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0391 - Der flüsternde Tod

0391 - Der flüsternde Tod

Titel: 0391 - Der flüsternde Tod
Autoren: Jason Dark
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seinen Blick noch immer nicht hatte abwenden können, war davon überzeugt, auf diesem Mund ein zufriedenes Grinsen gesehen zu haben. Der Schädel hatte sein Ziel erreicht.
    Endlich…
    Nicht einmal ein Schuh war noch von Ken zu sehen. Wade Liston wurde nun klar, daß er keinen Bruder mehr besaß. Niemand, auf den er sich verlassen konnte und der mit ihm auf Tour ging, wie sie immer gesagt hatten.
    Gefühle brachte der junge Mann anderen so gut wie nicht entgegen. Bei Ken hatte er die große Ausnahme gemacht, und ihm war plötzlich nach Heulen zumute. Am liebsten hätte er sich ins Gras gelegt und in den Boden gebissen.
    Nicht einmal das schaffte er.
    Keine Träne drang aus seinem Auge. Er trauerte stumm um den Bruder und mußte sich eingestehen, daß der Schädel eine verdammte Macht ausüben konnte.
    Auch gegen ihn?
    Der flüsternde Tod wurde er genannt. Wade hatte ihn ebenfalls flüstern gehört, aber er war nicht so stark in seinen Bann geraten wie Bruder Ken, der nicht mehr lebte.
    Daß der Schädel einen Menschen wieder ausspucken konnte, daran wollte er nicht glauben.
    Wie ging es für ihn weiter?
    Noch nie zuvor hatte Wade Liston ein solches Grauen gespürt wie in diesen Augenblicken. Er durfte aber nicht mehr an Ken denken, sondern mußte sich auch um sein eigenes Schicksal kümmern.
    Wenn er hier weiterhin stehenblieb, konnte ihm das gleiche passieren. Das wollte er auf keinen Fall. Er sah, wie sich der Mund bewegte, als würde hinter den Lippen etwas zucken und zerdrückt werden. Wenn er zögerte, würde er irgendwann das Locken oder Flüstern hören und ihm nicht widerstehen können.
    Er blieb nicht stehen und drückte sich zurück. Seine Schritte setzte er langsam, den blauschwarzen Kopf mit den tiefen, aber leeren Augenhöhlen ließ er nie aus dem Blick, während sich die Gedanken mit den Vorstellungen seiner weiteren Flucht beschäftigen.
    Es sollte sich nichts ändern. Er wollte dorthin zurück, wo sie ihre Maschinen abgestellt hatten. Auf dem Bock der Honda fühlte er sich besser, da kam er auch schneller fort. Als sein Bruder noch lebte, hatten die beiden vorgehabt in den Ort zu fahren, um anschließend nach Exeter zu verschwinden.
    War das jetzt auch noch gut?
    Wade entschied sich dafür. Er wollte nach Devon hinein, um zu schauen, wie es dort stand. Vielleicht hatte der Schädel mit den roten Blutlippen auch dort seine Spuren hinterlassen. Man konnte ja nie wissen.
    Zunächst ging er rückwärts. Das brachte nicht viel, weil er einfach zu langsam war. Dann pfiff er auf den Anblick des Schädels, wandte diesem den Rücken zu und lief schneller.
    Zunächst noch ziemlich normal. Als er über einen Mauerrest hinweggesprungen war, fing er an zu rennen. Als säße ihm der Teufel im Nacken, jagte er davon. Seine Arme und Beine peitschten undknickten das hohe Gras. Er wollte nur noch seine Maschine erreichen…
    Und die sah er auch.
    In der Dunkelheit erst ziemlich spät, so daß er fast gegen sie gerannt wäre. Er kickte den Ständer um, drehte auch die Maschine und schaute dabei den Weg zurück.
    Den Schädel sah er auch jetzt!
    Das heißt, die Umrisse waren kaum zu erkennen. Nur die Lippen leuchteten. Sie schienen in der Luft zu schweben und erinnerten an zwei blutrote Wülste.
    Der Rocker schüttelte sich. Der flüsternde Tod hatte seinen Namen zu Recht bekommen.
    Dann startete er.
    Die Honda sprang schon beim ersten Versuch an. Der Sound des Motors gab Wade ein gutes Gefühl. Das Geräusch war für ihn Realität. Es gehörte einfach dazu, und die Schallwellen pflanzten sich durch die Dunkelheit fort, bis sie irgendwo verliefen.
    Er fuhr an.
    Es war ein Start, bei dem das Hinterrad durchdrehte. Das Vorderrad hob ab, aber Wade bekam die Maschine in den Griff, denn fahren konnte er ausgezeichnet.
    Um Devon zu erreichen, konnte er die offiziellen Wege und Straßen nehmen. Darauf verzichtete er. Es gab Abkürzungen, und mit seiner Honda kam er dort überall durch.
    Also fuhr er querfeldein.
    Gepeitscht von seiner Angst und getrieben von der bulligen Kraft der Honda, jagte er davon. Er nahm keine Rücksicht mehr. Die Honda tanzte und hüpfte über Bodenwellen hinweg. Ihr Bezwinger mußte so manchen Stoß in Kauf nehmen.
    Auf einen Helm hatte Wade verzichtet. Diese Zeit war ihm einfach nicht geblieben. Er hoffte, unfallfrei die Ortschaft Devon zu erreichen.
    Der Fahrtwind peitschte in sein Gesicht. Und die Lichter der Ortschaft schimmerten ihm entgegen. Sie lockten, sie gaukelten ihm Sicherheit vor, und er
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