Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
037 - Enthüllungen

037 - Enthüllungen

Titel: 037 - Enthüllungen
Autoren: Bernd Frenz
Vom Netzwerk:
über der Returntaste, während er zu einem Bildschirm aufblickte, der das Haupttor an der Theodore Roosevelt Bridge zeigte. Um diese Zeit war der allmorgendliche Ansturm der Händler längst vorüber, außerdem versperrte am Westufer ein Trupp ihrer besten Feldagenten den Zugang zur Brücke. Schon seit einer halben Stunde lungerten die Wachen gelangweilt auf ihren Holzbänken herum.
    Hacker atmete tief ein und hielt die Luft an. Die Leitungen des Weltrats anzuzapfen war schon eine heikle Sache auch noch die Aufnahmen ihrer Überwachungskameras zu manipulieren ein Spiel mit dem Feuer. Wenn etwas schief ging, konnte es die gesamte Widerstandsgruppe verbrennen.
    Für eine Umkehr war es jedoch zu spät; Hollyday und die anderen verließen sich auf ihn. Entschlossen hämmerte er auf die Taste ein.
    Innerhalb von Nanosekunden jagten die vorbereiteten Bilddaten durch die Leitung und überlagerten das Kamerasignal. Auf dem Kontrollmonitor gab es einen kurzen, kaum wahrnehmbaren Sprung, dann wirkte alles wie zuvor. Hacker war überrascht, wie gering die Unterschiede ausfielen. Der Posten an der Brücke stand immer noch an derselben Stelle, die beiden Reservemänner waren weiterhin in ein Würfelspiel vertieft. Nur der Wachhabende wechselte wie von Geisterhand den Platz und stand nun auf der linken statt der rechten Torseite. Mit einem rasselnden Geräusch atmete Hacker wieder aus.
    Der Kontrollraum im Weißen Haus besaß über fünfzig Monitore; es war äußerst unwahrscheinlich, dass diese geringfügige Abweichung bemerkt worden war. Erfreut rief er die Mailbox auf, tippte die Anweisung Zugriff ein, und schickte sie als elektronischen Impuls in den Äther.
    Im gleichen Moment, nur zweitausend Meter Luftlinie entfernt, vibrierte der Taster am Gürtel von Mr. Eddie. Der schnauzbärtige Feldagent mit der schokoladenfarbenen Haut klinkte das kleine Gerät aus und warf einen Blick auf das Display. Seine Lippen pressten sich zu einem dünnen Strich zusammen, ein deutliches Zeichen seiner inneren Anspannung.
    Mit einer betont bedächtigen Bewegungen steckte er den Taster zurück und signalisierte den Umstehenden mit einem knappen Nicken, dass der Weg frei war. Seinen Gefährten war die innere Anspannung ebenfalls deutlich anzumerken. Honeybutts milchiger Teint war noch eine Spur bleicher als gewöhnlich, Snuffy und Ejay, die beiden Latinos, kratzten synchron an ihren stoppeligen Kinnbärten. Rod und Miles hatten steinerne Mienen aufgesetzt, die allerdings niemanden täuschen konnten. Sie hatten genauso viel Angst wie die anderen. Der Tod von Mr. White steckte jedem von ihnen ebenso in den Knochen wie die Gefangennahme Mr. Blacks.
    »Alles läuft wie besprochen«, stellte Eddie klar. »Miss Hardy zieht die Aufmerksamkeit auf sich, während ich mit dem Wachhabenden spreche. Mit etwas Glück räumen die Posten ohne Aufsehen das Feld.«
    Niemand erhob Widerspruch. Wozu auch? Es war nicht das erste Mal, dass sich die Running Men auf dünnem Eis bewegten. Wenn sie damit anfingen über die Gefahren nachzudenken, in die sie sich täglich aufs Neue begaben, konnten sie sich gleich der Geschossgarbe des nächsten Equalizer entgegenwerfen.
    Honeybutt nahm eine aufreizende Pose ein und zwinkerte ihren Kameraden verschwörerisch zu, bevor sie mit wiegenden Hüften davon ging. Als Einzige des Kommandos trug sie keine feste Wildlederkleidung, sondern ein gemustertes Leinenkleid aus dem Fundus. Der fadenscheinige Stoff ließ keinen Zweifel daran, dass sie darunter vollkommen nackt war.
    Ihre Tarnung als Dirne war perfekt, Snuffy und Ejay verfolgten jeden ihrer Schritte, während sie den Schatten des Zollhauses verließ und um die beiden Ochsenkarren mit Schmuggelware bog, die an diesem Morgen beschlagnahmt worden waren. Sobald sie ihren Blicken entschwunden war, machten sich auch die beiden Latinos auf den Weg. Sie ließen das Stadttor links liegen und schlenderten direkt auf die Ruine des John F. Kennedy Center for Performing Arts zu, das in Sichtweite der massiven Stadtmauer lag.
    Die wenigen Passanten, die noch über die Straße flanierten, waren allesamt bekannte Gesichter. Außer Hacker und Doktor Ryan waren sämtliche Running Men im Außeneinsatz, und ihre weitläufige Absperrung zeigte Wirkung: Nirgendwo war ein ungebetener Zeuge zu sehen.
    Eddie zählte langsam bis hundert, dann ging er ebenfalls los. Rod und Miles folgten ihm dichter als ein Schatten. Gemeinsam passierten sie die Ochsenkarren.
    Eddie spürte, wie sein Puls beschleunigte,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher