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0386 - Der Tod des Höllenfürsten

0386 - Der Tod des Höllenfürsten

Titel: 0386 - Der Tod des Höllenfürsten
Autoren: Werner Kurt Giesa
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schon wieder der Schweiß aus. »Nicht… ich würde es nicht ertragen können.«
    »Dann weißt du, was du zu tun hast.«
    Ein Funkeln erschien in ihren Augen, die zwischen schockgrün und tiefschwarz in der Farbe wechselten. »Dazu werde ich den Kristall benötigen. Gib ihn mir. Ich schwöre dir…«
    »Du hast heute schon einmal geschworen«, sagte Amos. »Vergiß es. Du schaffst es ohne den Dhyarra. Die Zeitlose benutzte dazu auch keinen Kristall.«
    »Aber ich…«
    Sara Moon verstummte. Sie begriff, daß es sinnlos war, zu argumentieren. Amos wollte Taten sehen. Seine Hand schwebte über dem offenen Dhyarra, jederzeit bereit, ihn zu berühren und Sara Moon teuflische Schmerzen zuzufügen. Nicht körperlich, sondern geistig. Auf Dauer würde es sie in den Wahnsinn treiben. Das war der Nachteil eines geistig verschlüsselten Kristalls, der durch diese enge Verbindung allerdings weitaus besser arbeitete und mehr Leistung brachte als ein »offener« Kristall, den jeder benutzen konnte.
    Die Druidin starrte das Eis an, machte ein paar Schritte vorwärts und blieb direkt vor dem Kokon stehen, in den Merlin eingesponnen war. Selten war sie ihrem Vater so nah gewesen, so nah - und doch so unendlich weit von ihm entfernt. Unerreichbar.
    Sie berührte das Gespinst gefrorener Zeit. Es ging keine Kälte davon aus, nichts. Nur nach einer Weile, nach einigen Minuten, glaubte sie zu fühlen, wie sich etwas in ihr verlangsamen wollte. Rasch brach sie den direkten Kontakt ab.
    Wang Lee Chan hielt sie immer noch fest. Er und Sid Amos beobachtete sie genauer, registrierten jede ihfer Reaktionen. Aber sie sprachen nicht mehr. Sie schwiegen. Was zu sagen war, war gesagt worden.
    Ich muß es tun, dachte Sara Moon. Ich muß ihn wahrhaftig da herausholen, oder sie lassen mich nicht mehr lebend gehen…
    Ihre Gedanken waren abgeschirmt. Sid Amos konnte sie nicht lesen. Zwar war er in der Lage festzustellen, ob sie Magie einsetzte und in welcher Form diese wirksam werden sollte, aber ihre Gedanken waren nach wie vor nicht zu lesen. So konnte er nicht erfassen, was ihr in diesen Augenblicken durch den Kopf ging.
    Täuschen!
    Ergriffenheit zeigen! So tun, als habe Merlins Nähe eine Veränderung in ihr bewirkt. Wenn sie Amos und dem Mongolen und möglichst auch allen anderen erfolgreich Vorspielen konnte, geläutert worden zu sein, würde sie sie besser übertölpeln können, eines Tages in naher oder ferner Zukunft…
    Das schien ihr der einzige gangbare Weg zu sein, hier herauszukommen.
    Sie nickte. Das war es, was sie tun mußte.
    Wieder berührte sie den Kokon, diese Säule aus Eis. Sie atmte tief durch und versuchte, Kontakt zu der darin steckenden Magie zu finden. Aber es wollte ihr nicht gelingen.
    Das Erbe ihrer Mutter…
    Sie versank in sich selbst, versuchte zu aktivieren, was einst in ihr gewachsen war.
    Das magische Erbe…
    Ihre Mutter, die Zeitlose: entstanden aus der Verbindung zwischen einem Ewigen und einem MÄCHTIGEN. Die Magie der DYNASTIE, basierend auf den blauen Dhyarra-Kristallen. Die Magie, die es ihr mit ihrem Erbteil magisch und genetisch ermöglicht hatte, zur ERHABENEN zu werden. Auf der anderen Seite die Kraft der MÄCHTIGEN. Auch diese gewaltige uralte Magie steckte in ihr, geweckt durch jenes Programm Craahn, das die Meeghs im Auftrag der MÄCHTIGEN in ihr weckten, als sie alt genug war und in Satans Schatten schlief…
    Tiefer versank sie in der Trance. Amos spürte, wie Sara Moon ihm zu entgleiten drohte, aber diesmal sah er darin keine Gefahr. Er fühlte, wie sie in ihrer Aufgabe aufging. Sie konzen trierte sich darauf, einen Schlüssel zu finden, eine Lösung…
    Die Magie der Zeitlosen…
    Sara Moon zitterte. Wang Lee faßte sie jetzt mit beiden Händen, um sie zu halten. Das Zittern ging auf ihn über. Er spürte den Hauch von etwas absolut Fremden, das von der Druidin ausging, das aus den Tiefen von Raum und Zeit kam, aus einem Bereich, der weiter entfernt war als der kühnste Gedanke. Etwas, das dort wohnte, wo das Universum endete und zu etwas Unvorstellbarem wurde. Etwas, das jetzt die Brücke schlug…
    Loslassen! durchfuhr es den Mongolen. Du mußt sie loslassen, sonst wirst du eins mit ihr, wirst verschmolzen zu einem Gemeinschaftswesen…
    Er ließ los.
    Und sie floh nicht. Sie konnte es nicht. Sie war voll in ihrem Versuch gefangen, einen Weg zur Befreiung Merlins zu finden.
    Stunden mochten vergangen sein. Ihr Zittern wurde schwächer. Ihr Körper magerer. Sie verlor an Kraft, an Substanz.
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