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037 - Enthüllungen

037 - Enthüllungen

Titel: 037 - Enthüllungen
Autoren: Bernd Frenz
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aus Marktständen, Herbergen und Bordellen entwickelt, die sich fest in der Hand von Straßengangs und organisierten Banden befand. In Downtoon, wie die Bewohner ihren verrufenen Bezirk nannten, gab es alles, was der menschliche Verstand nur ersinnen konnte. Warme Speisen, billige Übernachtungsmöglichkeiten und zweifelhafte Gesellschaft wurden ebenso lautstark angepriesen wie falsche Eidies, die angeblich jeder Überprüfung standhielten.
    Entlang der breiten Straße, deren Teerbelag schon von unzähligen Wagenrädern zu Staub zermalmt worden war, drängten sich Bettler und aggressive Straßenkids, die ein paar Münzen von den Vorbeiziehenden erhaschen wollten. In der Wahl ihrer Mittel waren sie nicht gerade zurückhalten. Sich den Reisenden in den Weg zu stellen gehörte zum guten Ton, und einige Wagemutige scheuten nicht einmal davor zurück, auf ein vorbeifahrendes Gespann aufzuspringen.
    Vor dem dröhnenden Stahlkoloss, der mit hoher Geschwindigkeit zwischen den Ständen hindurch brauste, wichen aber die meisten ängstlich zurück. Die Unverzagten, die trotz warnender Hupsignale stehen blieben, mussten schnell feststellen, dass der 3-MAT seine Geschwindigkeit nicht für sie reduzierte.
    Eine Gruppe halbwüchsiger Burschen, die es darauf ankommen ließ, konnte sich nur durch einen waghalsigen Sprung davor retten, zermalmt zu werden. Zwei von ihnen entgingen den riesigen Reifen um Haaresbreite, ein dritter wurde noch vom Kotflügel gestreift und zu Boden geschleudert. Der vierte im Bunde schaffte es dagegen, sich in einem tollkühnen Manöver am Außenspiegel der Fahrerseite festzuklammern und auf das Trittbrett zu schwingen.
    Triumphierend presste er sein Gesicht gegen den schmalen Spalt in der Stahlverkleidung und linste ins Innere des Führerhauses. »Echte Riesenperlen, Alta?«, kreischte er aufgeregt.
    »Nur drei Goldstücke!«
    Um das Angebot zu untermalen, presste er seine Faust gegen den Sehschlitz und präsentierte polierte Kugellager, die er mit den Fingern umklammerte. Aus der Kabine kam keine Antwort, stattdessen erhöhte der Truck seine Geschwindigkeit und brach zur Seite aus. Die Reifen schrammten so dicht an einigen Verkaufsständen entlang, dass die wackligen Tische zu Bruch gingen. Elektronikschrott und Plastikteller flogen durch die Luft, gefolgt von gackernden Hühnern, deren Holzkäfige durch die Wucht des Aufpralls zerschmettert wurden.
    Geschickt fing der Junge den brutalen Schlenker ab und klammerte sich weiter mit einer Hand am Außenspiegel fest. Mit der anderen hämmerte er fordernd gegen die Türscheibe, die schmutzig unter dem Sichtspalt hervor schimmerte. »Lieber Fukkifukki, Alta?«, erkundigte er sich beifallheischend. »Meine Mutter, meine Schwester, mich? Ganz billig!«
    Die aufschwingende Fahrertür, die gegen die Stirn des Perlenhändlers prallte, beendete seine lästigen Anpreisungen mit einem dumpfen Knall. Einen Augenblick lang schwankte der Junge freihändig auf dem Trittbrett, dann wurde er vom Fahrtwind heruntergerissen und segelte in einem perfekten Rückwärtssalto mitten in einen Verkaufsstand für lebendes Geflügel. Unter dem protestierenden Geschrei von Emlots, Bontas und Lischetten krachte er mitten in die Käfige. Während er in einer Federwolke liegen blieb, flatterten die befreiten Tiere durch die Luft und markierten weithin sichtbar die Stelle des Zusammenstoßes.
    Im Inneren des Führerhauses ging es nicht weniger lautstark zu. »Bis du jetzt völlig durchgedreht?«, brüllte Matthew. »Der Bengel hätte sich den Hals brechen können!«
    »Quatsch, solche Stunts dreht der jeden Tag«, antwortete Dave kaltschnäuzig. »Wenn wir in diesem Hexenkessel auch nur einmal anhalten, lassen uns die kleinen Gangster nicht mehr aus den Fängen. Ich will endlich nach Hause!«
    Matt lag ein halbes Dutzend Flüche auf den Lippen, die alle Daves Rücksichtslosigkeit zum Thema hatten, doch ehe er nur einen davon aussprechen konnte, verstummte er vor Schreck. Ungläubig starrte er auf eine Ansammlung von Biison und Rhiffalogespannen, zwischen denen sich nur ein schmaler Durchlass für nachfolgende Fahrzeuge befand. Die Lücke mochte für eine weitere Lastenkutsche ausreichen, aber der 3-MAT war zweifellos zu breit dafür.
    Statt die Geschwindigkeit zu senken, hämmerte Dave nur auf die Hupe. Der durchdringende Klang des Warnhorns versetzte die Kutscher umgehend in Panik. Verzweifelt versuchten sie zur Seite zu fahren, aber der Militärlaster war schon heran. Mit überhöhtem
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