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0374 - Der Vogeldämon

0374 - Der Vogeldämon

Titel: 0374 - Der Vogeldämon
Autoren: Werner Kurt Giesa
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und zu finden, war eine schlimmere Arbeit, als in einem Heuhaufen eine Stecknadel zu suchen.
    »He, Vogelmann, wach endlich auf!« Er rüttelte den Zauberer. Aber der blieb immer noch ohne Besinnung, konnte also keine Auskunft erteilen. Resignierend machte sich Zamorra daran, über Funk um Hilfe zu rufen. Jetzt war er doch froh, das Funkgerät zu haben. Er mußte nur noch jemanden finden, der auf Empfang war -und in Reichweite! Aber bis man ihm dann Hilfe hierher schickte, würden noch Stunden vergehen.
    Stunden, in denen der Zauberer, der immer noch weiter alterte, möglicherweise starb…
    ***
    Nicole tauchte in das Wasser ein. Ihre Besinnungslosigkeit dauerte nur wenige Sekunden. Ihr Überlebensinstinkt ließ sie sofort wieder erwachen und reflexhaft handeln. Sie stieß sich noch weiter nach unten ab, die einzige Chance, dem Sog des mächtigen Schaufelrades zu entgehen.
    Trotz der tropischen Hitze war das Wasser in der Tiefe eisig kalt. Nicole öffnete die Augen. Über sich sah sie einen dunklen Schatten. Das Schiff! Die Schaufelräder ließen das Wasser schäumen und verzerrten die Perspektive.
    Nicht atmen!
    Ihre Lungen schmerzten und schrien nach Sauerstoff. Aber sie konnte es nicht riskieren, aus- oder einzuatmen. Das kalte Wasser wäre ihr sofortiger Tod. Sie versuchte wieder in die Höhe zu kommen. Es ging erstaunlich leicht. Aber blitzschnell fraß sich die Kälte in ihre Haut.
    Über ihr das Schiff!
    Kaum noch zu erkennen im schäumenden, aufwirbelnden Wasser…
    Nicht atmen! Krampfhaft bemühte sie sich, den Reflex zu unterdrücken. Sie wollte schreien, aber nicht einmal das durfte sie.
    Höher! Weiter! Über ihr der Schiffskiel, rechts und links die Schaufelräder, die jetzt zum Stillstand kamen! Nicole sah das Heck vor sich. Der Raddampfer besaß kein Ruderblatt. Richtungsänderungen wurden mit den großen Rädern vorgenommen. Damit erhielt die »Stern der Serengeti« eine schier unglaubliche Manövrierfähigkeit. Das Schiff konnte auf der Stelle drehen.
    Es hatte gestoppt. Sie mußten oben bemerkt haben, daß Nicole über Bord gegangen war.
    Ihr Kopf tauchte aus den Fluten auf. Dicht am Schiffsrumpf befand sie sich jetzt, der einen leichten Überhang aufwies. Von oben konnte man sie nicht sehen.
    Japsend schnappte sie nach Luft, unterdrückte einen erleichterten Schrei, Sie lebte noch! Sie hatte es geschafft, und sie war noch am Schiff!
    Mit leichten Schwimmbewegungen hielt sie sich über Wasser. Das dünne Kleid, das sich mit Wasser vollgesogen hatte, war nicht schwer genug, um sie nennenswert zu behindern. Vorsichtig sah sie nach oben. Sie hörte Rufe. Man hielt nach ihr Ausschau.
    Blitzartig kam der Entschluß, sich nicht zu zeigen, wenn es sich eben vermeiden ließ.
    Linda hatte sie bestimmt nicht aus eigenem Antrieb über Bord geworfen. Sie stand unter fremder Kontrolle! Der große Vogel, diese dämonische Kreatur, beeinflußte die Fotografin wieder. Und der Vogel mußte einen Grund dafür gehabt haben, Nicole anzugreifen.
    Kontrollierte er Linda immer noch?
    Dann sollte er sich in Sicherheit wiegen! Dann sollte er glauben, Nicole ausgeschaltet zu haben und von seiner Marionette Linda keine gegenteilige Meldung erhalten!
    Die Kälte ließ Nicole immer stärker zittern. Das Zähneklappern setzte ein, aber hier oben war es nicht mehr ganz so kalt wie ein paar Meter tiefer. Und die Sonne wärmte…
    Langsam setzte der Raddampfer jetzt zurück. Nicole brauchte sich nur vor ihm her schieben zu lassen. Hoffentlich kam keiner auf die Idee, ein Boot auszusetzen…
    Nicole überlegte, wie sie unauffällig wieder an Bord gelangen konnte. Sie tauchte vorsichtig unter dem Schiff hindurch und kam vorn am Bug wieder zum Vorschein. Hier achtete niemand auf sie. Alles drängte sich am Achterdeck, weil sie ja nur dort sein konnte…
    Sie hatte Glück!
    Das untere Deck lag tief genug, daß sie es erreichen konnte, ohne auf eine Leiter angewiesen zu sein. Die Konstruktion des Raddampfers mit einer unterliegenden Galerie erwies sich als Vorteil. Nicole tauchte wieder und schnellte sich wie ein Delphin in die Höhe. Sie schaffte es gerade noch, mit den Fingerspitzen die Geländerkante zu erreichen.
    Sie drohte abzurutschen.
    Alle Kraft, über die sie noch verfügte, setzte sie ein, um sich hochzuziehen. Für ein paar endlos lange Sekunden befürchtete sie schon, es nicht schaffen zu können. Aber dann kam sie hoch genug, um sich über das Geländer kippen zu lassen. Es polterte dumpf, als sie unsanft auf der
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