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037 - Die seltsame Gräfin

037 - Die seltsame Gräfin

Titel: 037 - Die seltsame Gräfin
Autoren: Edgar Wallace
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und sie glaubte nicht, daß er auch die Macht habe, seine Versprechungen zu erfüllen: Ihr Gefühl sagte ihr, daß das Wort dieses Mannes wertlos sei.
    »Ich kann mich nicht entscheiden, bevor ich nicht Mr. Dorn gesehen habe.«
    Sie wußte selbst nicht, warum sie den Namen des Detektivs in diesem Augenblick erwähnte. Sie wollte Zeit gewinnen und nahm den ersten Namen, der ihr ins Gedächtnis kam. Sie hätte sich ebensogut auf Mr. Shaddles berufen können.
    »Dorn! Da liegt also der Hase im Pfeffer? Wie? Michael Dorn ist der Auserwählte? Nun, ganz gleich, Dorn oder nicht Dorn, Sie werden mich morgen früh um zehn Uhr heiraten - ich bin zu weit gegangen, um noch zurück zu können. Außerdem ist Dorn - tot.«
    »Tot?« schrie sie entsetzt auf.
    »Er kam heute morgen hierher, um nach Ihnen zu sehen, und -«
    Die Tür öffnete sich langsam.
    »Ich brauche dich jetzt nicht, Tappatt, mach die Tür zu!«
    Aber sie öffnete sich allmählich immer weiter, und dann erschien langsam die schwarze Mündung einer Pistole, dann ein Arm und zuletzt das lächelnde Gesicht Michael Dorns.
    »Hände hoch, Praye!« rief er. »Ich will Sie mitnehmen!«
    Als sich die Tür öffnete und die Hand sich hereinstreckte, griff Chesney blitzschnell nach einem Ebenholzlineal, und als er in das ihm so verhaßte Gesicht Michael Dorns sah, schlug er mit einem Hieb die Petroleumlampe vom Tisch. Man hörte ein Splittern von Glas. Lois schrie wild auf.
    Praye stürzte auf sie los. Sie hörte, wie die Tür zugeschlagen wurde und wie jemand stöhnte. In der nächsten Sekunde waren die beiden Männer handgemein. Sie wich weiter und weiter in die Ecke des Raumes zurück, je mehr die Tische und Stühle in den Kampf hineingezogen wurden. Chesney brüllte und rief laut nach dem Doktor. »Doktor - Hilfe! Faß dieses Schwein!«
    Plötzlich wurde die Tür aufgerissen, und Lois hörte forteilende Schritte. Chesney schien sich entfernt zu haben.
    »Bleiben Sie stehen, wo Sie sind!« Das Zimmer roch nach Petroleum. »Stecken Sie kein Streichholz an«, rief Michael, aber kaum hatte er die Worte ausgesprochen, als schon eine helle Flamme aus dem Kamin herausfuhr. Das aus der Petroleumlampe ausgelaufene Öl war mit der rotglühenden Asche in Berührung gekommen, und im nächsten Augenblick stand der ganze Fußboden in Flammen.
    Lois war starr vor Schrecken, aber bevor sie sich rühren konnte, hatte Dorn sie gepackt und trug sie auf den Gang.
    »Gehen Sie schnell nach hinten - die Hunde tun Ihnen nichts«, sagte er. Dann eilte er die Treppe hinauf und drang in das Gefängnis von Mrs Pinder ein.
    Aber der Raum war leer, und es war weder etwas von Tappatt noch von der Frau zu entdecken. Er eilte wieder hinunter in die Halle und lief zur Haustür. Als er ins Freie trat, sah er, wie Chesneys großer Wagen eben in voller Fahrt gegen das geschlossene Tor anrannte. Krachend sprang es auf, und die Schlußlichter des Wagens verschwanden.
    Der vordere Raum brannte jetzt lichterloh. Er durchsuchte das Zimmer der Haushälterin, aber es war auch leer. Es hatte keinen Zweck, noch weiter nachzuforschen. Dr. Tappatt war fort und mit ihm auch die unglückliche Mutter von Lois. Er ging wieder zu dem Mädchen, und sie erzählte ihm, was sich ereignet hatte, bevor er in das Zimmer kam.
    »Das war also Chesneys Absicht«, sagte Dorn bitter.
    »Tappatt hat sicher an der Tür gehorcht und dachte, daß man ihn im Stich lassen wollte - da entschied er sich dafür, zu fliehen. Als Praye Ihre Mutter aus dem Zimmer schickte, muß sie der Doktor in den Wagen gebracht haben, und als er den Kampf hörte, machte er sich zur Abfahrt fertig.«
    »Wo wird er sie hinbringen? Was wird geschehen?« fragte sie angsterfüllt. Sie hängte sich wie ein erschrockenes Kind an ihn.
    Als er die bebende Gestalt in seinen Atmen hielt, dachte er nicht mehr an die Welt und ihre traurigen Schrecken und lebte für einen Augenblick in einem Himmel von Glück.
    »Liebes Kind!« Seine Hände zitterten, als er ihre Wange streichelte. »Ihre Mutter ist nicht in Gefahr - sie wagen es nicht, etwas gegen sie zu unternehmen.«
    »Es war zuviel für mich«, sagte sie schluchzend, während sie ihr Gesicht an seine Brust legte. »Michael, ich fürchte mich so sehr - was wird mit meiner Mutter geschehen?«
    »Nichts - niemand wird ihr etwas tun.«
    Das Feuer hatte sich ausgebreitet, und Flammen schlugen aus dem Dach.
    »Es wird wie Zunder brennen - es tut mir leid.«
    »Es tut Ihnen leid?« fragte sie überrascht.
    »Ich bin
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