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039 - Der Griff aus dem Nichts

039 - Der Griff aus dem Nichts

Titel: 039 - Der Griff aus dem Nichts
Autoren: Ernst Vlcek
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einer Warzenbeseitigung bis hin zur Abtreibung – mit der größtmöglichen Diskretion bekommen. Es ist gar nicht mal so übertrieben, wenn ich sage, daß das gesamte Volk von Hollywood über Beverly Hills bis Bel Air trauerte, als er seine Zelte im Carmelita Canyon abbrach. Trotz seiner Jugend genoß er unglaubliche Popularität. Er war, glaube ich, so wie du 29 Jahre.“
    „Er ist sogar am selben Tag geboren“, sagte Dorian.
    „Welch ein Zufall!“
    „Nein, kein Zufall.“ Dorian schüttelte den Kopf. „Aber erzähle weiter! So wenig, wie du behauptet hast, weißt du gar nicht.“
    „Ich bin eigentlich schon am Ende angelangt“, sagte Jeff schulterzuckend. „Nach Fullers Abreise wurde das Sanatorium geschlossen. Es ist nicht ganz klar, ob er daran finanziell beteiligt war und die Schließung veranlaßt hat, oder ob die Leute nach seinem Verschwinden ganz einfach pleite gemacht haben. Sicher ist jedenfalls, daß man nach seiner Abreise in Beverly Hills die Flaggen auf halbmast gesetzt hat. Fast alle sind sich einig, daß er ganz ausgezeichnete Arbeit leistete. Er war begnadet. Ein Künstler im Ärztekittel.“
    „Und wer waren die Leute, die mit seiner Arbeit nicht zufrieden waren?“ fragte Dorian.
    Jeff lachte. „Das waren seine Konkurrenten.“
    Er stieß Dorian an und wies auf einen etwas bullig wirkenden Mann Mitte der Vierzig, mit graumelierten Schläfen und gepflegtem Äußeren, der sich gerade mit Dorothy Malone unterhielt. Jeff fuhr mit vertraulich gesenkter Stimme fort: „Da hast du einen von ihnen. Dr. Carlion Hopper – den ich übrigens zu meinem Hausarzt erwählt habe – ist einer von denen, die Fuller bestimmt keine Träne nachweinen. Möchtest du seine Meinung über ihn hören?“
    „Warum nicht.“
    Dr. Carlion Hopper verhielt sich Dorian gegenüber äußerst distanziert, vielleicht deswegen, weil ihn Dorothy Malone vor ihm gewarnt hatte. Als dann Jeff die Sprache auf Dr. Fuller brachte, wurde seine Miene eisig.
    „Warum interessieren Sie sich für diesen Scharlatan, Mr. Hunter?“ wollte Dr. Hopper wissen.
    Dorian erklärte, daß er mit Nachforschungen betraut worden wäre, die mit Dr. Fuller zu tun hätten. Dabei überließ er es der Phantasie des anderen, ob ihn dieser für einen Privatdetektiv, einen Untersuchungsbeamten der Ärzteschaft oder einen potentiellen Patienten hielt. Er schloß seinen Erklärungen die Frage an: „Warum bezeichnen sie Dr. Fuller als Scharlatan, Dr. Hopper? Zweifeln Sie etwa an seinen Fähigkeiten?“
    „Aber keineswegs“, versicherte Dr. Hopper. „Seine Fähigkeiten sind unbestritten, nur seine Methoden waren mehr als zweifelhaft. Verlangen Sie aber bitte nicht von mir, daß ich näher darauf eingehe. Hören Sie sich zwischen Sunset Boulevard und Wilshire Boulevard um, Mr. Hunter, dann werden Sie schon erfahren, was ich meine. Sie entschuldigen mich jetzt?“
    Dr. Hopper zog sich zurück.
    „Was meinte er mit seiner Anspielung?“ fragte Dorian den Freund, als sie wieder allein waren.
    „Was kann er schon meinen? Ich vermute, daß er Fuller die am Fließband vorgenommenen Schwangerschaftsunterbrechungen ankreidet.“
    Sie wurden unterbrochen, als ein kleiner südländisch wirkender Mann mit einer Halbglatze und dichtem Vollbart zu ihnen trat. In seiner Begleitung befand sich ein Zwerg mit einem zu großen Kopf und den Proportionen eines Kindes.
    „Mr. Parker! Mr. Parker!“ rief der Südländer aufgeregt und bemühte sich erst gar nicht, seinen Akzent zu vertuschen. „Ich glaube, wir haben Roland gefunden.“
    Jeff Parker stellte den kleinen Italiener mit der Halbglatze als „mein Regisseur Luigi Pietrucci“ vor. Als der Regisseur Dorians Namen hörte, schüttelte er ihm inbrünstig die Hand, wechselte aber gleichzeitig das Thema.
    Während er dem Zwerg an seiner Seite ständig auf die Schulter klopfte, erklärte er: „Das ist Roul Schwartz. Der einzige aus der Schar der Kandidaten, der unseren Erwartungen entspricht. Ich versichere Ihnen, Mr. Parker, daß er für die Rolle des Roland wie geschaffen ist. Er ist häßlich, verwachsen und, was ausschlaggebend ist, auch intelligent. Er ist genau jener Typ, der sich Clarissa in ihrer Verzweiflung an den Hals wirft. Wenn Sie nichts dagegen haben, Mr. Parker, machen wir morgen mit ihm und Dorothy gleich einige Probeaufnahmen.“
    „Wie Sie meinen, Luigi“, sagte Parker. „Ganz wie Sie meinen. Ich will Ihnen in diesem Punkt nicht dreinreden.“
    Der Regisseur verabschiedete sich und verschwand mit
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