmen.
    Natürlich lautlos und immer damit rechnend, von einem Pfeil beschossen zu werden. Leider konnte ich mir nicht viel Zeit lassen, und so beeilte ich mich dementsprechend.
    Mit Händen und Füßen berührte ich die feuchte Erde, glitt an zwei großen Grabsteinen
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