Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
037 - Enthüllungen

037 - Enthüllungen

Titel: 037 - Enthüllungen
Autoren: Bernd Frenz
Vom Netzwerk:
warnten.
    Nach der Gefangennahme hatte man Nag'or einer Reihe von unwürdigen Experimenten unterzogen, als ob er eine niedere Lebensform und kein denkendes Wesen sei. Danach wurde er von seinen Peinigern für eine Intrige missbraucht, deren Sinn ihm bis heute ein Rätsel war. Was Nag'or jedoch am meisten verstörte, war die Tatsache, dass die Running Men nicht nur ihn, sondern auch andere Menschen quälten.
    Ob der, den sie Mac nannten, eine bessere Seite der Oberflächenbewohner repräsentierte?
    Nag'or wünschte es sich, denn er wollte nicht die Hoffnung aufgeben, dass Menschen und Hydriten eines Tages in friedlicher Koexistenz miteinander lebten.
    Seine Überlegungen wühlten ihn so sehr auf, dass sich die Herzfrequenz beschleunigte. Der verstärkte Ausschlag des EKG löste umgehend einen Alarmton am Überwachungsmonitor aus.
    Nag'or schloss die Augen und reduzierte den pumpenden Takt auf das alte Niveau. Das durchdringende Summen erstarb sofort wieder, trotzdem schlurfte Doktor Ryan deutlich hörbar heran, um seinen Glastank in Augenschein zu nehmen. Nag'or kümmerte sich nicht darum. Er hatte längst begriffen, dass die Menschen lieber den Maschinen als ihren Instinkten vertrauten. Der Mediziner würde nichts Verdächtiges finden und danach wieder gehen.
    Vorsichtig sammelte Nag'or den freien Teil seines Geistes und schickte ihn mit einem Hilferuf auf die Reise.
    Der Beobachter wusste, dass er zu schwach war, um sich aus eigener Kraft zu befreien. So blieb ihm nichts anderes übrig, als immer wieder Kontakt zur Außenwelt zu suchen, auch wenn der meterdicke Beton der Kellerräume seine Rufe dämpfte. Die Chance, mit seiner telepathischen Botschaft bis ans Meer zu gelangen, war sehr gering dabei auch noch einen zufällig vorbeischwimmenden Hydriten zu erreichen, fast ausgeschlossen. Doch wenn er seine Hoffnung auf Rettung verlor, was blieb ihm dann noch?
    ***
    Hacker strich in einer ungläubigen Geste über seinen kahlgeschorenen Schädel, der im Licht der Monitore wie eine blank polierte Billardkugel glänzte. Etwas Derartiges hatte er noch nie zuvor gelesen! Atemlos raste sein Blick über die Zeilen; er fraß die Buchstaben geradezu in sich hinein.
    Ein anzügliches Grinsen spaltete die Lippen des Zwanzigjährigen und legte zwei makellose Zahnreihen frei, die in seinem schwarzen Gesicht unnatürlich weiß strahlten. Diese Romanschreiberlinge schreckte ja wirklich vor nichts zurück! Giggelnd las er weiter in dem berüchtigtem Jim Trash/Indiana Jane Crossover, das vor über fünfhundert Jahren viele SF-Fans wegen seiner frivolen Szenen empört hatte. Hacker gefielen die umstrittenen Passagen dagegen besonders gut, vor allem als er sich vorstellte, dass er es war, der in Jims starke Arme sank.
    Ein lautes Plinggg ließ seine schlüpfrigen Phantasien wie eine Seifenblase zerplatzen und zerrte ihn erbarmungslos in die trostlose Wirklichkeit zurück. Seufzend legte er das Heft zur Seite und beugte sich über den Monitor zu seiner Rechten. Die fluoreszierenden Buchstaben spiegelten sich auf seiner Netzhaut wider, während er die Nachricht mehrmals hintereinander las, obwohl sie nur aus vier Worten bestand.
    Außenteam bezog Position Alpha Nur vier Worte, doch sie reichten aus, um Hacker einen kalten Schauer über den Rücken zu jagen.
    Die Stunde der Entscheidung war gekommen! Jetzt hing alles von ihm ab. Wenn er versagte, mussten es all seine Freunde mit dem Leben bezahlen. Plötzlich wurde ihm flau im Magen; die Finger begannen zu zittern. Kalter Schweiß perlte, in seinem Nacken und nässte den Hemdkragen. Wäre doch nur Mr. Black hier. Aber der schmorte in den Verliesen des Weltrats.
    Stell dich nicht so an, haderte er mit sich selbst, die anderen riskieren doch ihren Arsch, während du im Trocknen sitzt! Aber genau das war es, was ihm zu schaffen machte. In diesem Moment hätte er sich lieber ein Gefecht mit einem Trupp Equalizer geliefert, als die Verantwortung für das Tarnmanöver zu tragen. Nervös knetete er die feuchten Hände, atmete langsam ein und aus. Die Panikattacke ging vorüber und seine Routine gewann wieder die Oberhand.
    Was soll schon passieren?, beruhigte er sich. Ich habe alle Schaltungen doppelt und dreifach geprüft.
    Mit flinken Fingern hämmerte er auf die Tastatur ein, um die vorbereiteten Befehle abzuschicken. Der digitale Mitschnitt der WCA-Kameras wurde unterbrochen und innerhalb weniger Sekunden zu einer zwanzigminütigen Endlosschleife aufbereitet. Hackers Zeigefinger verharrte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher