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0381 - Die schwebenden Leichen von Prag

0381 - Die schwebenden Leichen von Prag

Titel: 0381 - Die schwebenden Leichen von Prag
Autoren: Jason Dark
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hervorschälte.
    Ein Zentrum entstand.
    Darin sah er sie mit aller Deutlichkeit. Ein letztesmal riß der Vorhang vor seinen allmählich brechenden Augen.
    Er sah.
    Und Thomas erkannte die drei Leichen!
    Von ihm waren sie aus dem Leichenhaus geholt, auf den Karren geladen und an diesen Ort geschafft worden.
    Jetzt schwebten sie!
    Flach wie Bretter lagen sie in der Luft. Unsichtbare Hände schienen sie zu halten und zu führen, während sie durch das Licht glitten und allmählich deren äußeren Rand erreichten.
    Das bekam Thomas nicht mehr mit.
    Plötzlich kam der große Schatten über ihn. Verschwunden waren die Schmerzen. Ein ungemein starkes Glücksgefühl durchströmte ihn.
    Der Tod hatte ihn erreicht…
    ***
    Dreimal schon hatte mir der Wind die Flamme des Feuerzeugs ausgeblasen, bevor eine zweite abdeckende Hand erschien, so daß ich beim vierten Versuch die Zigarette endlich anzünden konnte.
    »Danke«, sagte ich nickend.
    »Keine Ursache«, klang es in einem hart gesprochenen Englisch.
    Der Mann, der diese Worte gesagt hatte, hörte auf den Namen Josef Dinek. Er war derjenige, der mich in einer Nacht- und Nebelaktion über die »grüne« Grenze von Deutschland aus in die Tschechei geschafft hatte.
    Dies allein ließ darauf schließen, daß man mich von London aus mit einem Geheimauftrag losgeschickt hatte. Hinter den Eisernen Vorhang führte mich dieser Job, den man als offiziell inoffiziell bezeichnen konnte. Das klingt kompliziert, ist es aber nicht. Hohe Beamte in beiden Ländern waren über meinen Einsatz informiert und sie hatten unbürokratisch gehandelt.
    Fast ein kleines Wunder.
    Aber die Tschechen hatten Probleme, wie ich wußte, denn die schwebenden Leichen bereiteten ihnen Kummer.
    Bisher hatten sie noch keinen Plan, wie sie diesem nicht erklärbaren Phänomen auf den Leib rücken konnten. Wie immer bei solchen Dingen, wurde der Geheimdienst eingeschaltet, und auch das über allem wachende Auge des KGB hatte davon erfahren.
    Dort war man ebenfalls über den eigenen Schatten gesprungen und hatte sich des Mannes erinnert, der mal die Zombies auf dem Roten Platz gejagt hatte.
    Ein gewisser John Sinclair, auch Geisterjäger genannt. So war mir also die Aufgabe zugefallen, mich um die schwebenden Leichen von Prag zu kümmern, und ich hatte natürlich nicht abgelehnt. Mein Partner Suko war in London geblieben, denn die Behörden zeigten sich nicht bereit, einen zweiten Mann einreisen zu lassen, was meinem Chef, Sir James, lieb gewesen war, da er einen von uns stets gern in seiner Nähe wußte.
    Trotzdem stand ich nicht allein, da ich auch in der Tschechei jemand neben mir wußte, der Land und Leute ausgezeichnet kannte.
    Es war Josef Dinek. Ich hatte ihn kurz Jo genannt, und er hatte es mit einem breiten Grinsen quittiert.
    Wer dieser Mann genau war, wußte ich nicht. Ob hoher Politoffizier oder Geheimdienstmann, das spielte auch keine Rolle. Jedenfalls schien er durchzublicken und auch über gewisse Vollmachten zu verfügen.
    Er würde mich auch zu den Plätzen bringen, die wichtig waren, er konnte mir alles zeigen, er hatte Ahnung, denn er kannte seine Landsleute genau, und er würde mir Steine aus dem Weg räumen, falls es Schwierigkeiten geben sollte.
    In Prag hatten wir uns noch nicht blicken lassen. So war ich auch nicht dazu gekommen, das leckere Pils dort zu trinken. Das wollte ich auf jeden Fall nachholen, vorausgesetzt, ich überlebte den Fall.
    Noch stand ich an die Dienstlimousine des Tschechen gelehnt und blies den Rauch in die Luft.
    Der Tag lag hinter uns, die Nacht war gekommen, und bis zur Tageswende lag noch eine Stunde vor uns. Dinek telefonierte im Wagen. Ich hörte seine Stimme durch das offene Fenster, verstand jedoch nicht, was er sagte, denn die tschechische Sprache war für mich ein Buch mit sieben Siegeln. Wenn wir beide uns unterhielten, dann in Englisch das Dinek einigermaßen beherrschte.
    Er stieg wieder aus.
    Ich schaute ihn mir an. Jo war kleiner als ich, dafür breiter in den Schultern. Er trug eine weiche Lederjacke und eine dunkle Hose.
    Seine Füße steckten in den grünen Sportschuhen einer deutschen Firma. Die drei Streifen, das Markenzeichen der Firma, waren auch im Ostblock bekannt.
    Irgendwie wies Jos Gesicht Ähnlichkeit mit dem des Schlagerstars Karel Gott auf. Beide hatten hochstehende Wangenknochen und einen weichen Mund. Jos Haar besaß dagegen eine andere Farbe. Es war grau und straff nach hinten gekämmt.
    Vor mir blieb er stehen. »Und?« fragte ich.
    Er
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