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0397 - Wir suchten Jerry Cottons Mörder

0397 - Wir suchten Jerry Cottons Mörder

Titel: 0397 - Wir suchten Jerry Cottons Mörder
Autoren: Wir suchten Jerry Cottons Mörder (2 of 3)
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auf dem nächsttieferen Treppenabsatz stand.
    »So«, brummte der Hagere, als er den Dicken eingeholt hatte. »Das war der dritte.«
    Der Dicke sagte nichts. Schweigend stapften sie die Treppen hinab und traten vors Haus. Auf einmal zeigte der Dicke mit spitzem Finger auf das Jakkett des Hageren.
    »Da! Du hast Blut am Jackett.«
    Der Hagere blickte an sich herab und brummte ärgerlich: »Dabei habe ich den Anzug erst in der Reinigung gehabt.«
    Der Dicke sah sich suchend um. Mit dem Kopfe zeigte er schräg über die Straße.
    »Da ist der Eingang zu einer U-Bahn-Station«, sagte er.
    Der Hagere nickte. Er verschränkte die Arme vor der Brust, um die Blutflecken auf seinem Jackett zu verdecken. Bei dieser Haltung wäre ein flottes Gehen unnatürlich gewesen. Also taten sie so, als ob sie einen gemächlichen Spaziergang machen wollten. Langsam dahinschlendernd näherten sie sich dem überdachten Treppenschacht, der zu dem U-Bahn-Schacht führte.
    »Wie spät ist es eigentlich?« fragte der Hagere.
    Der Dicke winkelte den rechten Arm an. Er trug seine Uhr rechts, und er trug sie so, daß die Uhr auf der inneren Armseite saß, so daß er den Handteller nach oben drehen mußte, wenn er die Zeit ablesen wollte.
    »Gleich halb neun«, gab er zur Antwort.
    »Dann sollten wir uns ein bißchen beeilen«, erwiderte der Hagere.
    Selbst in den wochentags ewig verstopften U-Bahn-Zügen herrschte an diesem Tage kein Platzmangel. Des schönen Wetters wegen schien halb New York ausgeflogen zu sein, um das Wochenende irgendwo in der Natur zu verbringen. Die Ausflugslokale der Umgebung würden vermutlich Rekordumsätze erzielen.
    Die beiden äußerlich so ungleichen, aber in ihrem Wesen so verwandten Männer sahen sich auf dem Bahnsteig um, bis sie eine Toilette gefunden hatten. Der Hagere machte sich daran, mit kaltem Wasser die Blutflecken auszureiben.
    Da niemand weiter in der Toilette war, hatten die beiden Gangster keine Bedenken, sich zu unterhalten. Der Dicke blickte versonnen vor sich hin.
    »Wie es wohl dem Herrn Bundesanwalt gehen mag?« fragte er mit einem leisen, zufriedenen Lächeln.
    »Dreckig, hoffentlich«, sagte der Hagere und rieb wie besessen an seinem Rockaufschlag. »Ich wette, daß er ein paar Wochen Krankenhaus nötig hat.«
    »Wenn er nicht ins Gras beißt«, murmelte der Dicke.
    »Das glaube ich nicht. Dazu ist er zu kräftig.«
    Der Dicke nickte.
    »Aber der Bursche, von dem wir gerade kommen«, meinte er nachdenklich, »der war nicht so kräftig wie der Herr Bundesanwalt.«
    »Nein, das war er nicht! Bestimmt nicht!« bestätigte der Hagere mit einem niederträchtigen Gelächter.
    »Es könnte sein, daß der unsere Behandlung nicht überlebt.«
    »Möglich«, gab der Hagere gleichmütig zu. »Es soll mich nicht weiter aufregen.«
    »Aber wenn sie auf unsere Spur kommen, können sie uns einen Mord anhängen.«
    »Wie sollen sie schon auf unsere Spur kommen? Beim ersten hat uns überhaupt niemand gesehen. Beim zweiten -gut, der Bundesanwalt und seine Frau würden uns natürlich wiedererkennen. Das sind bis jetzt zwei Zeugen. Bei dem Kerl eben hat uns auch niemand zu Gesicht bekommen. Also bleiben zwei Zeugen - während wir mit fünf Gegenzeugen auf warten können. Zwei gegen fünf Eide.«
    Der Dicke nickte beruhigt.
    »Das ist wahr«, sagte er. »Damit können sie uns nichts anhängen. Bist du bald fertig? Du hast selbst gesagt, daß wir uns beeilen müssen.«
    »Nur noch diesen einen Fleck hier. Die anderen sind zwar nicht ganz ’rausgegangen, aber sie sind so dünn geworden, daß sie niemand mehr für Blutflecken ansehen wird.«
    Er rieb mit dem ins Wasser getauchten Taschentuch auf dem letzten Blutspritzer herum. Der Dicke schob die Hände in die Hosentaschen, spitzte die Lippen und pfiff einen gerade populären Schlager vor sich hin. Er tat es äußerst kunstvoll, und es gelang ihm, Töne und gewisse Triller in einer Höhe zu pfeifen, die erstaunlich war.
    »So«, sagte der Hagere dann. »Ich bin fertig. Natürlich ist das ganze Jackett jetzt pitschnaß.«
    »Immer noch besser als die Blutflecken.«
    Sie verließen die Toilette. Vom Bahnsteg fuhr gerade ein Zug ab. Aus den Tunneln hallte der Lärm wider. Der Hagere zeigte auf die Telefonzelle unweit der Toilette.
    »Auf zum vierten«, rief er dem Komplicen zu. »Geh in die Zelle und such ’raus, wo er wohnt. Ich stelle mich in die Zugluft am Lüftungsschacht und laß das Jackett etwas trocknen.«
    Der Dicke nickte. Aber bevor er sich in Richtung auf die
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