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0399 - Totentanz im Urnengrab

0399 - Totentanz im Urnengrab

Titel: 0399 - Totentanz im Urnengrab
Autoren: Jason Dark
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hinwegfiel.
    Auch die Zombies wurden erfaßt.
    Sie standen so, daß der Wagen nicht an ihnen vorbei konnte. Falls er sie nicht überfahren wollte, mußte er gestoppt werden.
    Und das tat der Fahrer.
    Ramon hörte den Häuptling lachen, konnte zuschauen, wie die Wagentür an der Fahrerseite aufflog und ein junger Mann das Auto verließ. Ein schwarzhaariger Lockenkopf, der ein weißes Hemd trug, das bis zum Gürtel aufgeknöpft worden war.
    »He, ihr verdammten Widerlinge. Haut ab! Ich will vorbei! Oder soll ich euch umfahren?«
    Der Mann war von sich selbst unheimlich überzeugt. So ein Siegertyp, der immer lächelte, stets braun gebrannt war, und dem die Frauen und Mädchen reihenweise zu Füße lagen.
    Nur die Zombies nicht.
    Die packten zu, obwohl sie die Urnen trugen. Sie umklammerten ihn an der Kehle, so daß er nicht einmal schreien konnte, und sie drückten ihn an der gegenüberliegenden Straßenseite in das Unterholz.
    Der Padre konnte nicht mehr erkennen, was dort geschah, weil sich die drei außerhalb des Lichtteppichs bewegten. Er erkannte nur am Wippen der Gräser und Zweige, daß sich der Mann verzweifelt wehrte, doch gegen die beiden nicht ankam.
    Sekunden später kamen sie zurück. Von der Klaue des größten Zombies tropfte Blut.
    Sie standen da, starrten auf den Wagen, und Ramon spürte den harten Stoß. Er mußte aufstehen und wurde zum Auto dirigiert. Allmählich war ihm klar, was der Häuptling vorhatte. Er selbst konnte nicht fahren, hatte aber durch seinen Besuch in der Stadt instinktiv erfaßt, wie man sich hier weiterbewegte. Und den Vorteil wollte er auch für sich in Anspruch nehmen.
    Das Auto war ein Jeep mit zwei Überrollbügeln, die hellrot glänzten. Die Zombies kletterten steif und ungelenk auf die Rücksitze, während sich der Padre hinter das Lenkrad setzte. Er wollte die Strecke weiterfahren, doch sein Bewacher schüttelte den Kopf und gab ein unwilliges Grunzen von sich. Mit der freien Hand deutete er genau in die entgegengesetzte Richtung.
    »Zur Stadt?« hauchte der Padre.
    Grunzlaute waren die Antwort. Dazu ein drohender Blick und das kurze Anheben der Pfeilwaffe.
    Padre Sainho wehrte sich nicht. Es hatte keinen Sinn, hier den Märtyrer zu spielen. Wenn er zunächst einmal gehorchte, fand sich bestimmt noch eine Chance.
    Der Häuptling zuckte zusammen, als Ramon Sainho den Motor startete und das Vibrieren durch den gesamten Wagen lief. Wohl noch nie hatte der Häuptling in einem Wagen gesessen. Falls er sich fürchtete, überspielte er es sehr gut, und er hatte sich sogar angeschnallt, wie es der Pater vormachte.
    Ramon Sainho hätte in der letzten Minute einige Male die Chance zur Flucht gehabt. Er hatte sie nicht genutzt, weil er die Verantwortung einfach nicht loswerden konnte. Wenn er in der Nähe war, würden sich die schrecklichen Gestalten vielleicht mehr auf ihn konzentrieren und andere in Ruhe lassen, obwohl sie bei dem Fahrer des Wagens darauf keine Rücksicht genommen hatte.
    Der Jeep rollte.
    Sainho kannte das Ziel nicht, doch wenn sie den Serpentinen folgten, landeten sie unweigerlich in Rio, und sie würden auch an einem der Strände herauskommen, an denen auch in diesen lauen Nächten noch viel Betrieb herrschte.
    Der Padre verscheuchte diese Gedanken. Wenn er sich vorstellte, mit zwei Zombies einen besetzten Strand zu betreten, wurde ihm ganz anders.
    Er spürte den Druck im Magen noch stärker, während er sich auf das Fahren konzentrierte. Die Kurven waren gut ausgebaut worden.
    Man hatte der Natur viel abgerungen, und wenn der Dschungel weiter wucherte, wurde er wieder gekappt, um die Straße freizuhalten.
    In einer weiten Kurve bekam der Pfarrer einen freien Blick.
    Unter ihnen lag Rio.
    Ein gewaltiges Glitzermeer, ein Heer von Lampen und Leuchten, eine Stadt, die Atem geholt hatte, um in eine heiße Tropennacht zu steigen.
    Und die Zombies würden sie noch heißer machen…
    ***
    Ich ließ die Waffe sinken. »Du bist Manuel?« fragte ich auf spanisch und hoffte, daß er mich verstand.
    »Si, si.«
    »Wie kommst du hierher?«
    »Beobachtet. Ich habe alles gesehen.« Er radebrechte sich eine Erklärung zusammen. Sogar ein paar Worte Englisch konnte er, und ich machte mir allmählich ein Bild.
    Manuel hatte den Padre beschützen wollen und war ihm stets auf den Fersen geblieben. Er hatte sich ebenfalls auf dem Friedhof versteckt aufgehalten und alles mitbekommen. Ihm war die Geiselnahme ebensowenig entgangen wie das plötzliche Auftauchen der drei Untoten, und
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