Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
037 - Enthüllungen

037 - Enthüllungen

Titel: 037 - Enthüllungen
Autoren: Bernd Frenz
Vom Netzwerk:
Hacker. »Wir haben uns alle schon die größten Sorgen um dich gemacht!«
    Die überschwängliche Begrüßung tat gut, trotzdem mahnte Hollyday: »Bitte Funkdisziplin einhalten.« Die Gefahr, dass sie von Crows Schergen angepeilt wurden, war verschwindend gering, trotzdem mussten sie den Kontakt so kurz wie möglich halten.
    Hacker fing sich wieder und kehrte ebenfalls zur Sicherheitsroutine zurück. »Statusbericht?«, fragte er knapp.
    »Es gibt zahlreiche Neuigkeiten, die besser nicht in die Hände von Mr. C fallen sollten«, erklärte Philipp nebulös, um unberechtigte Zuhörer im Dunklen zu lassen. »Außerdem wird mein Begleiter langsam misstrauisch. Ich plädiere für Plan B.«
    Einige Sekunden lang herrschte Schweigen im Äther, dann kehrte Hackers Stimme zurück:
    »Gib uns eine Stunde Zeit.«
    »Rendezvous in sechzig Minuten«, bestätigte Hollyday, bevor er die Verbindung beendete. Geschwind klappte er die Gürtelschnalle zurück und sah vorsichtig über die Schulter zurück.
    Drax war nirgendwo zu sehen. Mit einer verstohlenen Bewegung nahm er den Ohrempfänger heraus und verstaute das Headset wieder in der Beintasche.
    Mit weit ausholenden Schritten kehrte er ins Führerhaus zurück, in dem Matt ihn mit einem aufmunternden Lächeln empfing, das wohl die Spannung zwischen ihnen lockern sollte.
    »Dann mal los, bevor uns auf den letzten Metern noch etwas dazwischen kommt«, scherzte er. »Präsident Hymes wartet sicher schon sehnsüchtig auf unseren Reisebericht.«
    Das werde ich zu verhindern wissen!, dachte Hollyday grimmig, ließ aber äußerlich ein falsches Lächeln aufblitzen, um den Ex-Commander in Sicherheit zu wiegen. Drax würde noch früh genug dahinter kommen, dass ab jetzt nach den Regeln der Running Men gespielt wurde…
    ***
    Nag'or erwachte.
    Wie in Trance öffnete er seine Augenlider zu schmalen Sehschlitzen, um die Umgebung vorsichtig zu sondieren. Obwohl er sich mit jeder Faser seines Körpers wünschte, wieder in Hykton zu sein, hatte sich die Umgebung nicht einen Deut verändert.
    Er schwebte weiterhin in einer leicht gelblichen Nährflüssigkeit, und aus Brustkorb, Armen und Kopf wuchsen ihm Schläuche und Kabel, die Herzschlag, Gehirnfrequenz und Muskelströme aufzeichneten.
    Der zylinderförmige Tank, in dem man ihn gefangen hielt, wurde von Deckenlampen in ein bläulich schimmerndes Licht getaucht, das die ultraviolette Strahlung der Sonne imitierte. Das Labor hinter der Glasfront lag dagegen im Halbdunkel, sodass er nicht mehr als ein paar Schemen ausmachen konnte.
    Aufrecht im Wasser schwebend wartete er ab, bis sich seine Pupillen an die . schwierigen Sichtverhältnisse angepasst hatten. Endlich schälten sich die Konturen von Dr. Ryan heraus, der hinter seinem Schreibtisch hockte und etwas in eine Computertastatur eingab. Die Monitore zu seiner Linken, die Nag'ors Körperfunktionen überwachten, zeigten nicht die geringste Veränderung an.
    Das Ende der Ohnmacht hätte eigentlich zu starken Ausschlägen der Kurvendiagramme führen müssen, doch der Hydrit war in der Lage seine Körperfunktionen bewusst zu steuern. Auf die gleiche Weise hatte Nag'or die Aufnahme der Nährstoffzusätze gestoppt, die ihn in einen Zustand latenter Betäubung versetzen sollten.
    Vorsichtig wandte er den Kopf zur Seite, bis er den nackten Menschen sah, der neben ihm in einem identischen Glastank schwebte. Der Anblick des Bewusstlosen, den sie Mac nannten, löste ein Gefühl der Scham in Nag'or aus. Er hatte diesem Mann Gewalt angetan, als er sein Innerstes duplizierte und auf einen Dritten übertrug, nur weil ihm seine Peiniger dafür die Freiheit versprachen. Natürlich hielten ihn die Running Men weiterhin gefangen, doch dieser Betrug hatte Nag'or nicht weiter überrascht. Was konnte er schon von Oberflächenbewohnern erwarten, die nicht einmal ihresgleichen schonten?
    Nag'or hatte die Geistesübertragung vorgenommen, um endlich den bohrenden Verhören ein Ende zu setzen, aber seit der frevelhaften Tat peinigten ihn Gewissensbisse. Selbst die Gebete zu Ei'don brachten keine Vergebung, sondern nur die Gewissheit, dass es seine Pflicht als Beobachter war, so viel wie möglich über das Verhalten der Oberflächenbewohner zu erfahren.
    Seit Jahrhunderten war kein Hydrit den Menschen so nahe gekommen wie er, doch Nag'or hätte auf dieses Privileg liebend gern verzichtet. Ihm gegenüber hatten sich die Menschen als genau die gefühllosen Monster erwiesen, vor denen die Legenden seines Volkes stets
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher