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037 - Klinik der Verlorenen

037 - Klinik der Verlorenen

Titel: 037 - Klinik der Verlorenen
Autoren: Jose Michel
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hier. Seltsamerweise alle völlig allein stehend. Warum Maria Ferat mich nicht besuchen kam? Sie hatte doch genug Zeit. Ich hoffte, daß die Besuche nicht überhaupt verboten waren, wie so vieles andere.
    Ich glitt aus dem Bett und ging zum Fenster. Der Tag war regnerisch, und drüben bei der alten Klinik gab es wenig zu sehen. Hin und wieder lief eine untadelig gekleidete Krankenschwester zum Tor.
    Eric brauchte unter ihnen nur zu wählen …
    Plötzlich hatte ich einen Klumpen in der Kehle. Ich war verliebt in den gutaussehenden Doktor, das war mir klar. Aber ich wußte auch, daß es sinnlos war, sich in etwas zu verrennen. Das Beste war, mir nichts anmerken zu lassen, und zu hoffen, daß dieser Zustand sich bald änderte. Er schenkte mir nicht die geringste Beachtung, und ein armes Mädchen sollte sich nicht in Illusionen wiegen. Außerdem war er verheiratet.
    Ich dachte an Ariane. Nie hatte ich eine vertrauliche Geste zwischen den beiden bemerkt. Manchmal schien es geradezu, als wären seine Blicke besonders kühl, wenn er sie ansah. Aber vermutlich sind sie nur gute Schauspieler.
    Welche Art von Arbeit Ariane wohl für mich hatte?
     

     

Endlich, nach dem Abendessen, kam Ariane und gab uns allen ein Schlafmittel. Während sie Olga eine Injektion gab, versteckte ich die beiden Pillen unter meinem Polster. Ich trank mein Glas Wasser, um sie nichts merken zu lassen. Ich hatte nicht vor, mich ohne Grund vergiften zu lassen. Olgas Zustand war mir eine Warnung.
    Als Ariane gegangen war, fragte Rosy: »Sagen Sie, Lise, weshalb haben die Fenster, die zur alten Klinik sehen, Gitterstäbe?«
    »Damit man sich nicht hinausbeugen kann. Die schönen, reichen Damen von gegenüber möchten doch auf deinen Fall, daß wir uns zu deutlich sehen lassen.«
    »Glauben Sie wirklich?« fragte sie verblüfft.
    »Aber nein«, beruhigte ich sie müde.
    Ohne die Schlafmittel genommen zu haben, schlief ich bald ein. Mitten in der Nacht wachte ich von einem Geräusch in unmittelbarer Nähe auf. Ich rührte mich nicht. Zwei Silhouetten bewegten sich langsam und leise durchs Zimmer. Zwei Männer. Ich erkannte den Doktor.
    Was wollten sie um diese Zeit?
    Sie blieben an Dominiques Bett stehen, hoben die Schlafende hoch und legten sie auf eine Bahre. Dann trugen sie Dominique hinaus, ebenso leise, wie sie gekommen waren.
    Was hatten sie mit Dominique vor? Wollten sie ihr den Verband wechseln, während sie schlief? Brauchte sie eine dringende Behandlung?
    Ich blickte auf meine Armbanduhr. Es war etwas nach drei Uhr. War das die richtige Zeit, um eine Operierte zu behandeln? Ich versuchte vergebens, herauszufinden, was das zu bedeuten hatte.
    Jeden Augenblick glaubte ich, die Schritte der Männer zu hören, die Dominique zurückbrachten, und die Aufmerksamkeit hielt mich wach. Als es bereits hell war, wartete ich immer noch auf Dominiques Rückkehr.
    Um acht Uhr servierte uns Schwester Eliane unser Frühstück. Olga war noch nicht wach. Also bekamen nur Rosy und ich das Frühstück, denn Dominiques Bett war immer noch leer.
    Während ich aß, hörte ich plötzlich einen kleinen Schrei. Ich sah auf. Rosy starrte auf das leere Bett und rief: »Wo ist sie denn?«
    »Ach, der Internist hat mich verständigt, daß man sie in eines der Hinterzimmer gebracht hat, wo sie allein sein kann«, sagte Eliane beiläufig. »Sie braucht absolute Ruhe.«
    Ich war ein wenig erleichtert, aber immer noch mißtrauisch.
    »Kann man sie besuchen?«
    Eliane hob die Schultern.
    »Davon weiß ich bis jetzt nichts. Wir müssen den Herrn Doktor fragen. Aber sie kommt hierher zurück, sobald sie wieder halbwegs auf dem Damm ist.«
    Sie trat zu Olgas Bett, beugte sich über das Mädchen und schüttelte den Kopf.
    »Sie übertreiben mit diesen Schlafmitteln. Die Kleine nimmt ja überhaupt keine Nahrung mehr zu sich.«
    Ich war ihrer Meinung, enthielt mich aber jeden Kommentars.
    Um zehn erschien Eric Flamants, und mein Herz machte einen Sprung. Er schien schlechter Laune, und Rosys strahlendes Lächeln blieb ohne die geringste Wirkung. Er ging geradewegs auf mein Bett zu und setzte sich auf den Rand.
    »Mademoiselle Elise …«
    Mademoiselle Elise, nicht mehr Mademoiselle Tellier …
    »Es tut mir leid, aber Sie müssen noch eine Weile bei uns hier bleiben. Ihre Radiographien sind soweit in Ordnung, aber ich möchte Sie nur entlassen, wenn ich völlig überzeugt bin, daß Sie keinen Rückfall erleiden. Von morgen an erhalten Sie Injektionen, und wir werden Ihre Reaktion
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