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0381 - Die schwebenden Leichen von Prag

0381 - Die schwebenden Leichen von Prag

Titel: 0381 - Die schwebenden Leichen von Prag
Autoren: Jason Dark
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hob die Schultern. »Nichts, John. Ich habe mit der Zentrale zwar Verbindung bekommen, aber sie haben nichts herausgefunden.«
    »Keine Spuren?«
    »Nein!«
    Bei der Spurensuche ging es um drei Leichen, die vor gut einer Woche gestohlen worden waren, und die zweimal, über der Stadt schwebend von verschiedenen Zeugen gesehen worden waren. Bevor irgend jemand etwas unternehmen konnte, waren die Leichen verschwunden.
    Jo Dinek holte ein Zigarillo hervor und zündete es an. Er schaute dabei in den Himmel. Dunkelblau lag er über uns. Eine herrliche Unendlichkeit, die mit einem Heer von Sternen übersät war. Die Nacht war phantastisch. Endlich hatte der Sommer Einzug gehalten, und auch die Nächte wurden wieder wärmer.
    »Sind sie denn jede Nacht erschienen?« fragte ich noch einmal nach.
    »Bisher ja.«
    »Dann werden wir sie ja vielleicht sehen.«
    »Möglich.« Dinek zeigte sich nicht sehr optimistisch. Er war etwas nervös, zudem stand er unter Erfolgsdruck, was auch nicht immer gut ist.
    Aber der Mann hatte Phantasie, das mußte man ihm lassen, und dies machte ihn mir auch so sympathisch. Wir hatten uns einen wirklich tollen Plan ausgedacht.
    Nicht weit entfernt wartete ein Mann auf uns, der einmal die tschechische Meisterschaft im Fesselballonfliegen gewonnen hatte.
    Mit diesem Ballon wollten wir aufsteigen und – falls es möglich war –, den Leichen entgegenfliegen. Startzeit sollte eine halbe Stunde vor Mitternacht sein.
    Noch warteten wir auf der Hügelkuppe, die nach Westen hin mit dichten Nadelbäumen bewachsen war, zur Gegenseite allerdings freilag, so daß unser Blick in den freien Osten gleiten konnte.
    Irgendwo lag Prag, aber von dieser Stadt sahen wir nicht einmal den Widerschein des Lichts über den Himmel streifen.
    Dinek rauchte schweigend. Er war nicht mehr gesprächig. Die Nervosität machte sich auch bei ihm bemerkbar. Dauernd schaute er auf seine Uhr.
    »Was haben Sie?« fragte ich ihn.
    Er winkte ab. »Eigentlich nichts. Ich denke nur darüber nach, ob mein Plan wirklich so gut war.«
    »Bestimmt.«
    Er lachte leise. »Sie sind Optimist.«
    »Das muß ich sein.«
    »Und ich habe diese schwebenden Leichen nicht einmal gesehen. Wenn ich nur wüßte, was dahintersteckt!«
    Ich hob die Schultern. »Denken Sie mal an Ihre Hauptstadt. Prag hatte Geschichte gemacht. Schließlich stand hier die erste Universität der Welt. Sie war ein Zentrum von Lehre und Forschung, und auch, das gebe ich ehrlich zu, der Magie.«
    »Wieso?«
    »Erinnern sie sich an den Rabbi Loew, der den Golem erfunden haben soll. Auch Goethe hat seinen Faust darauf aufgebaut.«
    »Klar, da haben Sie recht. Aber ich kann es nicht glauben. Auch die schwebenden Leichen sind mir suspekt. Das ist für mich einfach zu ungewöhnlich. Ich bin Realist…«
    »Das bin ich auch.«
    »Manchmal habe ich das Gefühl, als wären wir beide Spinner oder Phantasten. Ich habe schon viele Aufträge bekommen, aber dieser hier…« Er schüttelte den Kopf. »Der geht mir über die Hutschnur.«
    Ich wollte etwas antworten, als ein Piepton aus dem Funkgerät im Wagen drang.
    »Moment«, sagte Dinek und tauchte wieder in seine Dienstlimousine. Es war ein russisches Fabrikat.
    Er telefonierte nicht sehr lange, sagte auch nur wenig und nickte mehr. Als das Gespräch beendet war, blieb er auch im Wagen sitzen.
    Er winkte mir nur zu.
    Ich setzte mich neben ihn. »Was ist?«
    »Dvorak wartet.«
    »Ist das der Ballonfahrer?«
    »Ja.« Dinek startete den Wagen. Der Motor stotterte kurz nach dem Start. Die Ostblockfahrzeuge besaßen eben nicht die Klasse der westlichen Limousinen.
    »Wo starten wir?« Bisher war ich nicht mit vielen Informationen versorgt worden, deshalb mußte ich so oft fragen.
    »Wir bleiben in einer Höhe.«
    »Und dann?«
    »Werden Sie schon sehen. Es gibt da einen Landeplatz, den ich mir ausgesucht habe. Sehr günstig gelegen. Wir haben alles hinschaffen lassen. Das war kein Problem.«
    Dies konnte ich mir vorstellen, denn organisieren konnten die Ostblockleute!
    Da es keinen Weg oder Pfad gab, mußten wir quer durch das Gelände schaukeln. Die langgezogenen Bodenwellen verlangten dem Wagen einiges ab, auch dem Fahrer, der das Lenkrad mit beiden Händen fest umklammert hielt.
    Zudem begleitete uns die »Musik«, der arg strapazierten Stoßdämpfer, und wenn wir durch Querrinnen schaukelten, machte ich unangenehme Bekanntschaft mit dem Wagendach, falls ich den Kopf nicht vorher einzog.
    Ich versuchte, den Ballon zu erkennen, doch das
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