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0391 - Der flüsternde Tod

0391 - Der flüsternde Tod

Titel: 0391 - Der flüsternde Tod
Autoren: Jason Dark
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Ihm entging auch nicht, daß Ken die Augen bei seinem Bericht verdreht hatte und irgendwie ganz anders geworden war. Ein sentimental und gleichzeitig unwirkliches Lächeln hatte sich auf seinem Gesicht ausgebreitet, auch für Wade ein Beweis, daß sich sein Bruder inzwischen im Bann dieses blauschwarzen Schädels befand, der auch den Beinamen der flüsternde Tod bekommen hatte.
    Wade dachte auch weiter. »Okay, Bruderherz, alles okay, der Schädel hat mit dir gesprochen. Ich glaube es dir. Er hat dich gelockt, aber du wirst nicht hingehen. Der flüsternde Tod kann dich vernichten, verstehst du das. Er ist nicht unser Freund. Er kann aus dem geboren sein, was wir zerstört haben.«
    »Wie meinst du das?«
    Der Angesprochene schlug die Hände seines Bruders zur Seite.
    »Ganz einfach, supereinfach. Die Hexe, die in den Flammen umkommen sollte, ist zwar verbrannt, sie hat aber eine andere Gestalt angenommen. Begreifst du es jetzt?«
    »Sie soll der Schädel sein?«
    »Jawohl!«
    Ken öffnete den Mund und fing an zu lachen. »Nein, nein, das kann ich nicht glauben. Sie ist niemals der Schädel. Er ist ein anderer, er will etwas von mir.«
    »Deinen Tod!«
    »Ich gehe hin!«
    »Du bleibst!« entschied Wade. Er ging einen halben Schritt zurück und ballte seine rechte Hand. Auch wenn er Ken mit Gewalt zurückhalten mußte, es machte ihm nichts aus, letztendlich geschah alles nur zu Kens Sicherheit.
    Ken schüttelte langsam den Kopf. »Du verstehst nichts, Wade, überhaupt nichts. Wenn du seine Stimme gehört hättest, würdest du anders reden. Sie ist so freundlich, so lockend.«
    »Das ist mir scheißegal. Wir verschwinden von hier. Den Job haben wir ausgeführt. Wir schwingen uns auf die Feuerstühle und fahren nach Exeter. Dort bleiben wir drei Tage. Erst dann kehren wir wieder zurück und tun so, als wären wir die gesamte Zeit dort gewesen und hätten vonnichts eine Ahnung gehabt. Kapiert!«
    »Schon.«
    »Dann komm!«
    Ken Liston schüttelte den Kopf. Der verklärte Ausdruck auf seinem Gesicht blieb. »Ich kann ihn nicht alleinlassen. Er hat mich so freundlich eingeladen, zu ihm zu kommen. Nein, das kannst du von mir nicht verlangen. Schau dir seine herrlichen Lippen an. Sind sie nicht eine wunderbare Lockung und Verlockung?«
    »Für mich nicht.«
    »Aber für mich.«
    Wade hatte eingesehen, daß sein Bruder mit Worten nicht zu überzeugen war. Da half nur Gewalt.
    Wade holte aus.
    Ken ging vor.
    Und dann sah Wade plötzlich Sterne. Nie hätte er mit einem so schnellen und direkten Angriff seines Bruders gerechnet, aber der Rundschlag, zu dem Ken angesetzt hatte, traf voll ins Ziel.
    Bei Wade wurden Kinn, Mund und Nase erwischt. Er spürte das Blut aus den Nasenlöchern rinnen, die Beine wollten ihm nicht mehr gehorchen, und er fing den nächsten Hieb.
    Diesmal tiefer und mit der Faust geschlagen.
    Es war ein Supertreffer. Wade röchelte noch. Die Kraft strömte endgültig aus ihm hervor. Sterne zerplatzten vor seinen Augen und wurden zu farbigen Wolken, die ihn so einlullten, daß er kaum mitbekam, wie er auf die weiche Erde kippte.
    Ken sprach zu ihm. Diesmal drangen scharfe Worte aus seinem Mund, denn auch von seinem Bruder ließ er sich nicht beeinflussen.
    Der jedoch hörte ihn nicht. Er hatte genug mit seinen eigenen Problemen zu tun. Der Schmerz durchwühlte ihn wie Feuer. Es zuckte vom Kopf bis hinunter zum Gürtel. Kens Treffer waren nicht von schlechten Eltern gewesen, andererseits warfen sie Wade auch nicht in das Reich der Bewußtlosigkeit. Er hielt sich in seiner knienden Haltung, schwankte, sah die Welt nur mehr wie durch farbige Schleier und glaubte auch, auf einem Schiffsboden zu knien, der sich schwankend bewegte.
    Und er bekam nicht mit, wie sein Bruder ging.
    Ken hatte sich einmal entschlossen, dem Ruf zu folgen, und dabei blieb es. Keiner konnte ihn jetzt noch aufhalten. Nur der blauschwarze Schädel zählte, von dem diese gewaltige Lockung ausging.
    Wichtig war auch der Mund. Da lockten blutrote Lippen, die flüsterten. Sie streichelten regelrecht mit Worten.
    Das hatte Ken genau verspürt. Da konnte Wade sagen, was er wollte, der Schädel war nur für ihn allein da. Und vor allen Dingen die roten Lippen, die an ihren Enden zuckten, als hätten sie sich zu einem Willkommenslächeln herabgelassen.
    »Ja!« sagte Ken Liston. »Ich werde zu dir kommen. Ich weiß, du bist der flüsternde Tod, aber du wirst mich aufnehmen. Ich will es so. Du rufst mich nicht umsonst, nein…«
    Durch seinen Körper
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