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0384 - Die Welt der Unsichtbaren

Titel: 0384 - Die Welt der Unsichtbaren
Autoren: Unbekannt
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ungeheuerlich!"
    „Ungeheuerlich ist der treffende Ausdruck, Oro. Sehr vieles in dieser Kleingalaxis kommt mir ungeheuerlich vor. Dennoch muß es sich wissenschaftlich erklären lassen. Im Universum gibt es nichts, was gegen die Naturgesetze verstößt; mir scheint nur, daß uns längst nicht alle gültigen Naturgesetze bekannt sind."
    „Höchstwahrscheinlich nicht", gestand Masut seinem Herrn zu. „Dennoch..."
    Er unterbrach sich.
    Die äußere Tür zum Vorraum der Klinik hatte sich geöffnet. Freifahrer in den unterschiedlichsten Monturen traten ein. Sie stellten sich schweigend in einer Reihe auf, die sich nach draußen fortsetzte.
    Roi Danton musterte den ersten Mann.
    Er kannte ihn. Es war Edelmann Galo Haglyman, ein kahlköpfiger Riese vom Planeten Jahwe IV und ein nahezu genialer Korvettenpilot.
    „Sie wissen, weshalb Doc Hamory Sie gerufen hat?" fragte Roi mit belegter Stimme.
    Haglyman nickte ernst.
    „Wir wurden informiert, Sir - und wir billigen die Methode. Es wäre ungerecht, wenn ich infiziert sein sollte und trotzdem auf einer Blutersatzbehandlung bestünde."
    „Das stimmt", gab der Freihändlerkönig zu. Also hat Dr. Ereget Hamory den Leuten reinen Wein eingeschenkt. Roi fühlte sich erleichtert und unsicher zugleich. Wie würden diejenigen reagieren, die bisher nichts von der Krankheit gespürt hatten und dennoch auf die Liste der Verlorenen gesetzt wurden, weil der Diagnostikcomputer die ersten Symptome bei ihnen entdeckte?
    Oro Masut schien seine Gedanken zu erraten, denn er meinte beschwichtigend: „Warten wir erst einmal ab, ob wir nicht selber infiziert sind, Sir. Das ganze ist eine Art Überlebenslotterie."
    Roi lächelte.
    Seltsam, dachte er, die Andeutung der Möglichkeit, selbst sterben zu müssen, erleichtert mich.
    Wahrscheinlich, weil es mir die Gewißheit gibt, daß ich keine Bevorzugung beanspruchen werde.
    „Sir", sagte Golo Haglyman leise, „wir haben uns auf dem Weg nach hier besprochen. Es gibt keinen von uns, der nicht bereit wäre, zu Ihren Gunsten zurückzutreten. Sie sollten das Symbioplast auch dann erhalten, wenn der Computer schwache Symptome bei Ihnen entdeckt."
    Danton fühlte, wie eine heiße Welle der Dankbarkeit ihn durchströmte, Dankbarkeit dafür, mit solchen Männern zusammensein zu können.
    „Nein!" entgegnete er fest. „Nur diejenigen erhalten den Blutersatz, die noch keinerlei Symptome zeigen. Ich danke Ihnen trotzdem, Ihnen allen. Aber es wäre Mord an einem, der gerettet werden könnte, wenn ich infiziert wäre und dennoch die Plasmamenge in Anspruch nähme."
    „Jeder würde gern für Sie sterben, Sir", beharrte Haglyman.
    „Schweigen Sie!" fuhr Roi Danton ihn an.
    Doch sofort tat es ihm leid.
    „Verzeihung, Haglyman. Aber falls ich Symptome zeigen sollte, könnte ganz einfach niemand für mich sterben. Derjenige würde sein Leben sinnlos opfern, denn selbst der Blutersatz könnte mich in diesem Fall nicht mehr retten. Und nun wollen wir das Thema beenden, Golo."
    „Wie Sie wünschen, Sir", erwiderte Haglyman. Er ließ den Kopf hängen.
    Oro Masut schneuzte sich gerührt. Es klang wie der elektronisch verstärkte Klang der sagenhaften Trompeten von Jericho.
    Die Tür zum Kliniksektor öffnete sich.
    „Der erste bitte!" erscholl die Stimme Dr. Hamorys aus einem verborgenen Lautsprecher.
     
    *
     
    Roi Danton preßte die Lippen zusammen. Er fürchtete, laut aufschreien zu müssen. Es war für ihn ein herzzerreißender Anblick gewesen, wie gefaßt die als infiziert erkannten Freihändler in die übereilt hergerichtete Notstation gegangen waren - in den sicheren Tod.
    Die als vollkommen gesund ausgesonderten Männer versammelten sich schweigend in einem Konferenzsaal, dessen eine Wand zum größten Teil aus einem gezackten Loch mit erstarrten Schmelzrändern bestand. Hier hatte beim Kampf gegen die Kreiselschiffe eine Explosion stattgefunden. Alle anderen Räume wären jedoch zu klein gewesen, um die hundertvier Männer zu fassen.
    Einhundertvier Männer- und nur für achtundneunzig stand das rettende Plasma zur Verfügung.
    Oro Masut trat in Begleitung zweier anderer Freifahrer ein. Er trug einen offenen Kasten. In dem Behälter lagen genau hundertvier Lose - und sechs davon waren leer.
    Die „Auserwählten" hatten einstimmig beschlossen, die achtundneunzig Überlebenskandidaten durch das Los zu bestimmen, nachdem Roi Danton es abgelehnt hatte, sich bevorzugen zu lassen.
    Roi wartete, bis Oro in den freien Mittelpunkt des Saales gelangt war. Sein
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