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0379 - In der Feuerfalle

0379 - In der Feuerfalle

Titel: 0379 - In der Feuerfalle
Autoren: Werner Kurt Giesa
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sein, über das der Wagen rumpelte und einfederte. Aber er rollte wie auf einer Asphalt- oder Betonfläche.
    »Zehn Grad nach links«, kam die Anweisung.
    Nicole lenkte entsprechend. Sie konnte nur schätzen. Aber offenbar war ihre Schätzung richtig, denn es kam keine weitere Korrektur.
    »Wo sind wir hier eigentlich?« fragte sie. »Wir müssen doch auf der anderen Seite der Erdkugel sein, nicht wahr?«
    Ein Blick auf die Borduhr des Wagens hatte ihr verraten, daß die dieselbe Zeit anzeigte wie das entsprechende Instrument in der Armaturentafel des Jaguar — des ihr vorgegaukelten Jaguar. Sie ging einfach davon aus, da es keine zeitliche Verschiebung gegeben hatte. In diesem Fall mußte es so sein, daß sie sich auf der anderen Erdhalbkugel befanden, denn sonst hätte es nicht diesen Wechsel von Dunkelheit zu hellem Tageslicht geben können.
    Sie konnte sich natürlich irren, und es hatte auch eine zeitliche Versetzung gegeben, aber daran glaubte sie nicht. Sie vertraute ihrem Gefühl. Man hatte sie einmal halb um den Erdball entführt. Und das in weniger als einer Sekunde! Hier mußten Teleporterkräfte am Werk gewesen sein.
    »Bremsen«, unterbrach die Anweisung von hinten ihre Gedanken. »Anhalten, Motor abschalten und aussteigen.«
    »Was haben sie mit uns vor?« fragte Su Ling hilflos. Sie war geschockt. Eben noch hatte sie sich schon in Sicherheit vor dem Zugriff der Hölle gefühlt, auf dem Weg in den Schutz von Merlins Burg, und jetzt war sie in der Gefangenschaft unheimlicher Gestalten! Sie hatte zwar mittlerweile schon einige Begegnungen mit dämonischen Kräften und Hexerei hinter sich, aber bei weitem nicht die Erfahrung im Kampf gegen die Schwarzblütigen, wie Nicole sie aufzuweisen hatte - und vor allem besaß sie nicht Nicoles eiserne Nerven.
    »Frag mich lieber, was wir mit denen Vorhaben«, raunte Nicole ihr leise zu, gerade so laut, daß die beiden Unheimlichen es hören mußten. Nicole wollte sie provozieren.
    »Wie meinst du das?« fragte Su Ling verwirrt.
    Nicole war derweil ausgestiegen. Hinter ihr schwang die Fondtür des Wagens auf. Der Mann in Schwarz wollte den Mercedes verlassen.
    »So, zum Beispiel«, sagte Nicole und trat schwungvoll gegen die Fondtür. Sie flog wieder zu und stieß den Schwarzgekleideten ins Wageninnere. Seine Beine, die schon den Boden berührten, blieben draußen, aber er schrie nicht auf. Er schien absolut schmerzunempfindlich zu sein. Als Nicole die Tür wieder aufriß, federten seine Beine hoch und traten nach ihr. Spätestens das bewies ihr, daß diese Schwarzen nicht menschlich sein konnten, auch wenn sie menschenähnlich aussehen.
    Der in der Polizeiwache in Marokko hatte sich nach der Zerstörung des Dhyarra-Kristalls in Nichts aufgelöst wie die Ewigen. Aber die Ewigen verspürten durchaus Schmerz und konnten verletzt werden, wenn man gegen sie kämpfte.
    Die Erkenntnis, daß es bei diesem Schwarzen anders war, überraschte Nicole. Ihre Verblüffung dauerte fast eine Sekunde zu lange. Aber dann packte sie mit beiden Händen die Beine, deren Stoß sie nehmen mußte, und riß in ihrem Sturz den Schwarzen mit aus dem Wagen. Er konnte sich nicht halten und schlug hart auf dem Boden auf. Aber schon drehte er sich, entwand sich Nicoles Griff und wieselte blitzschnell herum wie ein sich in Rekordtempo drehender Kasachok-Tänzer. Er warf sich auf Nicole.
    Sie empfing ihn mit einem Karateschlag, den er voll nahm, ohne zusammenzuzucken.
    »Aufhören, oder deine Gefährtin stirbt«, zischte er.
    Nicole erstarrte. Sie glaubte ihm aufs Wort, daß das keine leere Drohung war. Als sie aufblickte, sah sie vorn am Wagen den zweiten Mann in Schwarz stehen, der Su Ling gepackt hielt. Er hielt sie in einem gefährlichen Griff, der ihr bei der kleinsten falschen Bewegung das Genick brechen mußte.
    Nicole seufzte.
    »Ich gebe auf«, sagte sie leise.
    Der Mann in Schwarz, gegen den sie gekämpft hatte, schnellte sich hoch und riß Nicole mit sich auf die Beine. Sie betrachtete ihn; nirgendwo konnte sie an ihm eine Waffe erkennen. Wenn er einen oder mehrere Dhyarra-Splitter besaß, trug er sie irgendwo in seinem Anzug, unerreichbar für Nicole. Sie hatte keine Chance, sie ihm abzunehmen.
    »Und was jetzt?«
    Der Schwarze antwortete nicht. Aber Nicole sah, wie nur wenige Meter entfernt ein weißer Nebel entstand. Eine Wand, die sich immer mehr verfestigte und schließlich zu einer Art Hausfassade wurde. Eine Tür öffnete sich von selbst. Der zweite Schwarze lockerte seinen Griff,
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