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0384 - Die Welt der Unsichtbaren

Titel: 0384 - Die Welt der Unsichtbaren
Autoren: Unbekannt
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Blick glitt über die Männer hinweg, die mit ihm geflogen waren und mit ihm gekämpft hatten.
    Sechs von ihnen würden in wenigen Minuten wissen, daß sie sterben mußten, obwohl die Explosive Blutpest sie bisher verschont hatte.
    Eine winzige Chance besaßen sie dennoch.
    Niemand wußte, ob ihr Organismus, der der Seuche bisher erfolgreich widerstanden hatte, nicht aus eigener Kraft immun geworden war. Vielleicht brauchten sie nicht zu sterben.
    Einer der Männer stimmte plötzlich ein altes Freifahrerlied an.
    „Die Sterne locken, sie bringen uns Glück oder Tod..."
    Die anderen stimmten ein, und bald erscholl das Lied mächtig durch den Raum. Die Männer sangen es mit der Inbrunst, wie kurz nach der Zeitenwende wohl nur die ersten christlichen Märtyrer ihre Choräle gesungen hatten, wenn sie in den Tod gingen.
    Das ist einer der Augenblicke im Leben, durchfuhr es Roi, die dem Tod seinen Schrecken nehmen.
    Als das Lied ausklang, ging Oro Masut mit dem Kasten herum. Die Männer nahmen schweigend ihre Lose heraus. Manche öffneten es sofort, andere warteten, bis der Behälter leer war.
    Roi faltete das gerollte Stück Plastikfolie gefaßt auseinander.
    Er empfand keinen Triumph, als er das Zeichen sah, das ihn in die Gruppe der Behandlungsberechtigten einreihte. Er fühlte sich im Gegenteil erschlafft und ausgebrannt, nachdem die Anspannung nachließ.
    Oro nahm das letzte im Kasten verbliebene Los. Seine mächtigen Finger zitterten leicht, als er es öffnete. Dann zog er scharf die Luft ein, wandte sich nach Roi um und nickte ihm ernst zu.
    Unwillkürlich atmete Mike Rhodan auf.
    Also hatte Oro es ebenfalls geschafft. Man würde allerdings sein Plasma mit normalem Blutersatz verdünnen müssen - wie das der anderen Ertruser und Epsaler auch -, damit er nicht mehr beanspruchte als jeder normale Mensch auch.
    Die sechs weniger Glücklichen wollten sich schweigend entfernen. Danton eilte ihnen nach und drückte ihre Hände.
    Er wollte ihnen Trost zusprechen, bekam aber keinen Laut heraus. Seine Kehle war wie zugeschnürt.
    Außerdem wären Trostworte in dieser Situation unpassend gewesen.
    Nachdem die Ausgesonderten den Saal verlassen hatten, ertönte die strenge Stimme Dr. Hamorys über die Interkomanlage.
    „Worauf warten Sie noch, meine Herren! Beeilen Sie sich, oder die Pest bricht noch bei Ihnen aus, bevor der Blutaustausch beendet ist."
    „Rohling!" knurrte Oro Masut.
    Danton winkte ab.
    „Vorwärts, Leute! Doc Hamory hat recht."
    Die achtundneunzig Lebenskandidaten setzten sich in Bewegung.
    In drei winzigen Räumen der Bordklinik, den einzigen, die Hamory hatte frei machen lassen können, waren die Apparaturen für den Blutaustausch untergebracht. Sie sahen nicht besonders vertrauenerweckend aus, denn es handelte sich durchweg um Notapparaturen für die Versorgung Schwerverletzter an Ort und Stelle. Die vollautomatischen Gerätebehälter waren sämtlich für die Behandlung der Schwerkranken eingesetzt. Die Mediziner der FRANCIS DRAKE, die unter den Glücklichen waren, eilten zuerst an die Blutaustauscher.
    Roi Danton hatte diese Bevorzugung aus gutem Grund angeordnet. Die Ärzte wurden anschließend sofort wieder zur Versorgung der Erkrankten eingesetzt. Auch dort arbeitete man mit Blutaustauschern, wechselte von radioaktiv bestrahltem Ersatzplasma zu einer Flüssigkeit, die mit Antikörpern künstlich angereichert war und wieder zu dem inzwischen gereinigten und bestrahlten Eigenblut.
    Bisher war alles vergebens gewesen.
    Die Kyborgmaschinen reichten nicht aus, und selbst die darin eingebetteten Kranken starben spätestens dann, wenn die großen Blutgefäße des Hirns barsten und den Gehirntod einleiteten. Vorher waren die wichtigsten Körperorgane wie Herz, Lungen, Nieren, Leber und Verdauungstrakt längst abgestorben gewesen. Man durfte einen Patienten jedoch nicht eher aus der Kyborgeinheit nehmen, bevor auch sein Gehirn keine Aktionsströme mehr aufwies und die Zellproben erwiesen, daß die Nervenzellen irreparabel gestorben waren.
    Für alle Mediziner und Helfer bedeutete das eine ungeheure Nervenbelastung. Praktisch konnten sie nur noch mit Hilfe von Medikamenten arbeiten, die den Gefühlssektor vorübergehend ausschalteten.
    Nachdem die Mediziner den Blutaustausch hinter sich hatten, verlief die übrige Behandlung nach der Reihenfolge des Alphabets.
    Demzufolge kam Danton sehr bald an die Reihe.
    Er legte sich auf die Behelfsliege und sah zu, wie Oro Masut die Anschlüsse befestigte. Der Ertruser
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