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0385 - Ein Mörder saß am grünen Tisch

0385 - Ein Mörder saß am grünen Tisch

Titel: 0385 - Ein Mörder saß am grünen Tisch
Autoren: Ein Mörder saß am grünen Tisch
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machte die Tür auf.
    »Worauf kommt’s an?«
    »Auf das, was er uns zu erzählen hat«, sagte ich. Wir gingen an ihr vorbei in die Wohnung.
    Ihr erster Gang war zu einem kleinen Tischchen, wo eine fast geleerte Whiskyflasche stand. Sie goss den Rest der Flüssigkeit in einen Pott und gurgelte, ohne eine Miene zu verziehen, alles in sich hinein.
    Die Wohnung war nett eingerichtet, helle Farben, kleine Vorhänge und eine Unmenge von Kissen.
    Wenn man die Frau länger ansah, verwischte sich der negative Eindruck, den man aufgrund ihres halbtrunkenen Zustandes und der leicht Verschlampten Kleidung bekommen musste.
    Sie hatte ein ausdrucksvolles Gesicht, vor einem Jahrzehnt musste es einmal sehr schön gewesen sein.
    Ihre Augen waren groß, dunkelbraun und etwas trübe.
    »Wissen Sie, wo Slim ist?«, fragte ich.
    »Keine Ahnung. Er kommt nur dann, wenn er Geld braucht.«
    Ihre Stimme hatte sie nicht mehr unter Kontrolle, aber ich ahnte, dass ein feines, attraktives Timbre in ihr schwang, wenn sie nicht gerade Trost beim Whisky gesucht hatte.
    »Slim kommt also nur zu Ihnen, wenn er in Not ist, nicht wahr?«
    »Genau, dann würde er angelaufen kommen.«
    »Wo treibt er sich denn meistens rum, wenn er Geld in den Fingern hat?«, fragte ich wieder. »Sie werden doch wissen, welche Kneipen er am liebsten und am häufigsten aufsucht. Geht er viel in Nachtbars? Und hat er vielleicht einen Freund von der Zeitung oder Bekannte, mit denen er weg sein könnte?«
    »Weiß ich nicht, Leute«, antwortete die Frau. Sie sagte es nicht schnippisch, nicht widerwillig. In ihrem Ton, in ihrer hilflosen Geste - sie zog die Schultern hoch - lag so etwas wie Resignation.
    »Slim sagt mir nicht, wo er hingeht. Ich kümmere mich auch nicht drum. Wenn er hier ist, ist’s gut, und wenn er nicht hier ist, geht’s auch weiter.«
    »Aber er wird Ihnen doch schon mal von Freunden und Bekannten erzählt haben«, meinte ich ungeduldig.
    Die Frau sah mich aus zusammengekniffenen Augen an. Sie saß uns gegenüber auf einem pastellroten Plüschsofa, sie hatte sich jetzt vorgebeugt und sah mir sekundenlang in die Augen. Dann lehnte sie sich wieder zurück, als ob sie müde, erschöpft, ausgelaugt sei und meinte dumpf: »Bullen seid ihr, und ihr wollt Slim mitnehmen. Komisch, auch das interessiert mich nicht. Ich kann euch nur nicht helfen. Ihr seid doch Bullen?«
    »Wir sind G-men, und wir wollen von Slim nur etwas wissen. Er hat etwas gesucht, und wir wollen von ihm wissen, ob er es gefunden hat.«
    »Wenn die Bullen hinter ihm her sind, wird er bei Marty sein«, sinnierte die Frau, »der taugt nämlich auch nichts.«
    »Wer ist Marty?«
    »‘ne Kneipe in der 125. Ost«, sagte sie.
    Wir hörten nicht mehr, was sie noch sagte, wir stürzten zum Lift und rasten zum Auto.
    Martys Kneipe fanden wir schnell. Aber an Slim heranzukommen, war viel schwieriger.
    Marty war ein Bulle von einem Mann. Er stand im weißen Baumwollhemd hinter der Theke und spülte die Biergläser aus.
    Sonst war niemand da.
    Als wir hereinkamen, grollte er uns entgegen: »Gleich Sperrstunde, heute gibt’s nichts mehr.«
    Wir kamen trotzdem herein. Als er unsere Ausweise sah, wurde sein Gesicht verschlossen wie eine Auster.
    »Was wollen Sie?«, knurrte er zwischen den Zähnen hervor.
    »Sie haben Slim Ridges versteckt. Wir müssen ihn sehen.«
    »Kenn keinen Burschen, der so heißt«, knurrte Marty, und das nahm 'ich ihm nicht ab.
    »Wenn Sie sich nicht in Schwierigkeiten bringen wollen, dann sagen Sie uns, wo er ist«, betonte ich und packte meinen Ausweis wieder ein.
    »Ich sage Ihnen doch, ich kenn ihn nicht.«
    »Hören Sie zu, Mister. Slim Ridges hat sich wegen mehrerer Verbrechen zu verantworten. Er hat zwei Männer niedergeschlagen. Die Richter werden ihm sicher beweisen können, dass es sich um versuchten Totschlag handelte. Und Sie wissen, dass Beihilfe…«
    Ich brauchte nicht weiterzureden. Marty kriegte es mit der Angst zu tun. Sein Mund klappte auf, und der Wirt starrte uns verblüfft an.
    »Verdammt, das hat der Kerl mir nicht erzählt. Wirklich, G-men, davon wusste ich nichts.« Hinter sich riss er einen Vorhang, der den Kneipenraum von der Privatwohnung abtrennte, auf.
    Bevor wir Slim Ridges sahen, hörten wir seine entsetzte Stimme: »Marty!«, schrie er.
    Aber Marty schüttelte nur den Kopf.
    »Komm raus, ich will mit so was nichts zu tun haben.«
    Slim kam heraus, sah uns an und versuchte ein Grinsen.
    »Na?«, fragte er herausfordernd.
    Er wirkte erstaunlich
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