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0369 - Das Grauen aus dem Bleisarg

0369 - Das Grauen aus dem Bleisarg

Titel: 0369 - Das Grauen aus dem Bleisarg
Autoren: Jason Dark
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»Sie schmeckt mir am Morgen besonders gut.«
    »Immerhin haben wir schon Mittag«, erklärte Mary Sinclair.
    Ich stäubte Asche ab. »Dann wird es Zeit, dass wir uns noch einmal umschauen.«
    »Am Wohnmobil?« fragte mein Dad.
    »Ja.«
    »Meinst du, dass es da noch Spuren gibt?«
    »Ich will es hoffen. Wenn du mitkommen willst, ich habe nichts dagegen.«
    »Im Prinzip gern, aber ich habe einen Termin, den ich unbedingt wahrnehmen muss. Wir sehen uns ja am Nachmittag. Du kannst sowieso meinen Wagen haben.«
    »Darum wollte ich dich gerade bitten.«
    Mein Vater griff in die Tasche und holte die Wagenschlüssel hervor. »Er steht vor der Garage.«
    »Aber Sie bleiben doch hier?« wandte sich meine Mutter an Shao.
    »Natürlich. Ich möchte mich auch ein wenig im Dorf umschauen.«
    Shao deutete zum Fenster. »Es ist heute ein so herrlicher Tag. Sogar die Sonne scheint.«
    »Der erste Hauch von Frühling.«
    »Und den will ich genießen.«
    »Gut, Miss Shao, dann werden wir beide mal den Ort unsicher machen. Lauder wird Ihnen sicherlich gefallen, und Sie werden es gar nicht mehr so toll finden, wieder in London zu wohnen.«
    Meine Mutter gab einfach nicht auf. Sie versuchte immer wieder, uns aus London in die schottische Heimat zu locken. Das ließ sich mit meinem Job jedoch nicht vereinbaren.
    Ich wandte mich wieder an meinen Vater. »Sag mal, was ist eigentlich mit diesem Hackett passiert, der den Sergeant angeschossen hat und dich auch getötet hätte.«
    »Er sitzt.«
    »Hat er geredet?«
    »Das weiß ich nicht. Erhoffst du dir denn etwas von seinen Aussagen?«
    »Immerhin hat er für Samaran gearbeitet. Vielleicht weiß er etwas über seinen Boss.«
    »Glaube ich nicht. Samaran wird schlau genug gewesensein und ihm nichts gesagt haben. Den schätze ich so ein.«
    »Dennoch werde ich auf dem Rückweg an der Polizeistelle vorbeifahren. Ich weiß ja, wo sie liegt.« Sacht schob ich den Stuhl zurück. »Mutter, es hat phantastisch geschmeckt.«
    Auch die anderen stimmten mir zu, und meine Mutter bekam bei so viel Lob einen roten Kopf.
    Zwei Minuten später hatten Suko und ich uns verabschiedet und das Haus verlassen.
    ***
    Das Licht blieb, und es erweckte weiterhin die Hoffnung in Lady Thelma. Wenn sie gekonnt hätte, wäre sie gelaufen, so aber hinderte sie das Meer der Gebeine daran.
    Hatte es sie zu Beginn starke Überwindung gekostet, sich durch die Knochen zu wühlen, so änderte sich dies nun. Thelma hatte sich daran gewöhnt, ihren Weg auf so ungewöhnliche Art und Weise zu finden, und sie schaufelte bei jeder Vorwärtsbewegung die Knochen zur Seite. Manchmal blieben ihre Finger auch in leeren Augenhöhlen und Nasenlöchern stecken. Dann musste sie sich die Schädel regelrecht von den Fingern schütteln.
    An den scharfen Knochenkanten hatte sie sich einige Male die Finger aufgeschnitten, und sie spürte das Blut als Schmierfilm auf ihrer Haut. Wenn diese große Gruft jetzt erleuchtet gewesen wäre, hätte man der Tropfenspur genau folgen können.
    Noch immer konnte sie nicht normal laufen, aber sie stellte fest, dass die Gebeine weniger wurden. Manchmal schabten ihre Handflächen nicht mehr über Knochen, sondern über raues Gestein.
    Nur noch wenige Meter, dann hatte sie es tatsächlich geschafft.
    Kein Knochen lag vor ihr, sie konnte sich frei bewegen, auch aufstehen und auf das Licht zugehen.
    Kaum stand sie auf den Füßen, als Schwindel sie überkam und sie sich zunächst einmal fangen musste. Der Kreislauf war ein wenig in Unordnung geraten. Durch tiefes Einatmenregulierte sie ihn wieder und ging weiter, wobei sie auf kein weiteres Hindernis mehr stieß.
    War das Licht in der Sekunde der Entdeckung noch sehr klein gewesen, so veränderte es sich nun. Und aus der Nähe betrachtet, wirkte es sogar wie eine große Kugellampe, die violett leuchtete.
    Der Schein blieb auch nicht auf die Quelle beschränkt. Er breitete sich in vier Richtungen hin aus, sodass er inmitten der Finsternis eine regelrechte Insel schuf.
    Aus ihr schälten sich Umrisse hervor.
    Thelma wollte es nicht glauben, aber sie hatte sich nicht getäuscht, denn die Umrisse hatten eine ganz bestimmte geometrische Form, die auch ihr bekannt war.
    So sah ein Sarg aus!
    Als sie dies erkannte, wäre sie am liebsten wieder gegangen, aber sie traute sich nicht, den Weg zurückzulaufen, und so setzte sie sich langsam in Bewegung.
    Die Angst hatte zugenommen, obwohl die Finsternis inzwischen gewichen war. Lady Thelma hatte auch erkannt, dass der Sarg kein
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