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0374 - Der Vogeldämon

0374 - Der Vogeldämon

Titel: 0374 - Der Vogeldämon
Autoren: Werner Kurt Giesa
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davonströmte und die Sträucher peitschte, und warmer Luft, der die Wärme rasch wieder entzogen wurde, entstand.
    Der Sockel gewann an Größe.
    Weitere Ascheflocken hafteten an, bildeten eine Figur, die allmählich Gestalt annahm und fester wurde. Ein Sturm tobte über der Lichtung. Der Mann, der mit seinem Geländewagen fast schon die Fernstraße erreicht hatte, bemerkte davon nicht viel. Der Sturm tobte sich weit hinter ihm aus…
    Der dämonische Vogel entstand neu.
    Der Vorgang dauerte nur wenig länger als vorher das Niederbrennen, dann befand die Holzfigur sich wieder da, als wäre überhaupt nichts geschehen. Zwei Diamanten, die zuvor achtlos zu Boden gefallen und, asche- und rußbeschmutzt, liegen geblieben waren, schwebten empor und fanden ihren Platz in den Augenhöhlen des Vogels.
    Sein Gefieder nahm Farbe an und begann in den Regenbogentönen zu schimmern.
    Alles war wieder, wie es zuvor gewesen war…
    Nur der Dämon war schwächer.
    Und dem Zauberer hatte er nahezu alles entziehen müssen, was er ihm erst gegeben hatte. Der Dämon benötigte die Lebensenergie jetzt für sich, um wieder halbwegs zu erstarken. Er ließ dem Zauberer nur das Minimum.
    Die griechische Sagenwelt kennt die Geschichte vom Vogel Phönix, der sich selbst verbrennt und aus der Asche wieder neu entsteht.
    Sie mußten damals ein okkultes Wesen, das diesem Vogeldämon ähnelte, gekannt haben. Die Sage war durchaus nicht einfach aus der Luft gegriffen…
    Zamorra ahnte nichts davon, aber der Phönix-Dämon war wieder da…
    ***
    Die »Stern der Serengeti« hatte bereits die Insel Ukerewe umrundet und näherte sich jetzt dem Speke-Golf. Das Etappenziel, an dem die folkloristische Veranstaltung stattfinden sollte, kam immer näher. Das Schiff nahm bereits Kurs auf das Ufer.
    Nicole hielt es in ihrem Versteck nicht länger aus. Die muffige Hitze unter der Abdeckplane wurde allmählich unerträglich. Die Französin hob die Persenning vorsichtig an und spähte über die Galerie. Das Restaurant war wieder besetzt; man konnte Nicole beobachten. Sie konnte also nicht einfach auf der Vorderseite aussteigen. Das würde auffallen…
    Mühsam lockerte sie die Verschnürung auf der anderen Seite. Das war nicht so einfach. Von außen wäre es leichter gegangen. Immerhin schaffte sie es, eine Öffnung zu weiten, durch die sie unter der Plane hervorkriechen konnte.
    Sie kauerte sich auf der anderen Seite des Boots nieder. Tief sog sie die frische Luft in die Lungen. Auch wenn die Abkühlung nur gering war - die frische Brise tat ihr gut.
    Jetzt mußte sie sich nur noch etwas einfallen lassen, sich zu tarnen.
    In geduckter Haltung schlüpfte sie aus dem Kleid. Der Bikini, den sie darunter trug, reichte vollkommen aus. Sie war nicht der einzige Passagier, der sich bei dieser Rundfahrt in Badekleidung zeigte und sich bräunen ließ…
    Aber als Tarnung reichte das noch längst nicht. Wenn sie sich auf den Decks sehen ließ, würden zumindest Nadine und Pascal sie schon von weitem erkennen. Nicole glitt hinter dem Boot hervor, als sie sicher war, daß gerade niemand durch das große Fenster nach vorn sah, und eilte dann am Restaurant vorbei, so schnell, daß niemand sie sofort erkennen konnte. Außerdem würden die wenigsten wissen, daß sie die Frau war, die über Bord gestürzt war.
    Sie kam am Maschinenraum vorbei und näherte sich dem hinteren Bereich des Schiffes, das hier von der Galerie fast komplett umlaufen wurde. Über einen Niedergang kam ein Besatzungsangehöriger vom Sonnendeck herunter. Nicole zuckte zusammen. Natürlich - niemand konnte ihr verbieten, liier unten zu sein, aber dennoch fühlte sie sich im ersten Moment ertappt.
    Dann aber begriff sie, daß ihr dieser Mann gerade richtig kam.
    Er trug eine weiße Stewarduniform.
    Hatte er sie vorhin schon einmal auf dem Deck gesehen? Würde er ahnen, wer sie war?
    Riskier’s! rief Nicole sich selbst zu. Mit Südstaatenslang, wie sie ihn von Rob Tendyke gehört hatte, sprach sie den Mann in gedehntem Amerikanisch an. Sie klagte über die heiße, helle Sonne und erkundigte sich, ob der Steward ihr nicht eine Kopfbedeckung und eine Sonnenbrille besorgen könne, sie halte die Hitze nicht mehr aus und habe leider vor der Abfahrt nicht damit gerechnet, daß es so schlimm werden könne, aber drinnen im Schiff halte sie es nicht aus, sie brauchte die frische Luft, und…
    »Sofort, Lady«, versicherte der Steward und eilte davon, um das Gewünschte zu beschaffen. Er war wohl froh, ihrer Redeflut
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