Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0391 - Der flüsternde Tod

0391 - Der flüsternde Tod

Titel: 0391 - Der flüsternde Tod
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Zischen, als hätte jemand Wasser in Flammen gespitzt. Der weißgrünliche Rauch stank entsetzlich. Und ätzend wirkte er. Mit wedelnden Handbewegungen versuchte ich mein Gesicht vor dem Rauch zu schützen.
    Die Spur hatte sich verändert.
    Kein Hufeisen mehr, keine Fratze, dafür ein tief eingebrannter Abdruck im weichen Boden.
    Schwarze Erde. Es wuchs dort kein Grashalm mehr, und selbst die schmalen Wurzeln der Gräser mußten zerstört sein.
    Mein Kreuz hatte ganze Arbeit geleistet.
    Blieb der zweite Abdruck. Bevor ich mich um ihn kümmerte, winkte ich den beiden zurückgebliebenen Männern beruhigend zu und ging die wenigen Schritte nach rechts, die mich zum zweiten Ziel brachten.
    Der Abdruck war identisch mit dem von mir vernichteten. Auch hier wollte ich das Kreuz fallen lassen, stoppte aber mitten in der Bewegung, weil ich eine dumpfe, krächzende Stimme vernahm, die überhaupt nicht anders klingen konnte.
    Asmodis sprach zu mir!
    »Willkommen, Sinclair, willkommen.« Während dieser Worte bewegte sich das Maul der Fratze. »Ich freue mich, daß wir abermals aufeinandertreffen…«
    »Wenn man verliert, freut man sich?« fragte ich zurück.
    Er hatte mich gehört und lachte. »Wer sagt dir, daß ich verliere, Geisterjäger?«
    »Ich!«
    »Bist du dir dessen so sicher?«
    »Ja.«
    »Du irrst dich, Sinclair. Du irrst dich ganz gewaltig. Das hier ist mein Spiel. Ich muß eine alte Rache erfüllen.«
    »Seit wann kümmerst du dich darum? Ich hatte bisher immer das Gefühl, es gäbe für dich andere Dinge. Den Spuk, zum Beispiel. Er ist doch zu deinem großen Feind geworden. Der Dämonenschrein oder Aibon, das geheimnisvolle Land, sowie die Spur des Victor de Valois. Das sind doch die Dinge, die uns beide interessieren…«
    »Unter anderem«, unterbrach er mich. »Aber was weißt du schon von der Hölle und meinen Aufgaben? Nichts, gar nichts. Ich habe vieles zu erledigen, es gibt Dinge, die in der Vergangenheit ihren Anfang genommen haben, dann schlafengelegt wurden, um jetzt wieder aufzuerstehen. Um die Sachen, die du angesprochen hast, kümmere ich mich auch noch. Keine Sorge, da werden wir schon miteinander zu tun bekommen, falls du dies hier überlebst.«
    »Ich sehe keine unüberwindlichen Schwierigkeiten. Das Kreuz brauche ich nur fallen zu lassen, und die Fratze ist gelöscht, vernichtet, ausradiert, ganz wie du willst, Asmodis!«
    »Das stimmt alles, Geisterjäger. Aber war zählt schon ein Sigill, das mein Gesicht zeigt? Überhaupt nichts. Du kannst zwei oder drei vernichten, es stört mich nicht, denn an anderer Stelle lauern vielleicht zehn- oder hundertmal so viele.«
    »Was heißt das?«
    »Sei nicht so dumm. Hast du vergessen, daß die Ortschaft Devonebenfalls betroffen ist? Dort habe ich meine Spur bereits gelegt. Du wirst sie vielleicht sehen und wirst dann auch den Staub erkennen, der die Straße, Wohnungen und Plätze in Devon bedeckt. So und nicht anders sieht es aus. Während du hier ein Zigeunermädchen namens Sarita suchst, das überhaupt nicht mehr lebt, weil man Hexen eben verbrennt, wird in Devon bald eine Panik ausbrechen. Ich habe bereits einen Namen für diesen Ort. Das Dorf des Staunens…«
    Asmodis schwieg. Er wollte mir Zeit geben, damit ich mich auf die neuen Verhältnisse einstellen konnte, und diese Zeit brauchte ich auch. Es war furchtbar, einfach grauenhaft. Er hatte uns weggelockt, um an anderer Stelle zuschlagen zu können. Dabei wußte ich genau, daß Menschenleben für ihn nicht zählten.
    Ich hatte mich wieder gefangen. »Und weshalb tust du das?« fragte ich. »Haben dir diese Menschen etwas getan?«
    »Nein, sie nicht.«
    »Dann zieh dich zurück!«
    »Sie haben sich ebenfalls nicht zurückgezogen, als sie damals das Mädchen erfrieren ließen. Sie zerfiel zu Staub. Ich wollte es so, aber die drei, die vorgehabt haben, sie zu vernichten, wurden ebenfalls vonmeiner Rache getroffen, und auch der verfluchte Pfarrer konnte nicht widerstehen, weil er selbst infiziert war. Ich hatte den Keim der Hölle gesät. Heute will ich ernten.«
    Und damit hatte Asmodis leider schon begonnen, wie ich mir selbst eingestehen mußte.
    »So«, erklärte er mir höhnisch. »Jetzt kannst du das Sigill vernichten. Oder willst du nicht einmal probieren, wie es ist, wenn man zu Staub zerfällt? Ich kann dir das Gefühl leider nicht beschreiben, weil ich es noch nicht erlebt habe…«
    Meine nächste Frage zielte in eine andere Richtung. »Und was oder wer ist der flüsternde Tod?«
    Asmodis
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher