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0374 - Der Vogeldämon

0374 - Der Vogeldämon

Titel: 0374 - Der Vogeldämon
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Noch war Leben in ihm, aber er war ausgemergelt und weißhaarig. Und immer noch war er ohne Bewußtsein. Der Mann war ein Fall für die Intensivstation des Krankenhauses von Musoma. Zamorra fragte sich, warum dieser Zauberer nicht längst tot war.
    Der Mineralwasservorrat war inzwischen fast aufgebraucht. Zamorra hatte einige Male versucht, dem Bewußtlosen Wasser einzuflößen und ihn zu Schluckreflexen gezwungen. Einige Male war der Zauberer halb aufgewacht, aber nach dem unterbewußten Trinken immer wieder in tiefere Bewußtlosigkeit zurückgeglitten.
    Es wurde Zeit, daß Hilfe kam!
    Auf die Funkrufe war keine Reaktion erfolgt. Entweder reichte die Sendeleistung des Gerätes nicht aus, oder in der ganzen Umgebung war niemand auf Empfang. Aber das konnte Zamorra sich einfach nicht vorstellen. In der menschenleeren Weite dieses Landes besaß jeder Farmer, manchmal sogar die Stammeshäuptlinge in den Eingeborenendörfern, auf jeden Fall aber die medizinischen Stationen Funk, und zumindest die waren ständig auf Empfang!
    Zamorra begann sich allmählich damit abzufinden, daß er hier festsaß und keine Hilfe bekommen konnte. Er mußte sich selbst helfen.
    Wozu hatte er das Funkgerät überhaupt, wenn ihn doch niemand hörte?
    Er mußte den Wagen irgendwie wieder in Gang bekommen. Vielleicht gelang es ihm, den ausgebauten Verteilerfinger mittels Magie zu überbrücken! Zumindest konnte er es versuchen.
    Von Autotechnik verstand Nicole mehr als er. Er mußte sich erst einmal in die Funktion dieses wichtigen Teils hineindenken. Nachdenklich betrachtete er den geöffneten Verteiler, versuchte, seine Funktionsweise zu verstehen. Dann nahm er den Dhyarra-Kristall und plazierte ihn in die Lücke. Die Kappe konnte er jetzt nicht mehr wieder befestigen, aber der Kristall konnte in einer Art drahtloser Energieübertragung die Verbindung zu den Zündkabeln und damit den Kerzen herstellen.
    Zamorra aktivierte den Kristall und prägte ihm mit seiner Vorstellung ein, was zu geschehen hatte. Dann kehrte er auf den Fahrersitz zurück und versuchte, den Wagen zu starten.
    Nichts geschah.
    Er mußte den Dhyarra mit der Wand berühren, wenn er ihn zu einer Tätigkeit zwingen wollte…
    »Verflixt noch mal«, murmelte er verärgert und nahm den Kristall wieder heraus.
    »Gibt’s denn gar keine Möglichkeit, liier wegzukommen?«
    Diesmal benutzte er den Kristall vom Fahrersitz aus. Er zwang ihn, eine »Fernverbindung« herzustellen.
    Endlich klappte es. Allerdings produzierte der Motor Fehlzündungen am laufenden Band. Es knallte und krachte nervtötend. Der Motor lief äußerst unrund. Aber besser bekam Zamorra es nicht hin. Hauptsache, die Maschine lief überhaupt! Wenn er damit wenigstens wieder bis zur Fernstraße zurück kam, war schon viel gelungen. Dort konnte er sich per Anhalter weiterbefördern lassen.
    Die ständigen Fehlzündungen taten dem Motor nicht sonderlich gut. Wahrscheinlich war er fast ruiniert, wenn Zamorra am Ziel ankam.
    Der Parapsychologe schaffte den namenlosen Zauberer in den Wagen und fuhr jetzt endlich los. Der Wagen rumpelte über das unebene Gelände. Mehrfach drohte der Motor wieder zu verstummen. Aber langsam brachte Zamorra den Wagen der Straße näher. Zwischendurch versuchte er immer wieder, per Funk jemanden zu erreichen. Aber er bekam keine Antwort. Nur das Statik-Rauschen drang aus dem Lautsprecher.
    Zamorra gab es auf. Er mußte sich auf das Fahren konzentrieren.
    Neben ihm auf dem Beifahrersitz verfiel der Gestaltwandler immer mehr…
    ***
    Zwischen den Bäumen und Sträuchern auf der kleinen Lichtung bewegten sich Aschepartikel. Wie von einem Windhauch aufgewirbelt, lösten sie sich vom Boden und schwebten einem gemeinsamen Zentrum zu. Dort begannen sie sich zusammenzuklumpen.
    Es wurde kalt.
    Die Ascheflocken entzogen der Umgebung Wärme, um aus dieser Wärmeenergie Masse zu formen.
    Albert Einsteins Erkenntnis, daß Masse nichts anderes als eine andere Zustandsform der Energie sei und umgekehrt, traf auch im magischen Bereich zu. So, wie vorhin durch das spontane, blitzschnelle Verbrennen der Vogelskulptur aus dem Holz Hitzeenergie geworden war, so wurde jetzt aus der Wärme wiederum hölzerne Materie geformt.
    Ein Sockel entstand, wurde fester und stabiler. Die Kälte breitete sich aus. Auf den umliegenden Gräsern und Blättern bildete sich Reif. Es konnte kaum schnell genug warme Luft nachströmen. Ein Wirbel bildete sich über den Bäumen. Ein rascher Austausch von kalter Luft, die
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