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0384 - Im Land des Satans

0384 - Im Land des Satans

Titel: 0384 - Im Land des Satans
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Decke hielten. Auch der Fußboden bestand aus groben Holzdielen, hier und da rissig, mit Zwischenräumen, durch die so mancher verschüttete Tropfen Bier in den darunterliegenden Kellerräumen verschwinden mochte. Die Fenster waren klein. Viel kleiner, als sie von draußen ausgesehen hatten, und das Glas war seltsam milchig, nicht so klar, wie Teri es gewohnt war. Es gab kein elektrisches Licht. An großen, in die Deckenbalken geschraubten Haken hingen Petroleumlampen und verbreiteten einen warmen, eigenartigen Lichtschein. Hinter der Theke stand ein fetter Mann mit Glatze und mächtigem schwarzen Schnauzbart, und an den rustikalen Tischen saßen ein paar Männer, unterhielten sich, spielten Karten und tranken aus großen braunen Tonkrügen. Ihre Kleidung war einfach; aus rauhen Fasern gefertigt und zumeist in Erdfarben in verschiedenen Tönungen gehalten. Hier und da war grau oder grün dazwischen, manchmal auch ein bräunliches Rot oder ein mattes Beige, aber damit fand die Farbenpracht schon ein Ende.
    Anders bei den Frauen. Vier sehr junge Mädchen mit dunklem, langem Haar zählte Teri; drei von ihnen waren recht spärlich bekleidet, aber das wenige, was sie trugen, leuchtete förmlich im Kontrast zur Kleidung der Männer, war bunt bestickt und wohl mehr dazu gedacht, die körperlichen Vorzüge der Mädchen besonders hervorzuheben, als sie italienisch-sittsam zu verbergen. Die drei Mädchen bewegten sich zwisdhen den Tischen der Zecher hin und her und fungierten offenbar als Schankmägde. Das vierte Mädchen war völlig nackt und tanzte zur Melodie, die ein junger, gutaussehender Bursche sang. Er hockte auf einem leeren Holzfaß im Hintergrund und zupfte dazu an einer handlichen Harfe. Teri vermochte den Text trotz ihrer Auffassungsgabe nicht zu verstehen, aber die Melodie gefiel ihr. Sie war einschmeichelnd, rhythmisch und zugleich feurig. Das tanzende Mädchen ging förmlich in dieser Melodie auf, aber kaum einer der Männer an den Tischen schenkte der Nackten auch nur einen kurzen Blick.
    Die Männer trugen fast ausnahmslos Säbel, Schwerter oder Dolche am Gürtel.
    Unwillkürlich sah Teri an sich herunter. Sie erschrak.. Von T-Shirt und Shorts war nichts mehr zu sehen. Statt dessen trug sie wadenhoch geschnürte römische Sandalen, eine Art Tanga, golden glitzernd und mit roten Fäden bestickt, und einen mit vergoldeten Nieten beschlagenen Ledergürtel, an dem ebenfalls ein Schwert in einer samtbezogenen Scheide steckte. Dazu eine kurze Samtweste, gold mit roter Stickerei, weit offenstehend und ohne Möglichkeit, sie zu schließen. Ein paar goldene Armreifen ergänzten das Bild. Unwillkürlich griff Teri zu ihrer Stirn; das goldene Stirnband mit dem Emblem des Silbermondes, das sie immer trug, hatte die Verwandlung nicht mitgemacht und war noch vorhanden.
    Aber was war mit ihr geschehen?
    Unwillkürlich trat sie wieder zurück nach draußen und sah sich um.
    Das Dorf hatte sich verändert. Die Häuser standen an ganz anderen Stellen, und sie waren größtenteils aus Holz errichtet und eingeschossig. Nicht wenige sahen verfallen aus. Die Straße war unbefestigt und staubig. Eine alte Frau stand am Dorfbrunnen und kurbelte einen Wassereimer nach oben.
    Kopfschüttelnd blieb Teri stehen.
    In den ersten Sekunden hatte sie geglaubt, eine Attraktion zu erleben, eine Art Geheimtip. Eine rustikale Kneipe, aufgebaut wie im Mittelalter, und zugleich ein Kostümfest im Hause. Aber die Tänzerin… es war fraglich, ob im modernen Italien ein Mädchen es wagte, in einem öffentlichen Lokal am Vormittag unbekleidet zu tanzen. Und spätestens, als Teri merkte, daß mit ihr selbst eine Verwandlung vorgegangen war, wußte sie, daß ihre erste Vermutung niemals stimmen konnte.
    Sie mußte durch ein Weltentor oder eine Dimensionsfalte in eine andere Welt geraten sein. Das geschah manchmal. Nicht umsonst berichten die Zeitungen in aller Welt jährlich von zahlosen Menschen, die spurlos verschwinden. Die Welt, das Universum, ist kein in sich geschlossenes Gebilde, sondern eher eine Art Sieb. Und an manchen Stellen sind die Löcher so groß, daß man durch dieses Sieb hindurchfällt…
    Nur wenige finden den Rückweg. Alte Märchen berichten davon. Von Menschen, die in Zwergenreiche geraten und erst nach Jahrhunderten wieder an die Erdoberfläche zurückkehren. Manches davon, wußte Teri, war wirklich nur Märchen, anderes übertrieben. Nicht immer gab es einen Rückweg. In diesem Fall aber hätte es ihn geben müssen. Sie war
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