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0397 - Wir suchten Jerry Cottons Mörder

0397 - Wir suchten Jerry Cottons Mörder

Titel: 0397 - Wir suchten Jerry Cottons Mörder
Autoren: Wir suchten Jerry Cottons Mörder (2 of 3)
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Ihr Schlafzimmer. Keine Angst, die treusorgende Gattin kommt mit. Los, los, Herrschaften, wir spielen kein Musical. Es ist uns sehr ernst.«
    Die Stimme des Hageren bekam einen ungeduldigen, drohenden Klang, der es Baldwin ratsam erscheinen ließ, nicht zu widersprechen. Er wandte sich zögernd um, nachdem seine Frau an ihm vorbei ins Schlafzimmer gegangen war. Dabei mußte er sich beherrschen, um nicht alle Vorsicht zu vergessen und ihr den Schal abzureißen.
    Das Schlafzimmer war sehr geräumig und bot nicht nur dem breiten Doppelbett und einer gut fünf Yard langen Schrankwand Platz, sondern auch einem niedrigen Tisch und zwei üppigen, verlockend bequemen Sesseln. Auf dem Boden lagen fast zolldicke Teppiche. Die Frisiertoilette der Frau war so breit, daß sich fast der ganze Raum in ihr spiegelte. Vier moderne Wandleuchten konnten dem Raum ein anheimelndes, sanftes Licht spenden, das nach Belieben durch die Deckenbeleuchtung in Tageshelle umgewandelt werden konnte.
    »Also?« fragte Baldwin scharf, als sie alle im Schlafzimmer standen, »jetzt ’raus mit der Sprache! Was wollt ihr?«
    Der Hagere schlug ihm so schnell ins Gesicht, daß Baldwin zu keiner abwehrenden Bewegung kam. Als er den Schlag erwidern wollte, blickte er in die Mündung des Coltrevolvers, die ihm plötzlich dicht vors Gesicht gehalten wurde.
    »Spricht man so mit Gentlemen?« fragte der Hagere.
    Baldwin biß sich auf die Lippe. In seinen Schläfenadern züngelte das Blut. Er atmete mühsam, und es kostete ihn alle Willenskraft, sich zu beherrschen.
    »Sie halten uns wohl nicht für Gentlemen, was?« fragte der Dicke und kniff lauernd die Augen zusammen.
    Baldwin holte tief Luft.
    »Ihr seid die beiden verfluchtesten Halunken, die mir je zu Gesicht gekommen sind«, brach es wütend aus ihm heraus. »Und das eine will ich euch sagen: Ihr werdet diesen Auftritt bereuen! Ihr werdet ihn bereuen, so wahr ich James A. Baldwin bin.«
    »Wir wollen mal nicht abschweifen«, beharrte der Dicke eigensinnig. »Im Augenblick möchten wir gern wissen, ob uns der Herr Bundesanwalt nicht für Gentlemen hält?«
    Baldwin sagte nichts mehr. Er ärgerte sich selbst, daß er seiner Wut ein Ventil gegönnt hatte. Sein klarer Verstand sagte ihm, daß es nicht nur nutzlos, sondern auch auf eine äußerst gefährliche Art provozierend sein mußte, wenn er seine Beherrschung verlor.
    Der Dicke trat zu der Frau, die erschrocken zurückwich.
    »Setzen Sie sich in diesen Sessel, meine Verehrte«, bat er.
    Mrs. Baldwin suchte den Blick ihres Mannes. Er nickte ihr ermutigend zu. Was, zum Teufel, wollten diese Halunken bloß? Er zermarterte sich den Kopf. Wenn sie es auf Geld oder Wertsachen abgesehen hatten, hätten sie sich doch nicht so viel Zeit zu all diesem überflüssigen Gerede gelassen.
    Seine Frau setzte sich in den Sessel. Der Dicke trat hinter sie. Plötzlich hielt er ein Schnappmesser in der Hand. Mit einem scharfen, metallischen Laut zuckte die Klinge aus dem Heft und rastete ein. Die lang ausgezogene Spitze glitzerte tückisch.
    »Also, was ist nun?« fragte der Dicke, indem er die Wörter genießerisch in die Länge zog. »Sind wir Gentlemen oder nicht?«
    Die Spitze des Messers zeigte auf den Hals seiner Frau. James A. Baldwin spürte, wie sich in seinem Halse ein Klumpen bildete, der ihm fast das Atmen unmöglich machte. Seine Augenbrauen zogen sich zusammen, bis zwischen ihnen nur noch eine steile Falte stand, die zur Nasenwurzel hinablief.
    »Sicher«, krächzte er rauh, »sicher. Ihr seid Gentlemen.«
    Der Dicke strahlte. Auf seinem rötlichen Gesicht glänzten Hunderte von winzigen Schweißperlen.
    »Hast du es gehört?« erkundigte er sich bei seinem Komplizen. »Der Herr Bundesanwalt ist der Meinung, daß wir Gentlemen sind.«
    »Er hatte aber schon einmal eine andere Meinung!« sagte der Hagere.
    »Ja. Ich kann mich auch erinnern. Darüber wollen wir uns doch einmal unterhalten. Vielleicht ist der Herr Bundesanwalt so freundlich und legt sich ein bißchen auf sein Bett? Dann hat er es doch viel bequemer!«
    »Ich bleibe stehen«, erwiderte James A. Baldwin.
    Die Spitze des Messers berührte den Hals der Frau. Sie war kreidebleich, aber sie zitterte nicht. Steif, als hätte sich jeder Muskel in ihrem Körper verkrampft, saß sie in ihrem Sessel.
    »Zum Schneiden sind ja solche Messer nichts«, erklärte der Dicke in einem makaber sachlichen Tonfall, »aber zum Stechen eignen sich diese lang ausgezogenen Spitzen vorzüglich.«
    Baldwin war nahe daran,
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