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0389 - Der Tote mit meinem Gesicht

0389 - Der Tote mit meinem Gesicht

Titel: 0389 - Der Tote mit meinem Gesicht
Autoren: Der Tote mit meinem Gesicht (2 of 2)
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verborgen hatte, die ich ja nach ihrer Meinung besaß. Aber auch eine Kugel in die Schulter oder ins Bein war nicht das, was ich mir wünschte.
    Also blieb ich stehen und hoffte auf eine spätere Chance. Zunächst mußte ich ein bißchen Kräfte sammeln. Von der Injektion, den Hieben, den Strapazen und der langen Zeit ohne Nahrung war ich elend geschwächt. Tepper hätte mich ohne Schwierigkeiten zusammenschlagen können.
    »Wo sind wir hier?« wollte ich wissen. »In einem Beerdigungs-Institut?«
    Er lächelte bösartig. »Das hast du also auch schon gemerkt. Na, macht nichts. Um welchen Laden es sich handelt, werden wir dir nicht auf die Nase binden. Aber du wirst jetzt sehr schnell erzählen, wo sich die Pläne befinden. Überlege nicht erst lange! Wir könnten sonst auf die Idee kommen, mittelalterliche Foltermethoden an dir auszuprobieren. Vazac ist Spezialist auf diesem Gebiet. Und erzähle uns keinen Unsinn. Denn wir nehmen dich mit zum Versteck. Und wenn wir dort keine Pläne finden, geht’s dir ganz mies.«
    »Und dann?« fragte ich. »Dann habt ihr doch die Möglichkeit, die richtige Leiche von Bob Cassidy irgendwo ’rumliegen zu lassen. Mit durchschnittener Kehle.«
    »Nicht mehr nötig«, beruhigte er mich. »Dann haben wir ja die Pläne. Und die Konkurrenz kann uns nichts mehr wollen. Wenn sie dich erwischt, hat sie ja nicht mehr viel Freude an dir.«
    »Ihr wollte mich also laufen lassen?«
    »Natürlich. Wir hassen unnötiges Blutvergießen.«
    Ich starrte ihn an. Aber in seinem Gesicht zuckte kein Muskel. Nichts verriet, ob diese Antwort ernsthaft gemeint oder makabre Ironie war.
    »Ich glaube dir nicht. Immerhin kenne ich dich und Vazac. Ich bin ein wichtiger Zeuge.«
    »Du wirst nie Gelegenheit haben, uns zu identifizieren. Denn sobald wir die Pläne haben, verscheuern wir sie für eine märchenhaft hohe Summe. Das Geld wird geteilt, und Irving Tepper segelt mit den Taschen voll Geld in die weite Welt. Reimt sich sogar.« Er grinste. »Du siehst, Cassidy, du hast nichts zu befürchten — wenn du gefügig bist. Dir geht zwar ein dickes Geschäft durch die Lappen, aber du behälst das Leben. Und das ist ja schließlich auch was wert.«
    Ich glaubte kein Wort von seinen Beteuerungen. Sie hatten nur den Sinn, mich möglichst schnell weichzumachen. Ich sollte das Versteck verraten und dann ins Gras beißen. Das war so sicher wie die Tatsache, daß ich vor Hunger fast umfiel.
    »Ich werd’s mir überlegen«, knurrte ich. »Was ich jetzt brauche, ist eine stramme Mahlzeit, eine Packung Zigaretten und ein Schluck Whisky. Wenn die Bewirtung zu meiner Zufriedenheit ausfällt, erinnere ich mich vielleicht wieder, wo die Pläne stecken.«
    »Natürlich.« Sein Gesicht wurde so freundlich wie ein wolkenloser Frühlingstarg. »Alles, was du willst, Cassidy. Es wird gleich serviert.« Rückwärts gehend zog er sich zurück. Die Stahltür fiel ins Schloß. Der Schlüssel knirschte. Ich war allein.
    Mir war klar, daß ich von außen keine Hilfe' zu erwarten hatte. Das Foto sah so echt aus, daß es auch meinen Freund Phil und die anderen Kollegen täuschen mußte. Man würde glauben, daß es mich erwischt hatte. Man würde natürlich nach den Mördern fahnden. Aber diese Tätigkeit hatte ein anderes Gesicht als die Maßnahmen, die man eingeleitet .hätte, wenn man mich in Gefahr glaubte. — Phil würde es nicht wahrhaben wollen. Sein Innerstes würde sich gegen die scheinbare Tatsache wehren. Aber Phil war als G-man zu sehr Verstandesmensch, um nicht doch von der scheinbar unumstößlichen Tatsache, daß ich eine Leiche war, auszugehen. Auch er hatte seine Aktion sicherlich schon auf diese Basis gestellt.
    Ich mußte versuchen, mir allein zu helfen:
    Ich mußte einen möglichst langen Anmarschweg zum angeblichen Versteck der TV-100-Pläne wählen.
    Die Mörder wußten, daß ich in jener Nacht, in der ich Chas Korman angeblich umgebracht hatte, nur für kurze Zeit weggewesen sein konnte. Folglich mußten die Pläne in der Nähe sein.
    wenn nicht… ja, das war die Lösung: Wenn ich sie nicht jemandem gegeben hatte, der damit verschwunden war. Möglichst weit mußte sich mein angeblicher Komplice entfernt haben. Denn je weiter der Weg, um so mehr Möglichkeiten würde es geben, die ich zu meiner Befreiung benutzen konnte.
    Ich überlegte.
    Mir fiel eine großartige Lösung ein.
    Sie war so naheliegend, daß ich mich wunderte, nicht auf Anhieb darauf gekommen zu sein.
    Ich mußte die Mörder nach New York führen
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