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0369 - Das Grauen aus dem Bleisarg

0369 - Das Grauen aus dem Bleisarg

Titel: 0369 - Das Grauen aus dem Bleisarg
Autoren: Jason Dark
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und rechnete damit, sich diese nur eingebildet zu haben.
    Das stimmte nicht, denn die Stimme meldete sich ein zweites Mal.
    »Willst du mich nicht begrüßen, Thelma?«
    Die so Angesprochene hatte Mühe, überhaupt Worte zu finden.
    »Wer, wer bist du?« hauchte sie schließlich stotternd.
    »Kennst du mich nicht?«
    »Nein.«
    »Hast du mich nicht gesucht?«
    Da wusste sie endlich Bescheid. Thelma hatte es sich schon zuvor gedacht, es aber nicht zugeben wollen, und nun sprach zu ihr ein Skelett, das sich als ihre Ahnherrin vorstellte.
    Darüber konnte sie sich nur wundern und auch entsetzen, denn als ihr Blick von der Rose weg auf das knöcherne Gesicht fiel, sah sie, dass sich der Unterkiefer bewegte.
    »Ich freue mich, dass du gekommen bist, um eine Tote zu besuchen. Lange habe ich warten müssen. Eigentlich zu lange, wie du dir vorstellen kannst. Aber jetzt ist ja alles anders, nicht wahr, kleine Thelma.«
    »Vielleicht…«
    »Nicht vielleicht, du darfst nicht mehr zweifeln. Du hast mich gesucht und gefunden. Ich will dich als Auserwählte der Familie Lockhead bezeichnen. Du bist die Erste, die den Ruf empfangen hat.«
    »Gibt es noch mehr?«
    Aus dem Maul des Skeletts strömte ein leises Lachen. »Kennst du deine Familie nicht?«
    »Doch«, erwiderte Thelma mit zittriger Stimme.
    »Dann ist ja alles klar.«
    »Bitte, für mich nicht. Ich komme damit nicht zurecht. Willst du etwa sagen, dass du allen Bescheid gegeben hast?«
    »Natürlich.«
    »Und wann kommen sie?«
    Abermals hörte sie das Lachen. »Das steht noch alles in den Sternen, wie ihr immer sagt.«
    Es war für Thelma beinahe unmöglich, die Antwort zu begreifen.
    Sie hörte sie, sortierte sie auch ein, aber sie kam nicht dazu, daraus irgendwelche Folgeerscheinungen abzulesen. Alles war noch zu vage, hing noch in der Luft, und so wartete sie, bis sich die knöcherne Ahnfrau wieder meldete.
    Die menschliche Person schien gestorben zu sein, so regungslos stand sie da und hielt noch immer das Rosenblatt zwischen den Fingern.
    Obwohl Thelma in die leeren Augenhöhlen der Knöchernen blickte, wurde sie einfach das Gefühl nicht los, dass sich dort Leben eingenistet hatte. Die Tiefe in den Pupillenschächten war dunkel, dennoch lebte sie und gab es auch ab.
    »Weshalb tust du das alles?« hauchte die Frau. »Nenn mir den Grund. Ich bitte dich!«
    »Es ist doch klar, aus welchem Grunde ich dich und die anderen zu mir gerufen habe«, erklang die zischende Antwort. »Weißt du, wie ich gestorben bin?«
    »Ja, vielleicht. Man sprach davon, dass du…«
    »Wahnsinnig geworden bist!« vollendete das Skelett. »Man hat mich in den Wahnsinn getrieben. Es war die eigene Familie, die mich hasste, in einen Bleisarg steckte und mich begrub. Ich wurde als Schande angesehen, aber sie alle haben nicht damit gerechnet, dass es stärkere Kräfte als den Tod gibt. Und das werden alle Nachkommen zu spüren bekommen. Die Lockheads sollen das gleiche Schicksal erleiden wie ich. Ihr werdet einen Horror erleben, der seinesgleichen sucht. Die Blume, die man mir als spöttische Grabbeilage hinzugelegt hat, ist nicht verblüht. Ein Zeichen, dass noch Leben in mir steckt. Und dieses Leben wird dafür Sorge tragen, dass anderes vernichtet wird. Jedes Mitglied der Familie Lockhead kommt an die Reihe, Thelma.«
    »Auch ich?«
    »Du bist sogar die Erste, denn du hast Kontakt mit der Rose gehabt, meine Liebe.« Vielleicht hättest du dich nicht so drängeln sollen, dann wäre dir eine Galgenfrist gewährt worden, so aber sieht alles völlig anders aus. »Hast du gehört?«
    »Ja.«
    »Dann geh jetzt!«
    »Wohin?«
    »Du wirst den Ausgang finden, den Ausgang finden…« Das Skelett wiederholte die Antwort, bevor sie durch ein schauriges Lachen abgelöst wurde. Es hallte durch die Gruft, steigerte sich zu einem Inferno, und die zurücktretende Thelma hatte das Gefühl, als würde es sich gleichzeitig in Blitze verwandeln, die in ihren Schädel schlugen.
    Sie taumelte nach hinten. Es gelang ihr kaum, sich auf den Beinen zu halten. Aus ihrem weit geöffneten Mund drangen ächzende Laute, der Schädel schien zu einem Karussell zu werden, und noch immer war das satanische Gelächter die Antriebsfeder.
    Auf dem Absatz warf sich Thelma herum. Dass sie dabei in die falsche Richtung lief, störte sie nicht. Mit weit ausgebreiteten Armen und lallend rannte sie in die Dunkelheit hinein, sodass es kam, wie es kommen musste. Irgendwann erreichte sie die ersten Ausläufer des Knochenbergs und torkelte
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