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039 - Der Griff aus dem Nichts

039 - Der Griff aus dem Nichts

Titel: 039 - Der Griff aus dem Nichts
Autoren: Ernst Vlcek
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stellte sein Glas weg und sagte: „Es tut mir leid, daß ich ausgerechnet in eine Party geplatzt bin, Jeff, aber wenn es dir deine Zeit erlaubt, würde es mich doch brennend interessieren, was du über Dr. Fuller herausgefunden hast. Ich kann natürlich auch bis morgen warten, wenn dich deine Verpflichtungen im Moment zu sehr in Anspruch nehmen.“
    Jeff lachte sein Jungenlachen. Er war schon etwas beschwipst. „Du bist doch nicht in irgendeine Party geplatzt, Dorian, sondern das ist deine Empfangsparty. Ich weiß natürlich, daß du nichts von aufwendigen Festen in großem Stil hältst, deshalb habe ich auch nur ein intimes Beisammensein in kleinem Rahmen arrangiert.“
    Dorian schnitt eine vielsagende Grimasse. Der Lärm, der in die Bibliothek drang, sprach Jeffs Worten Hohn.
    „Es freut mich natürlich, daß du mir einen spektakulären Empfang bietest, Jeff“, sagte Dorian, „aber ich bin nicht des Vergnügens wegen hergekommen, sondern geschäftlich. Mir wäre es lieber, du würdest mir die Informationen über Fuller so schnell wie möglich geben.“
    „Welche Informationen?“
    „Du hast mir doch ein Telegramm geschickt, in dem du mich batest, so schnell wie möglich herzukommen, oder nicht?“
    „Natürlich, natürlich“, versicherte Jeff und führte Dorian langsam aus der Bibliothek. „Ich habe dich aber nicht hergerufen, um dich mit beruflichen Dingen zu belasten, sondern weil ich dich von deiner Arbeit fortlocken wollte. Ich möchte, daß du für einige Tage deine Freundin und den Londoner All tag vergißt. Wenn ich mir dein griesgrämiges Gesicht so anschaue, finde ich, daß dir etwas Abwechslung nur gut tun könnte. So, und jetzt mach, daß du auf dein Zimmer kommst! Die Mädchen sind schon ganz ungeduldig. Sie können es kaum erwarten, den Gentleman zu sehen, für den ich so unermüdlich Reklame gemacht habe.“
    Dorian war so sprachlos vor Wut, daß er nicht die passenden Worte fand, um Jeff gehörig die Meinung, zu sagen. Da war er nun viele tausend Meilen weit geflogen, um einen Dämon zu jagen, und dann wartete hier auf ihn das süße Leben von Hollywood.
    Während er sich von dem Valentino-Peck-Mischling zu seinem Zimmer bringen ließ, nahm er sich vor, Jeff die Show zu verderben. Als er das riesige, mit schwarzem und rotem Samt ausgelegte Zimmer betrat, sagte er zu dem Domestiken: „Ich weiß nicht, wieso, aber Sie erinnern mich an Rudolph Valentino.“
    Der belämmerte Gesichtsausdruck des Mexikaners bereitete ihm diabolisches Vergnügen.
     

     
    Es ging eigentlich viel solider zu, als Dorian befürchtet hatte. Zu den einschmeichelnden Melodien eines Quintetts drehten sich einige Paare auf der marmornen Tanzfläche, und blutjunge Mädchen ließen sich von angegrauten Männern ebenso selbstverständlich über den Tanzboden führen wie reifere, aufgetakelte Damen von geschniegelten Jünglingen. Man stand in Gruppen zusammen, die Sektflöten, Drinkbecher und Whiskygläser in den geziert abgewinkelten Händen haltend, glockenhell oder rauh lachend, rauschte in langen Abendkleidern oder weit ausgestellten Stulpenhosen von hier nach da und wieder woanders hin, lümmelte bequem in den Ledersesseln, ein Starlet auf dem Schoß, stocherte lustlos in dem reichlich aufgetragenen kalten Büfett herum.
    Dorian kam sich in der schwarzen Hose ohne viel Beinfreiheit, dem weißen Pulli und dem schwarzen Samtjackett mit den etwas zu breiten Schultern irgendwie antiquiert vor. Er paßte nicht hierher. Am liebsten wäre er irgendwohin geflohen. Er erwog schon ernsthaft, sich davonzuschleichen und sich in eine gemütliche Bar zurückzuziehen, doch da hatte ihn Jeff Parker bereits erspäht.
    Er führte eine schlanke, schwarzhaarige Frau am Arm, die zwar immer noch attraktiv aussah, aber ihre beste Zeit bestimmt schon längst hinter sich hatte.
    Dorian fand sich in das Unvermeidliche und ging ihnen entgegen.
    „Dorothy Malone, das ist mein Freund Dorian Hunter, von dem ich Ihnen so viel erzählt habe“, stellte Jeff sie einander vor.
    Dorothy Malone lächelte ihr Glamourgirl-Lächeln und sagte mit rauchiger Stimme: „Jeff hat tatsächlich den ganzen Abend über von nichts anderem als von Ihnen gesprochen, Dorian. Ich darf Sie doch so nennen?“
    „Es ist mir eine Ehre“, sagte Dorian und fügte zusammenhanglos hinzu, daß er ein Bewunderer ihrer Schauspielkunst sei und den Film Mein Herz ist ein leeres Haus ihretwegen dreimal gesehen hätte. Das stimmte natürlich nicht, aber er wußte zufällig, daß
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