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0391 - Der flüsternde Tod

0391 - Der flüsternde Tod

Titel: 0391 - Der flüsternde Tod
Autoren: Jason Dark
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lief ein Ruck. Die Worte hatten ihm Mut gemacht. Er konnte sich endlich voranbewegen, denn ein neuer Kraftstrom füllte sein Inneres aus.
    So tappte er mit schwer wirkenden Schritten durch das Gras, den Blick stur nach vorn gerichtet, damit ihm auch keine Einzelheit entging. Der Schädel hatte nur auf ihn gewartet, nur auf ihn.
    Und er hörte ihn sprechen. Urplötzlich wehte ihm das Flüstern entgegen, und jetzt wußte Ken, weshalb man diesen dunklen Skelettkopf den flüsternden Tod nannte.
    »Komm zu mir, Mensch. Ich habe auf dich gewartet. Du sollst den flüsternden Tod kennenlernen. Er hat lange genug im Verborgenen gelauert, nun nicht mehr. Jetzt ist er wieder frei, und du hast dafür gesorgt, deshalb will ich dich belohnen…«
    Ken Liston hatte zwar jedes Wort verstanden, aber nur das letzte blieb ihm im Gedächtnis haften.
    Belohnen!
    Er sollte belohnt werden. Für ihn kam es schon einer Tragik gleich, denn in seinem bisherigen Leben war er für nichts belohnt worden und hatte zumeist einstecken müssen.
    Daß auf dem Boden und versteckt im Gras hohe Steine lagen und er des öfteren stolperte, nahm er nicht einmal richtig wahr. Es wirkte unnatürlich, wie er seine Arme bewegte, als suchte er irgendwo in seiner Nähe noch den richtigen Halt.
    Und der Schädel wartete…
    ***
    Sein Äußeres rührte sich nicht. Es glich dem Rand der Mauer, mit dem das Knochenkinn abschloß, nur der Mund geriet in gewisse Zuckungen. Die breiten roten Lippen zogen sich zusammen und erinnerten bei diesen Bewegungen immer stärker an Schläuche, gegen die gedrückt oder gezogen wurden.
    Allmählich verbesserte sich auch Wades Zustand. Er war ein harter Brocken und hatte schon einige Schlägereien hinter sich. Ein paarmal war er zusammengeschlagen worden, dann hatte er den Spieß umgedreht und ebenfalls hart ausgeteilt.
    Einstecken mußte er trotzdem.
    Zwar schmerzte noch jedes Luftholen, auch mußte er sich mit beiden Händen aufstützen, aber es gelang ihm, sich in die Höhe zu drücken. Zumindest den Oberkörper drückte er so weit durch, bis der Rücken eine Gerade bildete.
    In dieser Haltung blieb er.
    Pfeifend hörte sich der Atem an. Sein Gesicht glänzte schweißnaß.
    Er atmete durch den offenen Mund, der sich vor Staunen ebenso weit öffnete wie seine Augen.
    Vor ihm lief Ken.
    Wade Liston wußte in diesem Augenblick, daß er es nicht mehr schaffen würde, seinen Bruder zu retten, weil er sich dem Schädel einfach zu weit genähert hatte. Es fehlten nur mehr einige Schritte, dann konnte er die Hand ausstrecken und ihn berühren.
    Ein letztes Mal versuchte er es. Er hatte schreien wollen und wunderte sich über die krächzenden Worte.
    »Ken zurück…«
    Sein Bruder kam nicht Der Schädel besaß eine ungemein starke Anziehungskraft. Besonders der Mund, der für den schwankenden Ken zuerst in direkter Reichweite lag.
    Er streckte seine Arme aus und preßte die Finger gegen die wulstigen, dicken Lippen.
    Für einen Moment blieb er so stehen. Er berührte die weichen Lippen, wollte sie ganz abtasten, als sich der Mund plötzlich öffnete.
    Ken Liston hatte damit nicht gerechnet. Das plötzliche Verschwindendes Widerstandes ließ ihn nach vorn fallen. Seine Hände stachen ins Leere, und sie verschwanden zusammen mit den Armen im Maul des düsteren Schädels.
    Das sah auch Wade.
    Zuerst wollte er es nicht glauben, er wischte fahrig über sein Gesicht und schleuderte die Schweißtropfen von der Hand, bevor er wieder hinschaute und feststellen mußte, daß sich die Haltung seines Bruders verändert hatte. Er hatte den Boden unter den Füßen verloren. Er schwebte in der Luft, und nur noch sein Unterkörper mit den Beinen schaute aus dem knallroten Maul des Schädels, während die obere Hälfte bereits zwischen den Lippen verschwunden war.
    Der Schädel schluckte ihn!
    Und Ken tat nichts dagegen. Er wehrte sich überhaupt nicht. Nur einige Male noch strampelte er mit den Beinen, als wollte er etwas wegstoßen, das sich hinter ihm befand.
    »Kennnn!«
    Es hatte ein Schrei werden sollen, kaum mehr als ein Flüstern drang über Wades Lippen. Zu schlimm war dieser Vorgang, den er so überdeutlich bekam.
    Der Skelettkopf schluckte sein Opfer in kurzen Intervallen herunter. Langsam verschwand Ken in dem Maul.
    Zuletzt schauten nur noch seine Füße zwischen den Lippen hervor. Auch sie nur für einen kurzen Augenblick, bevor sich der blutrote Mund noch einmal öffnete und der Körper ganz verschwand.
    Die Lippen schlossen sich.
    Wade, der
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