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0389 - Der Tote mit meinem Gesicht

0389 - Der Tote mit meinem Gesicht

Titel: 0389 - Der Tote mit meinem Gesicht
Autoren: Der Tote mit meinem Gesicht (2 of 2)
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ich doch nicht so unrecht mit meiner Vermutung?
    Plötzlich wurde mir wieder die Kälte bewußt.
    Ich begann mit den Zähnen zu klappern. Schauer liefen über meine Haut. Die Muskeln fühlten sich steif an und schmerzten. Ich blickte an mir herunter und stellte verblüfft fest, daß ich einen fremden Anzug trug. Ich kannte das Ding nicht, hatte es nie besessen. Die Jacke paßte nicht mal richtig, war zu eng in den Schultern. Sogar eine andere Krawatte war lieblos um meinen Hals geknotet worden.
    Ich war fassungslos. Die tollsten Vermutungen schossen mir durch den Kopf. Hatte man mich etwa verwechselt und hier im Schauhaus… Aber das konnte doch nicht sein.
    Ich bewegte den linken Arm. Im Ellbogen fühlte ich einen dumpfen rheumatischen Schmerz. Ich zog das Jackett aus und schob den Hemdärmel empor.
    In der Ellbogenbeuge befand sich ein großer häßlicher Bluterguß. In seinem Zentrum war ein winziger, blutverkrusteter Punkt. Der 'Einstich einer Nadel. Und derjenige, der ihn mir beigebracht hatte, war bestimmt kein Arzt.
    Man hatte mir also eine Spritze verpaßt, wahrscheinlich um mich für Jängere Zeit auszuschalten. Irgendein starkes Schlafmittel? Wie lange hatte ich ohne Bewußtsein in dem Raum hier gelegen? Ich blickte auf die Uhr. Die Zeiger waren stehengeblieben.
    Ich begann, auf und ab zu laufen. Ich zog das Jackett wieder an und bewegte die Arme, um mich zu erwärmen. Plötzlich spürte ich etwas Hartes, Flaches in der linken Brusttasche. Ich zog es heraus. Es war eine Lederhülle aus weißem, mit Stickereien verziertem Leder. Eine Brieftasche. Als ich sie untersuchte, entdeckte ich einen Führerschein. Er war auf den Namen eines Hawaiianers ausgestellt. Der Mann hieß Aia Holeu. Das Foto zeigte einen dunkelhaarigen Mann mit kantigem Schädel, dichtem, dunklem Haar — das in ähnlicher Weise geschnitten war wie bei mir, — energischen Zügen und brauner Haut. Es war ein sympathisches Gesicht.
    Außerdem fand ich einen Zehn-Dollar-Schein, einen kleinen gefalteten Stadtplan von Los Angeles und eine unbeschriebene Postkarte. Sie zeigte eine Südsee-Insel — mit Palmen bestanden. Einige weiße Bungalows im Hintergrund, strahlend blauer Himmel darüber und — etwas kühn koloriert — das türkisfarbene Meer unter den Palmen. Wahrscheinlich war dieser idyllische Landstrich die Heimat des Mannes.
    Ich entfaltete den Stadtplan. Er war abgegriffen und schmutzig. Sein Besitzer hatte mit Rotstift zwei Punkte markiert. Der eine lag in der Manhattan Ave, in Höhe der Hermosa Beach. Der andere etwas weiter westlich, etwa in der Mitte der 174. Straße. Was die beiden Punkte zu bedeuten hatten, wußte ich nicht.
    Nach dieser Entdeckung ging ich auf die Kühlfächer zu. Mir war nicht ganz wohl zu Mute, als ich die Hand auf den ersten vercromten Griff legte. Erlebte' ich jetzt die nächste böse Überraschung?
    Ich öffnete das erste Fach und atmete erleichtert auf. Es enthielt keinen Toten. Auch das zweite und das dritte waren leer.
    Ich lief wieder auf und ab und begann zu grübeln. Zunächst machte ich mir Kopfzerbrechen über den Ort, an dem ich mich zur Zeit befand. Ich kam schließlich darauf, daß es sich um den Aufbewahrungsraum eines Beerdigungs-Instituts handeln mußte. Eine andere Möglichkeit, fiel mir nicht ein. Wäre es ein Schauhaus oder der Leichenkeller einer Universität, dann würde meine Umgebung anders aussehen. Mit nur drei Kühlfächern hätte’ man sich nicht zufrieden gegeben.
    Ich weiß nicht, wieviel Zeit verging, bis endlich ein Schlüssel an der Stahltür klirrte. Sie schwang auf, Irving Tepper erschien auf der Schwelle, sah, daß ich in seiner Nähe stand, und riß blitzschnell eine Luger aus der Schulterhalfter.
    Die schwarze, häßliche Mündung starrte mich an.
    »Na, Cassidy.« Das harte Gesicht wirkte blaß und abgespannt. »Schon wieder auf den Beinen? Scheinst eine Kondition wie ein Bär zu haben. Mein Beruhigungsmittel hatte es in sich.«
    »Hast du mir in der Vene ’rumgebohrt?« Zwischen uns herrschte jetzt ein fast gemütlicher Ton.
    Tepper nickte. »Ging nicht anders. Wir mußten dich für ein Weilchen einschläfern. Wir hatten inzwischen andere Sachen zu erledigen. Dabei hättest du nur gestört, obwohl…« er zeigte beim Grinsen- die Zähne, »obwohl du indirekt dabei warst.«
    »Du meinst meinen Anzug?«
    »Ach, hast du’s schon gemerkt?«
    »Das neue aparte Muster war' ja kaum zu übersehen. Wo stecken meine Klamotten?«
    »Die trägt ein Toter.«
    »Was?« Ich
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