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0386 - Der Tod des Höllenfürsten

0386 - Der Tod des Höllenfürsten

Titel: 0386 - Der Tod des Höllenfürsten
Autoren: Werner Kurt Giesa
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bekommen.«
    Norr verstand die Warnung sehr wohl.
    »Du hast nichts von mir zu befürchten, Dämon«, gab er zurück. »Aber ich sage dir, daß ich dir nicht gern helfe.«
    »Du bist ehrlich - teilweise«, brummte der Dämon.
    Er schien gemerkt zu haben, daß Norr ihm eine Lüge auftischte, ein falsches Versprechen. Norr nagte mit der inneren Zahnreihe an seiner Zungenspitze, bis es schmerzte. Er empfand keine Gewissensbisse darüber, daß er den Dämon belog. Die Höllischen benutzten selbst so oft und viel Lug und Trug, daß man ihnen mit ihren eigenen Mitteln kommen mußte, um überhaupt den Hauch einer Chance zu haben. Es war legitim, einen Dämon zu belügen. Die drei Götter würden es Norr verzeihen.
    Er mußte nur Astardis davon überzeugen, daß er es ehrlich meinte.
    »Soll ich dir einen Treue-Eid schwören?« forschte er.
    Astardis sah ihn an. Dann nickte er. »Ja. Aber nicht jetzt. Später. Erst einmal werde ich Choash, meinen treuen Diener, in seine Aufgabe einweisen. Du bist später an der Reihe. In der Zwischenzeit hast du Gelegenheit, genau zu überdenken, was du mir schwören willst.«
    Er streckte einen Arm aus. Er berührte Choash und im nächsten Moment war er mit diesem aus dem steinernen, rotglühenden Gefängnis verschwunden.
    Überrascht blieb Reek Norr allein zurück.
    Damit hatte er nicht gerechnet. Er hatte jetzt keine Möglichkeit zu erfahren, was Astardis und Choash untereinander absprachen, welche Befehle Choash erhielt und was der Priester der Kälte wirklich tun würde. Dabei war es für Norrs Vorgehen von unerhörter Wichtigkeit, das zu wissen. Nur so konnte er Choash täuschen. Aber wenn Astardis ihnen beiden unterschiedliches Wissen vermittelte und unterschiedliche Befehle erteilte, womit Norr rechnen mußte, hatte er dazu keine Möglichkeit.
    Er fauchte verärgert.
    Er mußte jetzt noch vorsichtiger sein. Und seine Chancen, den Dämon zu übertölpeln, sanken erheblich.
    Mißmutig kauerte er sich wieder auf den Boden und wartete weiter.
    Vorhin, als Choash noch anwesend war, war es Norr nervtötend erschienen, daß der Priester der Kälte so gut wie überhaupt nicht sprach. Stumm wie ein Fisch hatte er dagesessen mit der einen Ausnahme, als er Norr erklärte, was zu geschehen habe. Aber er war immerhin anwesend gewesen.
    Norr hatte bis jetzt nicht gewußt, wie schlimm das totale Alleinsein sein konnte.
    ***
    Zamorra und Ted Ewigk stürzten durch die Schwärze. Für sie verhielt sich alles genau umgekehrt - ihre Umgebung verblaßte und verschwand, während sie selbst schwerelos durch ein finsteres Nichts glitten. Zamorra wußte nicht, wieviel Zeit vergangen war, bis sie das Ende des Weges erreichten; ein Blick auf die Uhr half ihm da auch nicht weiter. Die Digitalanzeige seiner Armbanduhr stand still. Sie sprang erst wieder von Zahl zu Zahl weiter, als die beiden Männer ihr Ziel erreicht hatten.
    »Jedesmal ist es irgendwie anders«, murmelte Zamorra.
    Er sah sich um. Es gab nichts, das ihn an Stellen erinnerte, an denen er schon einmal gewesen war. Bei jedem Besuch, den er den höllischen Sphären abstattete, war seine Umgebung neu und anders.
    »Möglicherweise liegt das daran, daß du jedesmal an einer anderen Stelle auftauchst«, gab Ted Ewigk zu bedenken.
    »Möglich.«
    »Das hier also ist die Hölle?« brummte der Reporter. »Bist du sicher, daß wir nicht aus Versehen irgendwo anders angekommen sind? Eigentlich habe ich mir Luzifers Reich immer ein wenig anders vorgestellt.«
    »Wie denn?« fragte Zamorra. »Eine große, düstere Halle, von Lava erfüllt, überall Kessel über offenen Feuern, von ein paar Dutzend schwarzer geschwänzter Teufelchen geschürt, und in den Kesseln die verlorenen Seelen?«
    »Blödsinn«, brummte Ted. »So nicht. Aber - ich kann’s nicht beschreiben. Irgnendwie anders.«
    »Den Lavasee zumindest gibt es«, sagte Zamorra. »Das, was wir Hölle nennen, zeigt sich in den unterschiedlichsten Gestalten. An einer Stelle so, an der nächsten schon wieder vollkommen anders. Es mag sogar sein, daß es irgendwo riesige Schnee- und Eisfelder gibt, in denen klirrende Kälte alles erstarren läßt.«
    Ewigk grinste. »Wenn die Hölle zufriert, wie?«
    Zamorra winkte ab. »Der diesen blöden Spruch erfunden hat, war garantiert nie hier«, sagte er. »Die Hölle - das ist sowieso etwas, das sich keiner so recht vorstellen kann. Und in Wirklichkeit ist es auch alles ganz anders. Gut, wir denken immer in der Vorstellung, daß die Hölle ›unten‹ und der
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