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039 - Der Griff aus dem Nichts

039 - Der Griff aus dem Nichts

Titel: 039 - Der Griff aus dem Nichts
Autoren: Ernst Vlcek
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nicht nachgeben. Er pochte auf sein Recht als Regisseur und beharrte auf dem Standpunkt, daß der Gnom der beste Roland sei, den man sich nur wünschen konnte. Dorothy gab erst nach, als wir ein wenig Druck auf sie ausübten. Das erhoffte Comeback ist ihr doch mehr wert. Heute Nachmittag wollen wir die ersten Probeaufnahmen in den Kasten bringen.“
    „Wie spät ist es?“
    „Zehn Uhr durch.“
    Dorian überlegte eine Weile, dann sagte er entschlossen: „Ich muß aufstehen.“
    „Du würdest nicht weit kommen“, behauptete Jeff. „Dr. Hopper ist der Meinung, daß du zwei, drei Tage Bettruhe nötig hast.“
    „Ich fühle mich soweit wieder in Ordnung“, versicherte Dorian. „Würdest du veranlassen, daß man meine Kleider bringt?“
    „Und deine Waffe auch?“ fragte Jeff, ohne sich vom Platz zu rühren.
    Dorian wich seinem fragenden Blick aus.
    „Es geht mich nichts an, was du treibst, Dorian“, sagte Jeff, „aber ich befürchte, daß du dich auf Dinge einläßt, denen du allein nicht gewachsen bist. Ich erinnere mich unwillkürlich daran, in welchem Zustand du mir mein Flugzeug zurückgegeben hast. Du sagtest damals, daß du nur Lilian von einer Wiener Klinik nach London bringen wolltest, und dann war bei der Landung die gesamte Inneneinrichtung zerstört, und zwei Leichen befanden sich an Bord.“
    „Ich habe dich ersucht, mir die Rechnung über die Reparaturen zu schicken“, sagte Dorian.
    „Aber darum geht es doch nicht!“ rief Jeff wütend und hieb mit der Hand auf die Bettdecke. „Bei aller Freundschaft, Dorian, ich bange um meinen Ruf. Ich befürchte, daß du dich auf krumme Sachen einläßt, für die auch ich die Rechnung präsentiert bekommen könnte.“
    „Wenn du es so siehst, dann ist es besser, wenn ich dir nicht mehr zur Last falle. Ich …“
    „Herrgott noch mal!“ rief Jeff in gespielter Verzweiflung. „Sei doch nicht so stur! Ich möchte dir doch helfen. Aber als Freund könntest du mich wenigstens ins Vertrauen ziehen. Ich habe viele Beziehungen, die dir nützlich sein könnten.“
    „Entschuldige, Jeff. Ich kann dir nicht sagen, worum es geht, denn du würdest mir nicht glauben. Nein, unterbrich mich nicht! Du würdest mir bestimmt nicht glauben, aber ich kann dir versichern, daß ich keine krummen Dinger drehe. Ich handle im Auftrag des Secret Service. Politik ist dabei nicht im Spiel. Meine Aufgabe ist es, Fuller zur Strecke zu bringen.“
    „Und du glaubst, daß du in Los Angeles eine Spur findest, die dich zu ihm führt?“ fragte Jeff.
    „Ich bin jetzt überzeugt, daß er wieder in Los Angeles ist“, erklärte Dorian, verschwieg aber, daß ihn Lorna Blue zu dieser Überzeugung gebracht hatte.
    „Das ist ein Ding!“ meinte Jeff. „Aber warum sollte er sich denn verstecken?“
    „Weil er weiß, daß ich hinter ihm her bin.“ Dorian schlug entschlossen die Decke zurück. „Laß mir jetzt bitte meine Kleider bringen, Jeff! Ich muß unbedingt zu dem Sanatorium, in dem Fuller tätig war.“
    „Ich stelle dir selbstverständlich einen Wagen mit Chauffeur zur Verfügung“, erbot sich Jeff. „Du bist noch zu schwach, um selbst ans Steuer zu gehen. Rudolpho wäre ein geeigneter Begleiter. Er kann seinen Mann auch stehen, falls du welche Schwierigkeiten bekommst.“
    Ohne Dorian Gelegenheit zu geben, noch einen Einwand vorzubringen, verließ Jeff das mit schwarzem und rotem Samt ausgelegte Schlafzimmer.
    Vielleicht hatte Jeff nicht so unrecht. In seiner Lage konnte er schon einen Leibwächter brauchen. Denn ohne Zweifel hielt sich Fuller im Raum Los Angeles auf und wußte, daß Dorian ihm auf den Fersen war. Der Zwischenfall mit Lorna Blue hatte ihm gezeigt, daß er von nun an keine Sekunde seines Lebens mehr sicher sein konnte.
    Rudolpho hatte für diese Fahrt den knallroten Chrysler Imperial gewählt. Es ging nordostwärts. Sie fuhren den Sunset Boulevard entlang, unter dem Hollywood Freeway durch, kreuzten die San Fernando Road und kamen beim Foothill Boulevard auf den Angeles Crest Highway. Sie sprachen die ganze Zeit über kein Wort. Rechts flitzten die Fernsehtürme vorbei, und knapp hinter dem Mount Wilson Observatorium bog Rudolpho nach links ab. Ein Schild verkündete, daß es sich um eine Privatstraße handele, ein anderes, daß man hier in den Carmelita Canyon fuhr.
    Rudolpho hatte vor Fahrantritt erklärt, daß es etwa dreißig Meilen bis zum Carmelita-Sanatorium seien. Ein Blick auf den Meilenzähler zeigte Dorian, daß sie bereits zweiundzwanzig
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