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0386 - Der Tod des Höllenfürsten

0386 - Der Tod des Höllenfürsten

Titel: 0386 - Der Tod des Höllenfürsten
Autoren: Werner Kurt Giesa
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vorstoßen, um bis zu ihrem Zusammenbruch damals zu gelangen, als sie gezwungen wurde, die magische Bombe zu neutralisieren. So könnt sie auch nicht erkenen, wohin ihr Dhyarra-Kristall gebracht worden war.
    Das war ärgerlich.
    So versuchte sie in die Zukunft zu sehen. Sie wollte sich selbst in der Zukunft sehen, wie sie das Versteck erreichte und den Kristall an sich nahm - denn sie war absolut sicher, daß sie ihn zurückerhalten würde. Wenn sie ihn aber erhielt, mußte sie das in der Zukunft erkennen können und daraus Rückschlüsse auf das Versteck ziehen.
    Doch sie mußte erkennen, daß die Zukunft sich nicht so einfach betrügen läßt. Die »sich selbst erfüllende Voraussage« funktionierte hier nicht. Das Zukunftsbild blieb verschwommen.
    Verärgert brach sie den Versuch ab und nahm wieder die unmittelbare Vergangenheit in Augenschein. Sie verfolgte Sid Amos, wie er die kleine Kammer betrat und wieder verließ, und sie registrierte jede seiner Tätigkeiten, die sperrenden Kraftfelder für sich selbst außer Funktion zu setzen, die Sara Moon an einer Flucht hindern sollten.
    Damit hatte Amos garantiert nicht gerechnet. Sie sah zu, Was er tat und wie er es tat, und lernte davon. So konnte sie selbst die sperrende Abschirmung ebenfalls kurzzeitig neutralisieren und schritt hindurch. Hinter sich setzte sie sie wieder in Tätigkeit.
    Sie trat auf den Gang hinaus, sah sich vorsichtig nach allen Seiten um und folgte dann der Richtung, die Sid Amos eingeschlagen hatte. Immer wieder kontrollierte sie seinen Weg mit ihrem Zeitauge. Vielleicht führte er sie dadurch ja selbst zu ihrem Machtkristall, ohne daß er es ahnte…?
    Zu ihrem werdenden Machtkristall, verbesserte sie sich. Noch war er nicht stark genug. Sie mußte noch daran arbeiten. Aber sie hatte es einmal fertiggebracht, einen Dhyarra dreizehnter Ordnung zu erschaffen, und es würde ihr immer wieder gelingen. Sie war die Tochter des Zauberers Merlin und der Zeitlosen, und für sie war nichts unmöglich.
    Aber sie merkte, daß der ständige Einsatz des Zeitauges sie rasch ermüden ließ. Sie hatte es so lange nicht mehr benutzt, daß sie schon gar nicht mehr wußte, welch enorme Kräfte dafür notwendig waren.
    Sie mußte mit ihren Kräften besser haushalten…
    Trotzdem war sie sicher, daß sie es schaffte.
    Und wenn sie den Kristall erst einmal hatte - dann war Caermardhins Ende besiegelt. Und damit auch Merlins endgültiger Tod. Sie würde nicht den sentimentalen Fehler begehen, den ihre Mutter, die Zeitlose, machte, indem sie Merlin in ein Gefängnis aus gefrorener Zeit einspann.
    Sie würde ihn töten.
    ***
    Su Ling, die junge chinesische Dolmetscherin aus San Francisco, fühlte sich in Caermardhin nicht wohl. Seit kurzer Zeit wohnte sie hier, zusammen mit ihrem Freund Wang Lee Chan, den sie liebte wie in grauer Vorzeit in ihrem ersten Leben, aber seine Nähe konnte ihr die Gefangenschaft auch nicht erträglicher machen. Sie empfand es tatsächlich als Gefangenschaft obgleich sie nur zu ihrer eigenen Sicherheit hier war. Wang Lee hatte der Hölle den Rücken gekehrt, aber die Hölle würde ihn nicht freiwillig gehen lassen. Er mußte ständig damit rechnen, daß Fallen auf ihn lauerten, wo auch immer er sich bewegte, oder daß man ihn zu erpressen versuchte. Deshalb hatte er darauf bestanden, daß Su Ling in die Sicherheit Caermardhins geholt wurde, damit sie nicht in die Klauen der Dämonen geraten und gegen Wang eingesetzt werden konnte.
    Doch hier gab es zwar Sicherheit -aber es war nicht ratsam für sie, die unsichtbare Burg zu verlassen. Draußen konnte jederzeit die Gefahr zuschlagen. Es gefiel ihr aber nicht, sich nur noch im Innern der Burg aufhalten zu dürfen. Sie war zwar groß, aber viele Bereiche waren für sie verboten, so daß ihre Spaziergänge immer rasch an Grenzen stießen. Obgleich sie erst kurze Zeit hier lebte, kannte sie den für sie vorgesehenen Bereich der Burg bereits fast in- und auswendig. Es gab nichts Neues mehr zu entdecken. Und es gab auch keine frische Luft zu atmen, keinen blauen Himmel über sich, kein strahlender Sonnenschein konnte ihre Haut bräunen. Hier war alles künstlich. Sie begann Caermardhin zu verabscheuen, und sie verstand Sid Amos nur zu gut, daß auch er so bald wie möglich wieder »frei« sein wollte.
    Sie befand sich wieder auf einem ihrer rastlosen, ungeduldigen Spaziergänge. Sie mußte sich bewegen, und sie haßte es, sich nicht in freier Natur bewegen zu können. Caermardhin war so groß und
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