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037 - Enthüllungen

037 - Enthüllungen

Titel: 037 - Enthüllungen
Autoren: Bernd Frenz
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Sekunde nach. Der Kerl war ein echter Profi, so viel stand fest.
    Eddie verkniff sich jede hastige Bewegung, als er mit Daumen und Zeigefinger in die Jacke griff und eine schmale Metallröhre hervorzog, die silbern glänzte. Sie ähnelte einem Behälter für Schriftrollen, doch als er sie in einer provozierenden Geste vor dem Gesicht des Wachhabenden schwenkte, dehnte sie sich schlagartig auf die vierfache Länge aus.
    Blaue Elmsfeuer tanzten auf der Spitze des Meterstabes, sprangen dem Sargenten ins Gesicht und woben ein bizarres Lichtnetz um seinen Kopf.
    Die Augen in dem Quadratschädel weiteten sich vor Entsetzen, doch nicht der geringste Laut drang über seine spröden Lippen. Lautlos knickte er in den Knien ein.
    Er wäre wie ein nasser Sack zu Boden gegangen, wenn Rod ihm nicht blitzschnell unter die Arme gegriffen hätte. Für einen zufälligen Betrachter sah es so aus, als würde ein Betrunkener gestützt, der sich nicht mehr alleine auf den Beinen halten konnte, und tatsächlich war der Hüne für die nächste Stunde außer Gefecht gesetzt.
    Eddie achtete nicht darauf, wie Rod den Bewusstlosen in den Schatten der Stadtmauer schleppte, sondern sprang mit schnellen Schritten auf den Torposten zu. Obwohl der Hellebardenträger auf die Brücke hinaus sah, spürte er instinktiv, dass hinter ihm etwas nicht in Ordnung war. Die Stangenwaffe fest umklammert, schwenkte er auf dem Absatz herum. Seine Reaktion ließ auf tägliches Kampftraining schließen, doch ehe er die geschmeidige Drehung vollenden konnte, schlug ihm bereits eine grelle Lichtentladung in den Rücken. Winzige Elmsfeuer huschten den Lederwams hinauf und lähmten jeden Nerv seines Körpers.
    Scheppernd landete die Hellebarde auf dem Feldsteinpflaster, dann sackte er nach hinten. Eddie fing den Posten mit beiden Händen auf und reichte ihn an Miles weiter. Sein nächster Blick galt den Würfelspielern, die sich nicht von der Stelle gerührt hatten. Blankes Entsetzen zeichnete sich auf ihren feisten Gesichtern ab, während sie auf die scharf geschliffenen Klingen starrten, die ihnen Honeybutt an die Kehlen presste. Keiner der beiden wagte es, einen Alarmschrei auszustoßen, denn es bedurfte nur einer kurzen Handbewegung, um sie für immer zum Verstummen zu bringen.
    Sekunden später waren Snuffy und Ejay mit den Knüppeln heran und schickten die Kerle ins Reich der Träume. Eine wesentlich unsanftere Methode als der Schockstab des Hydriten, doch nicht weniger wirkungsvoll.
    In den nächsten zwei Minuten herrschte vor dem Tor emsige Betriebsamkeit. Während ein dichter Kordon aus Running Men den Platz mit ihren Körpern abschirmte, wurden die Bewusstlosen ins Wachhaus geschleppt und entkleidet. Der weite Lederwams des Sargenten schlotterte an Eddies schmalen Körper herab wie ein Kartoffelsack ohne Inhalt, doch für die nächste Viertelstunde musste die Maskerade ausreichen. Zusammen mit Snuffy, Rod und Miles nahm er die Plätze der Stadtwache ein.
    Bisher war alles gut gegangen, doch das summende Geräusch, das vom Dachfirst zu ihnen herab drang, jagte Eddie kalte Schauer über den Rücken. Es stammte von dem Schwenkarm der Kamera, mit der dieser Abschnitt vom Weltrat überwachte wurde. Wenn Hackers elektronische Abwehrmaßnahmen versagten, waren sie alle geliefert.
    Unruhig marschierte Eddie an dem offenen Tor auf und ab. Er fühlt sich wie auf dem Präsentierteller. Doch es half nichts, er musste jetzt seine Rolle spielen, bis der 3-MAT das Tor passiert hatte.
    Die zermürbende Zeit des Wartens begann.
    ***
    Die Häuserzeilen des westlich des Potomac gelegenen Stadtteils Arlington waren im Laufe der Jahrhunderte zu einem hoch aufragenden Trümmerhaufen verkommen, dessen entglaste Fassaden langsam aber sicher von der Natur zurück erobert wurden. Die harten Winter dieser Region verhinderten einen tropischen Wildwuchs, wie ihn Matthew aus Rom oder Bologna kannte, trotzdem kletterten robuste Rankengewächse an den Gebäuden empor, die selbst den kleinsten Mauerspalt so lange mit ihren Wurzeln erweiterten, bis der brüchige Stein nachgab und in die Tiefe stürzte. Weite Teile der verwilderten Häuserschluchten waren völlig unbewohnt; nur die Ruinen, die den Highway 66 zu beiden Seiten säumten, quollen vor Menschen geradezu über.
    In diesem Speckgürtel ließen sich all jene nieder, die in den vorbeiziehenden Händlern und Reisenden eine gute Einnahmequelle witterten. Fern jeder Ordnungsmacht, die regulierend eingriff, hatte sich eine lärmende Meile
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