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037 - Die seltsame Gräfin

037 - Die seltsame Gräfin

Titel: 037 - Die seltsame Gräfin
Autoren: Edgar Wallace
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unerwartet nach Hause gerufen wurde, weil sein Vater schwer erkrankt war. Als er in Schottland ankam, fand er den Grafen sterbend. Er erlag einem schweren Scharlachfieber. Es war ein grausames Schicksal, daß William angesteckt wurde und zwei Tage nach seinem Vater starb. Er hinterließ eine Witwe, die nicht wußte, wer er in Wirklichkeit war und wo er sich aufhielt.
    Auf dem Sterbebett erzählte er seiner Stiefmutter, der jetzigen Gräfin Moron, daß er sich verheiratet hatte, und bat sie, nach seiner Frau zu schicken. Sie tat es nicht, besonders als sie erfuhr, daß seine Frau nicht wußte, wer er war und wo er wohnte. Erst einige Zeit später ging die Gräfin nach Hereford, um die Witwe ausfindig zu machen. Mrs. Pinder lebte bei einer exzentrischen Frau, die etwas verrückt war. Sie hatte schon oft gedroht, Selbstmord zu verüben, und es traf sich, daß sie gerade an dem Morgen, an dem Lady Moron in Hereford ankam, Gift nahm. Die Gräfin ging in das Haus, um ihre Neugierde nach der Frau ihres Stiefsohnes zu befriedigen. Als sie in das Zimmer trat, fand sie die tote Frau. Auf dem Tisch lag ein Brief, der die Gründe des Selbstmordes erklärte.
    Lady Moron war eine Frau von raschem Entschluß. Hier fand sie eine günstige Gelegenheit, einen möglichen Anspruch auf die Familiengüter der Morons für immer zu beseitigen. Auf dem Tisch lagen auch Juwelen und Geld verstreut. Sie nahm alles an sich und ging damit in das Zimmer der jungen Frau. Sie vermutete wenigstens, daß es ihr Zimmer war, da sie Williams Fotografie auf dem Kamin stehen sah. Es ist übrigens diesselbe Fotografie, die später in Lois' Zimmer geschmuggelt wurde, um festzustellen, ob sie ihren Vater kannte. Gräfin Moron legte die Juwelen und das Gift in einen kleinen Kasten, verschloß ihn und nahm nicht nur den Schlüssel, sondern auch den Brief mit sich, der Mrs. Pinders Unschuld und die Schuld der Gräfin Moron bewiesen hätte, wenn ihre Handlungsweise bekannt geworden wäre.
    Wie Sie wissen, wurde Mary Pinder angeklagt, zum Tode verurteilt und dann zu einer zwanzigjährigen Haftstrafe begnadigt. Im Gefängnis kam ihre kleine Tochter zur Welt, und eine befreundete Nachbarin nahm sich des Kindes an. Aber aus irgendeinem Grund wurde in den Zeitungen verbreitet, daß das Kind der Hereford-Mörderin gestorben sei. Dieser Umstand beruhigte die Gräfin. Sie machte keine Anstrengungen mehr, die Wahrheit der Geschichte nachzuprüfen, bis sie eines Tages zufällig erfuhr, daß Lois Reddle das Kind der Mrs. Pinder sei. Wie sie zu dieser Kenntnis kam, habe ich nicht herausfinden können.
    Vor vielen Jahren erhielt ich die überzeugende Mitteilung, daß William verheiratet gewesen war und auf dem Totenbett nach seiner Frau geschickt hatte. Ich sah ihn gleich nach seinem Tod und entdeckte einen goldenen Trauring an seinem kleinen Finger, der aber bei der Beerdigung bereits entfernt worden war. Ich war davon überzeugt, daß das Mädchen, die Erbin seines Titels, am Leben sein müsse, und suchte nach ihr. Schließlich fand ich heraus, daß sie in Leith tätig war, und brachte sie nach London in meine Kanzlei, so daß ich sie stets bewachen konnte. Für alle Fälle engagierte ich aber noch den tüchtigsten Detektiv zu ihrem Schutz.
    Gelegentlich entdeckte ich, daß die Gräfin irgendeine dunkle Ahnung hatte, wer sie war, und ich muß bekennen, daß ich zögerte, meine Einwilligung zu geben, als sie das Mädchen in ihrem Haus als Sekretärin anstellen wollte. Ich beriet mich erst lange mit Mr. Dorn, bevor ich meine Zustimmung gab. Ich teilte meinen Verdacht den Gerichten mit, und es wurde ein besonders befähigter Polizeibeamter, Sergeant Braime, als Diener in den Haushalt der Gräfin geschmuggelt, um herauszufinden, ob sie töricht genug war, den Brief der Selbstmörderin aufzubewahren.«
    Er machte eine Pause und sprach erst nach einiger Zeit weiter.
    »Als mir Miss Smith Mr. Dorns Brief zeigte, wurde Mr. Wills von mir nach Gallows Farm gesandt. Er rief mich heute abend an, daß er den Wagen verfolgt habe, in dem Mrs. Pinder von Gallows Farm entführt wurde, und daß Mrs. Pinder, Mr. Chesney Praye und Dr. Tappatt in Morons Estate angekommen seien. Daraufhin benachrichtigte ich Scotland Yard. Bevor ich hierherkam, erfuhr ich noch, daß Praye und Tappatt verhaftet wurden, als sie vor dem Portal von Morons Estate in ein Auto steigen wollten, um damit zu fliehen.
    Die Gräfin Moron hat man nicht mehr verhaften können. Sie erschoß sich in dem Augenblick, als die
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