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0374 - Ein Mörder rechnet zweimal ab

0374 - Ein Mörder rechnet zweimal ab

Titel: 0374 - Ein Mörder rechnet zweimal ab
Autoren: Ein Mörder rechnet zweimal ab
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Augenblick sah ich die roten Haare, die unter dem Hut hervorschauten — kurzgeschnittene, borstige rote Haare.
    Ich verursachte keinen Laut. Dennoch drehte sich der Mann plötzlich um. Sein Instinkt mußte ihn gewarnt haben.
    Auge in Auge standen wir uns gegenüber. Ich sah ein blasses, sommersprossiges Gesicht und lange vorstehende Eberzähne.
    Es war Dominik Tresoro, der Zuchthäusler aus »Wilsons Pension«.
    Der Kerl verfügte über die Reflexe einer Katze.
    Einem nach meinem Hals gezielten Schlag wich ich aus, aber die Linke des Zuchthäuslers hämmerte mir gegen den Magen und warf mich gegen den Felsen. Ich schlug mit der linken Kopfseite auf das Gestein. Es klingelte in meinem Ohr, und für einen Augenblick war ich benommen. Das genügte Tresoro, um mir zwei weitere Schläge in die Magengrube zu verpassen. Mir wurde wacklig in den Knien. Aber ich war noch nicht fertig. Tresoro hatte keinen so harten Punch wie etwa Frank Zwillinger.
    Aus meiner zusammengekrümmten Haltung heraus wuchtete ich einen langen rechten Haken empor. Meine Faust landete maßgerecht unter Tresoros Kinn, und die Wirkung war verblüffend. Der Verbrecher taumelte zurück, drehte sich langsam zur Seite und plumpste dann wie ein ungefüger Mehlsack ins Gras.
    Ich wartete, bis der Schmerz in Schädel und Magengrube nachließ, dann beugte ich mich über den Niedergeschlagenen. Er war bewußtlos. Sonst fehlte ihm nichts. Ich riß seine Jacke auf. Er trug einen schmalen, geflochtenen Ledergürtel, der sich vorzüglich zum Fesseln eignete. Ein paar Augenblicke später hatte ich dem Verbrecher die Arme auf den Rücken gefesselt. Ich opferte meine Krawatte und band dem Kerl auch die Beine zusammen. Dann warf ich ihn mir über die Schulter, schleppte ihn ein Stück zur Seite und legte ihn hinter einigen dichten Büschen unter einer Tanne ab.
    Ich war überzeugt davon, daß Dominik Tresoro nicht allein hier war. Der Kerl hatte Brüder: Albert und Henry. Die Akten der beiden hatte ich vor Tagen studiert. Meines Erachtens waren die Kerle in der Nähe, vielleicht schon an der Jagdhütte.
    Ich hastete weiter.
    Einige Zusammenhänge wurden mir jetzt klar. Dominik Tresoro hatte seine Hände im Spiel. An ihn mußte sich Kovar mit dem Mordauftrag gewandt haben. Möglicherweise war der ehemalige Zuchthäusler mit Kovar einig geworden und hatte dem Journalisten eine Adresse gegeben. Vielleicht die Adresse seiner Brüder? Vielleicht waren die beiden in Tucson gewesen? Hatten sie Kovar erschossen? Gab es ein Motiv? Die 200 000 Dollar? Hatten sie davon gewußt?
    Ich kam an den Rand der Lichtung und blieb stehen.
    Die Tür der Jagdhütte stand weit offen. Neben dem Pfosten lehnte ein Mann, grinste mir entgegen und richtete die Mündung eines Colt-Magnum auf mich.
    Der Kerl war groß und klotzig gebaut. Sein Gesicht erinnerte in geradezu erschreckender Weise an einen Totenschädel: hager, kantige Konturen, dünnlippiger Mund, fahle Haut, aufgestülpte Nase mit weit herabgezogener Scheidewand, dunkle, sehr tief in den Höhlen liegende Augen. Der Kerl steckte in einem naßglänzenden Ledermantel. Die Hand mit dem Colt war ruhig, die Mündung schwankte nicht ein bißchen, und das Grinsen war so häßlich, als amüsiere sich der leibhaftige Tod.
    »Du kommst zu spät, Cotton.«
    Ich kannte den Kerl nicht, besser gesagt: nur von Bildern. Es war Henry Tresoro.
    »Was habt ihr mit den Frauen und den Kindern gemacht?«
    »Nichts.«
    »Wo sind sie?«
    »In der Hütte.«
    Ich trat einen Schritt vorwärts.
    »Halt, Cotton. Gib mir keinen Grund, dich umzublasen.«
    Ich blieb stehen.
    »Habt ihr Jack Kovar umgebracht?«
    »Dreimal darfst du raten.«
    »Warum?«
    »Quatsch nicht!« fauchte er mich an, und das Grinsen erlosch wie ausgeknipst.
    Im Türrahmen erschien eine zweite Gestalt: Albert Tresoro.
    Er hielt ebenfalls eine Pistole in der Hand. Aber die Mündung war nicht auf mich gerichtet, sondern lag an Helens Schläfe.
    Ich spürte, wie sich meine Nackenhaare sträubten.
    Helen war leichenblaß. Sie steckte in einem Wildledermantel, unter dem die Beine von Segeltuchhosen hervorschauten.
    »Ihr könnt euch Gewalttaten sparen«, sagte ich schnell. »Ihr bekommt das Geld freiwillig. Es…« plötzlich wurde mir bewußt, daß ich die Tasche nicht mehr in der Hand hielt, »… liegt auf der Lichtung hinter dem Felsen.«
    »Dann werden wir es ja gleich haben«, sagte Albert, der wie ein pockennarbiger Bär aussah und ein flaches, völlig ausdruckloses Gesicht hatte. »Aber das
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